"Ich will in die Topliga!" Roger Riewe definiert seine Ziele ohne Umschweife. Als neuer Professor für Hochbau und Entwerfen wird der 42-jährige Architekt sieben Jahre lang am Hochbauinstitut der TU Graz unterrichten. Der Deutsche will seine Studenten dabei auf das neue, veränderte Berufsbild des Architekten vorbereiten. "Die künstlerische Seite kommt zwar nicht zu kurz, ein Künstler wird aber zu schnell aufgerieben", so Riewe über sein Ziel, "spezialisierte Generalisten" heranzubilden, die nicht nur entwerfen können, sondern auch etwas von Projektentwicklung verstehen.
Roger Riewe will aber auch das universitäre Niveau anheben und die heiligen Hallen mit internationalem Flair durchlüften. "Dazu gehört der Austausch von Studenten und Lehrenden", so Riewe. Er werde seine guten Kontakte zu Hochschulen in Barcelona, Los Angeles oder Rotterdam nutzen, um prominente Namen wie Rem Koolhaas zu Vorträgen und Gastkritiken zu holen, verspricht der frischgebackene Professor.
Roger Riewe wurde 1959 in Bielefeld geboren, studierte Architektur in Aachen und gründete 1987 in Graz gemeinsam mit Florian Riegler das Architekturbüro Riegler Riewe. Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählen die informationstechnischen Institute an der TU oder der Flughafen in Graz. Zurzeit arbeiten Riegler Riewe am Um- und Neubau des Innsbrucker Bahnhofs. Roger Riewe ist auch Vorstandsmitglied der Architekturstiftung österreich.
Am Tag nach dem Großangriff auf das New Yorker World Trade Center war Feuer am Dach. Hochhäuser wurden voreilig mit Bann belegt, auch in der erst jungen Wiener Hochhausszene machte sich Unsicherheit breit. Manche Bauherren gingen in Deckung: Die Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum (WED) verschob "aus Pietätsgründen" die für Ende September geplante Eröffnung des Ares Towers bis ins nächste Frühjahr. Eine Bedrohung für den 100 Meter hohen Doppelturm sehe man aber nicht. Der Bauherr des Twin Towers, die Wienerberg City Errichtungsgesellschaft, ließ sich von ihren Wiener Statikern Thumberger und Kressmeier attestieren, dass die Stahlbetonbauweise der beiden 138 und 127 Meter hohen Glastürme sicherer sei als der in Amerika übliche Stahlbau, der bei den 411 Meter hohen WTC-Türmen angewandt wurde. Für Mitte Oktober wurde eine Räumungsübung anberaumt, die aber immer schon geplant gewesen sei, wie die Hausverwaltung versichert.
Auch bei den Mietern im 202 Meter hohen Wiener Millennium Tower herrschte Verunsicherung. Schon im Mai habe eine Evakuierungsübung stattgefunden, erzählt Objektleiter Jürgen Haussecker. Mit scheinbar gutem Ergebnis: "Obwohl wir mit 20 Minuten gerechnet haben, waren die Geschoße in acht Minuten evakuiert!" Worauf sich Hausherr Georg Stumpf veranlasst sah, zu behaupten, sein Turm sei sicher und könne in fünf Minuten evakuiert werden. Was so nicht stimmt: Bei der Katastrophenübung nahmen laut Haussecker nämlich nur die Mieter der ersten 20 Geschoße teil.
Dennoch dürfte sich nach der ersten Aufregung in der öffentlichkeit die Einsicht durchgesetzt haben, dass beim Angriff auf das WTC primär nicht ein Gebäude vernichtet, sondern die Vereinigten Staaten und "ihr Symbol für den virtuellen Kapitalismus", wie es der slowenische Kulturphilosoph Slavoj Zizek ausdrückte, ins Herz getroffen werden sollten.
Kammerfunktionär zu werden, liegt nicht jedem. "Freunde fragen mich, warum ich mir so etwas überhaupt antue", so die Wiener Architektin Silja Tillner über die Reaktionen auf die Nachricht, dass sie zur neuen Vize-Vorsitzenden der Architekten in der österreichischen Ingenieurkammer gewählt wurde. Doch mit einem ein Ziel vor Augen lassen sich die Mühen des Funktionärsdaseins leichter überstehen. Die 41-jährige Tillner jedenfalls hat sich einiges vorgenommen: "Nach dem Amsterdamer Vertrag muss im Arbeitsleben eine Frauenquote von 25 Prozent erreicht werden. Das wäre doch ein schönes Ziel", so die Architektin zu der ihrer Meinung nach immer noch unbefriedigenden Zahl von Frauen ihres Berufsstandes, die an öffentliche Aufträge herankommen oder in Wettbewerbsjurys sitzen. Der seit Mai 1999 gültige EU-Vertrag sieht die Möglichkeit nationaler Maßnahmen zur Bevorzugung von Frauen vor.
Für Bundeskammerpräsident Peter Scheifinger geht es weniger um Quoten als darum, strukturell daran zu arbeiten, dass Frauen selbstverständlich in allen Bereichen vertreten sind. In der männerdominierten Funktionärs-, Politik- und Beamtenszene könne ein höherer Frauenanteil nur positiv sein: "Frauen sorgen für eine Klimaveränderung, für eine bessere Gesprächskultur", zeigt sich Scheifinger als Feminist. Außerdem sei es erfreulich, dass sich mit Silja Tillner eine Vertreterin der jüngeren Generation in die Kammer einbringt. Ein solches Signal sei dringend notwendig. "Das ist ein Aufruf, dass andere das auch tun", so der streitbare Präsident.
Wie lange sie den ehrenamtlichen Job in der Kammer machen wird, weiß Tillner noch nicht so genau. "Jetzt einmal bis zur nächsten Wahl im Mai", dann werde man weiter sehen.
Geht es nach der Wiener Arbeiterkammer, werden Umweltverträglichkeits-prüfungen (UVP) in österreich in Zukunft noch schwieriger. Die änderung des UVP-Gesetzes vom Vorjahr, wodurch die Rechte von Anrainern und Bürgerinitiativen in den Verfahren eingeschränkt und die Verfahren für viele Anlagen vereinfacht wurden, stößt der AK sauer auf. Deshalb verlangt sie von der Bundesregierung die sofortige Ratifizierung der 1998 beschlossenen Aarhus-Konvention.
Diese regelt den Zugang zu Umweltinformationen und die Beteiligung der öffentlichkeit und wurde bisher von Dänemark, Italien sowie 17 Nicht-EU-Mitgliedern ratifiziert. "Eine Ratifizierung durch österreich würde eine Erweiterung des Umweltrechts bringen", glaubt Wolfgang Lauber, stellvertretender Leiter der Umweltabteilung. AK-Rechtsanwalt Michael Hecht sieht vor allem eine Ausweitung der Verfahren auf kleine Projekte im Bereich von Abfallbehandlungsanlagen oder in der Infrastruktur, sollte sich die Regierung zu einer Ratifizierung entschließen.
Die Halle soll bereits stehen, demnächst werden die Maschinen folgen. Wenn alles fertig ist, geht für den Industriellen Friedrich Schmid ein lang gehegter Traum, der Markteintritt in China, in Erfüllung. Nicht von ungefähr, gilt das Riesenreich doch als der Hoffnungsmarkt für Dämmstoff schlechthin.
Bis die Kasse richtig klingelt, muss jedoch noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn außen liegende Gebäudedämmung ist in den Smogmetropolen Peking und Shanghai weitgehend unbekannt. Ein Anfang ist aber gemacht, die erste Million Quadratmeter Dämmstoff ist dem Vernehmen nach bereits verkauft. "Es ist richtig, dass wir uns den chinesischen Markt für unsere Produkte angesehen haben", bestätigt Juniorchef Ro-bert Schmid das geplante Engagement in China. Für Details sei es aber noch zu früh, weil die entsprechenden Verträge noch nicht finalisiert seien.
Das Bauwesen bietet bekanntlich eine Reihe von Möglichkeiten, den Finanzminister auszubremsen. Am häufigsten verbreitet sind Schwarzarbeit und die Beauftragung von Subfirmen, die als letztes Glied in einer langen Kette die Umsatzsteuer nicht abführen. "Ein System zu Lasten anderer Steuerzahler", wie der Bundessteuerinspektor Hermann Madlberger erklärt.
Seit rund drei Jahren versucht die Finanz deshalb durch so genannte Kettenprüfungen gegen die Sünder am Bau vorzugehen. Beginnend vom Generalunternehmer über auftragnehmende Mittelbetriebe bis hin zu Zulieferern, Arbeitsvermittlern und wendigen Subfirmen werden die Entrichtung der Lohnsteuer und der Fluss von Umsatzsteuer geprüft.
Ab der dritten Stufe werden die Prüfer besonders häufig fündig. Subfirmen, deren Existenz sich hierzulande nicht selten auf Postkasten, Telefon und Fax beschränkt, machen viel Arbeit. "Deren Chef sitzt irgendwo, etwa in der Slowakei, in einem Café und koordiniert per Handy seine Bautrupps", erklärt er. Dass dessen Motivation für das Abliefern der Umsatzsteuer eher gering ist versteht sich. "Wir können diese offenen Forderungen nur dann einbringen, wenn wir den Geschäftsführer in österreich antreffen und die Aktion gut und rasch vonstatten geht", weiß Madlberger.
All jene, die deswegen von einer "Aktion scharf" der Steuerbehörde sprechen, liegen, so Mandlberger, falsch. Es sei mittlerweile "marktbedingte Usance", dass Generalunternehmer den untersten Preis kalkulieren und Angebote für Teilleistungen unter dem heimischen Kollektivvertrag liegen. Dementsprechend müsse auch die Reaktion der Behörden ausfallen.
Für Generalunternehmer und Auftrag-nehmer der ersten Stufe hat der oberste Steuerprüfer einen Tipp: die Beauftragung anständiger Subfirmen. Denn im Grunde, so Madlberger, sei die Sache ganz einfach: "Das gesamte System funktioniert nur, wenn die Großen mitmachen."
Die BAI (Bauträger Austria Immobilien GmbH) muss weiterhin zittern. Die bereits geplante Vertragsunterzeichnung mit dem portugiesischen Immobilieninvestor Sonae Imobiliaria kam im letzten Moment doch nicht zustande.
Die Beteiligung von Sonae wäre für die Realisierung des 4,2 Milliarden Schilling (310 Millionen Euro) schweren Projektes Wien-Mitte dringend erwünscht, da das Projekt bereits unter starkem Druck von seiten der Bezirksverwaltung steht. Mit mindestens einer Milliarde Schilling (70 Millionen Euro) würde Sonae einsteigen. "Es gilt noch zahlreiche Punkte zu klären", sagt Sonae-Manager Heiko Stedele, der sich, was die Terminsetzung betrifft, absolut nicht festnageln lässt.
Die zentrale Lage des Projektes sei zwar attraktiv, was den zögerlichen Investoren aber nach wie vor Kopfzerbrechen bereitet, ist die gemeinsame Flächennutzung mit der öBB. "Schließlich würden wir als Betreiber des Shoppingcenters einen Teil des Bahnhofes mitbenutzen", erläutert Stedele. Andererseits sehe man aber, dass der Trend bei Shoppingcentern weg von der Peripherie hin zu innerstädtischen Lagen geht, und dort habe man es nun mal mit einer komplexeren Ausgangssituation zu tun.
Der Bahnhof als "attraktiver Standort für Shopping- und Entertainmentcenter", wie die öBB dies mehr als einmal propagierte, dürfte für Investoren also doch nicht nur verlockend sein. Ein Verkehrsknotenpunkt bringt zwar in der Regel eine erhöhte Kundenfrequenz, auf die Geschäftsinhaber heiß sind, andererseits scheint die Aussicht einer gemeinsamen Flächennutzung mit dem Bahnhofsbetrieb abzuschrecken.
Wolf Dieter Prix und Helmut Swiczinsky stehen als Coop Himmelb(l)au im Rampenlicht. Die eigentlichen Eigentümer der GesmbH sind laut Firmenbuch die beiden Wiener Architekten Heinz Neumann und Frank Stepper. An der Diskrepanz zwischen zahlreichen Wettbewerbssiegen und den in der Folge nur spärlich stattfindenden Ausführungen können auch sie nichts ändern. Viele Projekte liegen auf Eis, andere sind nicht abgerechnet oder lassen die Kassen nicht wirklich klingen. Insider bezweifeln etwa, dass beim Projekt Gasometer irgendein dort tätiger Planer gut verdient haben könnte.
Die Folge für Coop Himmelb(l)au: ein veritabler Engpass, der Mitarbeitern einen mehrwöchigen Zwangsurlaub bescherte. Ein Umstand, der im Büro selbst bestritten wird: "Wir haben gar keine Mitarbeiter, die wir in den Urlaub schicken könnten", erklärt der Projektmanager Gerhard Rieder. Alles weitere sei Privatsache und gehe niemanden etwas an. Bei weitem professioneller ist der 50-Prozent-Eigentümer Heinz Neumann: "Ich glaube, dass das Büro erfolgreich ist und es nicht zu einer Insolvenz kommt", erklärt er. Sobald die Coop-Himmelb(l)au-Projekte in Frankreich, in den USA, Wien Liesing, beim Mautner-Markhof-Spital in die Ausführung gingen, gäbe es keinen Grund für das Scheitern des imageträchtigen Büros.
Neumann bittet um Fairness und Verständnis und liefert auch gleich eine Erklärung für die Misere: "Die Wettbewerbe sind ein Grab, für jede Schwammerlhütte wird ein Wettbewerb initiiert und dann erklärt der Auslober in vielen Fällen, dass er eigentlich kein Geld hat", poltert er. Damit kreidet Neumann einmal mehr die wettbewerbsfreundliche Politik der Architektenkammer an.
Fehlende Rohbau- und Polierpläne für den Neubau des Bregenzer Krankenhauses beschäftigen dagegen das Architekturbüro Volker Giencke. Die Verantwortlichen im Land haben nun die Notbremse gezogen und dem Planer die Verantwortung entzogen. Um Termine und Kosten zu retten, wurde Gienke dazu gedrängt, mit dem Vorarlberger Platzhirschen Baumschlager-Eberle eine AG zu bilden. Ihr Auftrag: Behebung der Planungsrückstände und Verbesserung der Baubegleitung.