Mittwoch, April 16, 2025
Report: Herr Senatsrat, Sie sind neuer Leiter der für Stadtgestaltung und Architektur zuständigen Magistratsabteilung 19, aus der Sie kommen. Sehen Sie darin Vorteile gegenüber einem Architekten aus der Praxis, wie ihn sich Ihr Vorgänger Dieter Pal als Leiter vorgestellt hat?

Matousek: Ein Architekt von außen hat ein Leben vorher und vielleicht auch nachher. Als Beamter bin ich niemandem gegenüber verpflichtet, ich kann ohne Belastung Empfehlungen darlegen.

Was haben Sie sich als neuer Leiter vorgenommen?

Ein dezidiertes Programm gibt es nicht, wir sind ja in ein Regelwerk eingebunden. Die MA 19 nimmt in der Stadtplanung die Wahrung der stadtgestalterischen Interessen wahr. Die Bandbreite geht dabei von generellen Konzepten bis zu einzelnen Projekten - vom Würstelstand bis zum Hochhaus. Ein Großprojekt, das uns die letzten acht Jahre beschäftigt hat, war die Kulturgüterdatenbank im Internet, eine Bewertung der zu schützenden Baulichkeiten in Schutzzonen, was es vorher nicht gegeben hat.

Wo wollen Sie Ihre Schwerpunkte setzen?

Ich weiß nicht, ob von außen wahrgenommen wurde, dass seit ungefähr drei Jahren in der Stadt Wien das New Public Management Einzug gehalten hat. Was Verwaltung, Ressourcen und Budget betrifft, wird die Verantwortung in den einzelnen Abteilungen dezentralisiert. Das bedeutet, dass die Aufgaben aus der Sicht der Kosten-Nutzen-Rechnung betrachtet werden. Einer der wesentlichen Ausflusspunkte wird sein, das Kundenbewusstsein zu verstärken. Welche Mittel kann ich ergreifen, um die Zufriedenheit der öffentlichkeit noch zu erhöhen. Auskünfte müssen fachgerecht und kurzfristig erfolgen, Architekten, die ja auch Kunden oder deren Vertreter sind, müssen das Gefühl haben, kompetent und in den Abläufen transparent bedient worden zu sein. Das wird ein Thema der nächsten Jahre sein, die Abläufe unter diesen privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu sehen. Man kann auch die Betreuungszeiten anders gestalten. Hauptthema für die nächste Zeit wird sein, dass unsere Gesamtstruktur auf Aufgaben, die vom Stadtrat an uns herangetragen werden, möglichst flexibel reagieren kann.

In der von Stadtrat Schicker vorgestellten Hochhausstudie geht es primär um Standort und Gebäudehöhen zukünftiger Hochhausplanungen. Werden Sie sich als MA 19 auch in der Gestaltung von Hochhausfassaden einbringen?

Gerade in Wien muss man die Gratwanderung machen, die Qualität des kulturellen Erbes sicherzustellen und gleichzeitig zeitgemäßer Architektur Raum zu schaffen. Unsere Aufgabe ist es dann, mit den Bauträgern und Architekten, manchmal auch als Hilfestellung für den Architekten, nach einem Wettbewerb die architektonische Qualität durchzutragen. Wien soll keine Rekordstadt für Hochhäuser sein, sondern wir wollen hohe Qualität in einem Wien-adäquaten Maßstab haben. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, Korrektiv bei Entwürfen, deren Qualität meist schon in einem Verfahren sichergestellt wurde, zu sein.

Wie geht es mit der Hochhausstudie weiter?

Der Entwurf wird in einem interdisziplinär zusammengesetzten Fachleutegremium diskutiert, verschärft oder in einigen Punkten korrigiert, im Frühjahr soll er dann dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Das größte Projekt der nächsten Zeit ist die Wienerberg City. Wie sind Sie damit zufrieden?

Von den Einzelprojekten her sind ja Architekten dabei, die sicherlich für Qualität garantieren. Eine Einflussnahme der MA 19 ist da wahrscheinlich nicht notwendig. Es ist schon so, dass durch Namen die Qualität sichergestellt werden kann.

Wenn der grüne Wiener Klubobmann Christoph Chorherr Lobeshymnen über einen Immobilienmanager singt, bedeutet das: Er meint es ehrlich, oder er will ihn nicht vergrämen. Im Falle von Thomas Jakoubek dürfte beides zutreffen. Der Vorstand der Wiener Entwicklungsgesellschaft Donauraum (WED) wird von Architekten, Politikern und Kollegen aus der Branche als kompetent, clever und effizient geschildert. Der Verdacht, dass viele, die baulich etwas bewegen wollen in der Bundeshauptstadt, seine guten Kontakte zur Regierungspartei SPö suchen, ist jedoch auch nicht von der Hand zu weisen: Schließlich ist der 43-jährige gelernte Raumplaner seit drei Jahren für die Entstehung der Donaucity verantwortlich, nebenbei noch Geschäftsführer des dort angesiedelten Tech Gate Vienna sowie vor allem weisungsberechtigter Geschäftsführer der Wiener Stadtentwicklungsholding und in dieser Funktion zu hundert Prozent der Stadt Wien verpflichtet.

Angeheuert wurde Jakoubek von der damaligen Wiener Finanzstadträtin Brigitte Ederer als Vertreterin der Wiener Holding, die, neben österreichischen Banken und Versicherungen sowie der japanischen Nomuragruppe, noch 18 Prozent an der WED hält.

"Natürlich braucht man gute Kontakte, wenn man etwas bewegen will", so Jakoubek, der sich gerne im Hintergrund hält, über seine Du-Beziehung zur ehemals einflussreichen Stadtpolitikerin. Bewegen will er einiges, und schnell muss es gehen. Als Marathonläufer mit New York- und Berlinerfahrung besitzt Jakoubek Eigenschaften, die ihm auch als Manager zugute kommen: Ausdauer, Zähigkeit und einen spürbaren Widerwillen gegen häufige Besprechungen, die ein Projekt in die Länge ziehen.

Mit der Stadtentwicklungsholding ist Thomas Jakoubek auch bei der Entstehung des neuen Stadtteils rund um die ehemaligen Schlachthofgründe am Erdberger Mais dabei. Die Max City mit 135.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche ist sein erster Streich, drei weitere Projekte für Büros und Labors sind gerade in der Entwicklung. Für die ehemalige Rinderhalle, die er auch im Visier hat, interessiert sich wiederum Christoph Chorherr: "Ich will dort gemeinsam mit der SPö ein Zentrum für neue Medien machen", zeigt der grüne Technologiefreak Schnittpunkte mit Jakoubek auf.

"Bauen allein war mir zu wenig", schildert Jakoubek seine Motivation, vom Bauingenieurstudium zur Raumplanung zu wechseln und außerdem noch Wirtschaftswissenschaften anzustudieren. Einige Jahre internationale Praxis bei einem österreichischen Baukonzern haben den Marathonmann nach eigenen Angaben gelehrt, worum es im Baugeschäft geht: "Der Knackpunkt ist die Projektoptimierung."

Integrale Gebäudetechnik: Darunter verstehen die Veranstalter der Fachmesse "Light+Building" die Vernetzung von Klimatechnik, Gebäudeautomation, Beleuchtung und Elektrotechnik. Eine Leistungsschau der möglichen Synergien zwischen Architektur und Technik soll auch die zweite Auflage der Messe werden, zu der sich vom 14. bis 18. April 2002 bis zu 2100 Aussteller einfinden werden, wie Iris Jeglitza, Marketingleiterin der Messe Frankfurt, hofft. Das wären um 20 Prozent mehr als im Jahr 2000, als die Messe noch parallel zur Industriemesse Hannover stattfand.

Vier Produktbereiche wird es auf dem Messegelände zu sehen geben: Klimatechnik, Technisches Licht samt Zubehör, Wohnraumleuchten und Elektrotechnik. Als Fixaussteller gelten bis jetzt Firmen wie der Leuchtenhersteller Zumtobel, Honeywell Bull oder Siemens Building Technologies. Fast die Hälfte der Besucher, so hat eine Analyse der Fachmesse 2000 ergeben, kommen aus Industrie und Handel; Architekten, Ingenieure und Vertreter von Universitätsinstituten besuchten die Messe im geringeren Ausmaß.

Die Light+Building soll im Zweijahres-Rhythmus, jeweils in den geraden Jahren, stattfinden.

Info: Light+Building 2002, 14. - 18. April 2002,

Messe Frankfurt GmbH, Ludwig-Erhard-Anlage 1, D-60327 Frankfurt/Main. Tel. (0049-69) 75 75-0; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Report: Die IT-Branche ist im letzten Jahr eingebrochen. Wie soll es da weitergehen?

Zelles: Der Markt ist sicherlich schwieriger geworden, Mitbewerber verschwinden vom Markt. Da ist es wichtig, eine gute Kapitaldecke zu haben. Eine schwierige Phase hat in der Regel zur Folge, dass die Stärkeren stärker werden. Wir gehen davon aus, dass wir im CAD-Bereich wachsen. Interessant ist, dass der schwierigste Bereich, der Baubereich, das größte Wachstum hat.

Wo setzen Sie für die Zukunft Schwerpunkte im CAD-Bereich?

Z: Das Wichtigste ist die Prozesskette. Was wir erreichen wollen, ist, dass unsere Anwender, bevor sie was aufs Papier malen, das gleich digital machen. In nachgelagerten Prozessen müssen sie dann nicht mehr mit dem Plan vor Ort gehen, sondern haben die Daten auf mobilen Geräten dabei.

Best: Wir wollen die Software und den Markt so vorbereiten, dass die Anwender mit Datenbanken von der Entwurfssoftware bis zur Datenverwaltung arbeiten, so dass sie Zeit und Kosten sparen.

Werden Sie Schnittstellen weiter entwickeln, beispielsweise vom Architectural Desktop zu Statikprogrammen?

B: Wir haben Partner, die diese spezielle Software anbieten. Man sollte nicht den Anspruch haben, alles abzudecken. Bereiche wie Facility Management sind so schwierig, dass Autodesk sich zurücknimmt. Wir bieten eine Plattform zwischen Herstellern und Kunden, auch wenn wir nicht der direkte Hersteller sind. Am Ende wollen wir aber die Software natürlich verkaufen.

Z: Wir sind in 180 Ländern vertreten. Im schlimmsten Fall haben Sie 180 nationale Standards. Wir bieten das gemeinsame Vielfache an und kooperieren mit Partnern, die lokale Standards einbauen.

Die neue Version des Architectural Desktop setzt verstärkt auf Dreidimensionalität. Manche Praktiker orten einen Trend zurück zu 2D, weil die Datenmenge bei der Benutzung von Serverplattformen Probleme macht.

B: Man kann den Architekten nicht dazu bringen, komplett in 3D zu arbeiten. Er soll selber entscheiden, wann er in die 3D-Ebene kommt.

Z: Sie können ja zweidimensional arbeiten, im Hintergrund entsteht das 3D-Modell. Es wäre ungeschickt, das nicht zu machen. Die Datenmenge ist nicht das Problem.

Umfragen unter österreichischen Architekten und Ingenieuren zeigen, dass der Anteil von Autodesk im Vergleich zu anderen CAD-Programmen kontinuierlich sinkt, von 43 Prozent 1999 auf 37 Prozent heuer.

B: Diese Zahlen wundern mich, diese Studien würde ich gerne mal hinterfragen.

Z: Wir sind ja börsennotiert und müssen unsere Umsätze veröffentlichen. Wir haben von 1999 bis 2001 in Deutschland-österreich-Schweiz 11.000 Lizenzen verkauft. Die müssen ja irgendwo sein!

B: Wir betreiben intern Marktforschung. Von unseren Partnern kommen Rückmeldungen, dass die Kunden recht zufrieden sind.

Glauben Sie, dass Ihre Programme optimal sind?

B: Optimale Programme gibt es nicht. Es gibt bestimmt Programme, die einfacher zu lernen sind. Unsere sind anspruchsvoll, die kann man nicht in zwei Tagen erlernen.

Wo sehen Sie noch Potential für Entwicklungen?

Z: In der Integration in Prozesse, damit alle auf die Daten zugreifen und sie weiterbenutzen können.

B: Wir haben ja das Zeitalter des digitalen Datenaustausches erreicht. Der Architekt ist nicht mehr der Schöpfer eines Hauses, der oben thront und seine Papierpläne an andere weitergibt, die damit zurecht kommen müssen, sondern er ist ein Teil der Prozesskette, genauso wie der Haustechniker. Die Software kann eigentlich schon fast alles abdecken. Tolle Funktionalitäten muss man nicht mehr erfinden....

Z: ...Das hat man wahrscheinlich vor zehn Jahren auch gesagt!

B: ...Na ja, es gibt schon noch einiges, was man verbessern kann. Aber wir sagen, wir machen nicht mehr nur CAD, die noch eine Funktion mehr hat, sondern wir fangen an, in der Prozesskette zu denken. Zuerst mal hieß CAD, wir nehmen dem Architekten den Stift aus der Hand und geben ihm die Maus, und er zeichnet dort mit denselben Gedanken weiter, die er auf dem Tisch hatte. Unsere Generalrichtung ist heute, zusammen mit Partnern ein Haus zu bilden, wo wir Daten fließen lassen bis zur letzten Verwaltung.

Z: Manches wissen wir ja noch gar nicht. Seit dem 11. September ist ja das Thema Sicherheit so wichtig. Planungsdaten werden plötzlich in einem Zusammenhang genutzt, über den sich vorher niemand Gedanken gemacht hätte, beispielsweise für Sicherheitsbehörden.

Sie stellen österreichischen HTLs kostenlos Software zur Verfügung, dafür dürfen sie keine andere verwenden. Welche Strategie verfolgen sie damit?

Z: Wir tun viel für Schüler und Studenten. Wenn jemand jung ist und mit einer Software arbeitet und aufwächst....

Dann bleibt er dabei?

Z: Das könnte ein Nebeneffekt sein, den sehen wir aber gar nicht. Uns ist wichtig, dass zukünftige Architekten in der Lage sind, damit umzugehen. Dadurch kommen auch wir weiter, weil sie auf andere Nutzungsideen kommen. Der andere Aspekt ist, den Staat zu unterstützen, weil da die Mittel nicht in dem Ausmaß vorhanden sind. Das ist ein Geben und Nehmen.

B: Natürlich hat man die Hoffnung, dass ein Student, der mit der Studentenversion arbeitet, irgendwann die Vollversion kauft. Wenn sich so ein Prozess nicht bezahlt macht, würde kein Mensch eine solche Kooperation eingehen.

Roland Zelles (36), diplomierter Vermesser, ist Area Sales Director für Autodesk Deutschland/ österreich/ Schweiz sowie Vertriebsleiter.

Britta Brest, Architektin, ist Product Manager für den Bereich AEC (Architecture, Engineering, Construction).

An österreichs Hochschulen brodelt es. Nicht nur Studenten, auch Universitätsassistenten sind von der Einführung der Studiengebühren betroffen. Sie arbeiten über Dienstverträge an einem Institut und zugleich an ihrer Dissertation. Die Folge: Von ihrem Einkommen - rund 12.000 Schilling netto pro Monat - müssen sie nun 5000 Schilling pro Semester wieder abliefern.

Ein Dilemma, das einige Assistenten an der Technischen Universität Wien zu einer Klage gegen die Republik animiert. "Rechtlich ist die Sache unsicher, moralisch will ich mich nicht dazu äußern", meint dazu Erasmus Langer, Vorstand des Instituts für Mikroelektronik der TU Wien und Vorsitzender des Universitätslehrerverbands, einer privaten Interessensvertretung von Professoren und Assistenten. Es müsse sich erst jemand finden, der als Folge einer Zahlungsverweigerung nicht zu einer Prüfung antreten könne, dann kann sein Verein aktiv werden. "Das kann aber nur aus eigener Initiative geschehen", zeigt Langer die rechtlich notwendige Distanz.

Das ist aber nicht der einzige Grund für Unmut an den Unis. "Die meisten sind durch die so genannte Ausgliederung total demotiviert, die Stimmung ist sehr gedrückt", so Langer über die geplante Universitätsreform. Langer sieht die als Etikettenschwindel. Man würde die Unis ausgliedern, ihnen aber keine Grundlagen, die Gebäude beispielsweise, zur Verfügung stellen. "Das verkauft man dann als Autonomie. Ohne die Gebäude kann man aber nicht wirklich autonom sein", so Langer. Die Tendenz, die Unis rein marktwirtschaftlich ausrichten zu wollen, sieht er skeptisch: "Um gewisse Dinge muss sich der Staat kümmern, sonst ist das das Ende der Forschung!"

Die Situation für österreichs Planungsbranche wird kritisch. Als Resultat von Studiengebühren und schlechter Ausstattung sinken die Hörerzahlen an den Hochschulen: Die Technische Universität Wien verzeichnete heuer um 17,4 Prozent weniger Architekturanfänger als im Vorjahr, im Bauingenieurwesen sind es um 23 Prozent weniger; 12 Prozent weniger wollten heuer an der TU Graz Architektur studieren. Gleichzeitig beklagt die Bauwirtschaft überlange Studienzeiten und zu wenig Praxisbezug auf den Hochschulen. Andererseits haben 85 Prozent der österreichischen Baumeister keinen Hochschulabschluss. Ihnen will die Europäische Union ans Leder. Jene, die von HTL oder Lehre kommen und ab heuer ihre Gewerbeberechtigung erhalten, verlieren ihre Planungsbefugnis im Jahr 2008, weil ihre Ausbildung nicht der EU-Architekturrichtlinie entspricht. Da Bildungsministerin Elisabeth Gehrer die Gleichstellung von HTL-Abschlüssen mit Fachhochschulabgängern in österreich ablehnt, müsste die österreichische Bauinnung also das größte Interesse an Fachhochschulen (FH) für Architektur in österreich haben, die dieser Richtlinie entsprechen.
Wolfdieter Dreibholz ist neuer Büroleiter im Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au. Der Grazer Architekt, der im Vorstand der Architekturstiftung österreich sitzt, war vor seinem Wechsel nach Wien in der Grazer Architektur Consult, dem gemeinsamen Büro von Günther Domenig, Hermann Eisenköck und Herfried Peyker tätig.

Der ehemalige Vorstand der für Gemeindehochbauten zuständigen Abteilung der steirischen Landesbaudirektion ist außerdem noch bis Jahresende Vorstandsmitglied des Grazer Hauses der Architektur.

Wieder einmal droht ein städtebaulich ambitioniertes Konzept im Wiener Sumpf unterzugehen. "Es gibt keine Ansprechpartner in der Stadtplanung, um architektonische Qualitäten zu sichern", kritisiert der grüne Klubobmann Christoph Chorherr. Anlass der Kritik sind die ehemaligen NöM-Gründe im 20. Bezirk, zwischen Höchstädtplatz, Dresdner-, Hellwag- und Meldemannstraße, heute im Besitz des Wirtschaftsförderungsfonds. Das Siegerprojekt aus dem Jahr 1999 sah vor, in den beiden Baublöcken Kleingewerbe, soziale und kulturelle Einrichtungen sowie Geschäfte in den Erdgeschoßzonen unterzubringen.

Die Firma Siemens als Investor ist inzwischen ausgestiegen, vom ursprünglich ambitionierten Projekt sei nichts mehr vorhanden, das von Architekt Erich Raith erstellte Freiflächenkonzept wolle keiner bezahlen, meinen die Wiener Grünen und kritisieren fehlende Strategien zur Standortentwicklung in Wien. Was grundsätzlich fehle, sei ein projektbegleitendes Qualitätsmanagement für mittlere und große städtebaulich Projekte.

Vor vier Jahren waren sie bestimmt stolz, die Besitzer der brandneuen Wohnungen in Wien-Floridsdorf: Geplant vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel, errichtete der Bauträger SEG eine Wohnhausanlage in der Leopoldauerstraße, deren Holzfassaden und Tonnendächer in bordaux-rot ebenso für Aufsehen sorgten wie die individuellen Gärten und die großzügigen, zweigeschoßigen Verglasungen der Maisonettewohnungen.

Und genau die machen seither Probleme: Die Wärmedämmung lässt zu wünschen übrig, es zieht in den Luxuswohnungen. Doch das ist nicht alles. An der Innenseite der Glastüren bildet sich Kondenswasser, das im Winter friert. Dass die Baukostenabrechnung auch noch immer auf sich warten lässt, spielt da schon keine Rolle mehr.

Die Eigentümer, die für ihre Wohnungen 36.000 Schilling pro Quadratmeter gezahlt haben, werden den Stararchitekten sicher in guter Erinnerung behalten. Den Bauträger haben sie auf 25 Millionen Schilling Schadensersatz geklagt, dort zeigt man sich verhandlungs- und reparaturwillig.

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