Dienstag, April 15, 2025
Am Transportbetonsektor herrscht Aufbruchstimmung. Die Mobilmachung aller Bauschaffenden oder der Baucluster "wurde zwar groß angekündigt - dabei scheint es aber geblieben zu sein", kritisiert Verbandschef Rudolf Steininger. "Wir wollen jetzt etwas unternehmen gegen den rückläufigen Markt", proklamiert er.

Die Bautätigkeit der öffentlichen Hand hofft er durch private Vorfinanzierung oder so genannte PPP-Modelle (Private-Public-Partnership) anzukurbeln. "Das müssen keine großen Projekte sein", begeistert sich Steininger. Man könne auch kleinere öffentliche Bauvorhaben mit Unternehmen aus der Wirtschaft vorfinanzieren.

Ein aktuelles Beispiel - wenn auch namenlos - hat er ebenfalls parat: Fünf Firmen, darunter ein Transportbetonhersteller des Verbandes, haben sich zusammengeschlossen, um den Bau eines neuen Feuerwehrhauses zu realisieren. Die 15 Millionen Errichtungskosten bezahlt die Gemeinde in Raten zurück, nach acht Jahren ist sie Eigentümerin des Gebäudes. Ob Länder und Gemeinden das Risiko eingehen werden, auf Pump zu bauen, ist fraglich. In der Zwischenzeit laufen Kostensenkungsprogramme der Frischbetonierer auf Hochtouren.

Selbst ausgetrickst. Das Liefern von Beton ist für die Unternehmen zur Gratwanderung geworden. Nicht mehr Renditen so wie früher stehen im Vordergrund, sondern das Ringen um Kostendeckung. Die Ursachen dafür: Einerseits beackern immer noch viele kleine und mittlere Firmen den Markt, zugleich wurde das Land zur Spielwiese für Konzernstrategen.

Immerhin war der Einstieg von Thomas Beton eine Revanche für das forsche Auftreten von Readymix im hohen Norden Deutschlands. Eine Mischung, die den Abnehmern von Transportbeton nur recht sein kann. Sie können das graue Gut an der Selbstkostenpreisgrenze ordern. Gerüchten zufolge wechselt in Wien der Kubikmeter Transportbeton in Extremfällen um wohlfeile 420 Schilling den Besitzer. "Wir sind nicht angetreten, den österreichischen Markt zu ruinieren", erklärt der Thomas-Beton-Geschäftsführer Manfred Bertram. Er wolle mit Qualität punkten und "versuchen, nicht zu ruinösen Preisen anzubieten".

Allein der Versuch ist schon löblich, ein rigides Konsolidierungsprogramm bleibt auch Thomas nicht erspart. Der bislang neben Bertram als Geschäftsführer tätige Lothar Hartl wird eingespart. Die Firmenzentrale übersiedelt nach Klagenfurt in ein eigenes Gebäude. Dazu kommt ein Abschlankungsprogramm im Außendienst, dem mehrere Mitarbeiter zum Opfer fielen. "Unser Plan war ehrgeizig", bekennt Bertram, der anfangs zehn Werke in österreich betreiben wollte. Nun wird gerade nach einem Käufer für das mit Readymix gemeinsam mit Defizit betriebene Werk in Kitzbühel gesucht.

Norm als Kostensenker und KillerEinen Beitrag zur Kostensenkung könnte, so Bertram, die europaweit geltende Norm für Transportbeton bringen. Diese ermöglicht die so genannte Trockenmischung, welche den Verschleiß und Energieverbrauch in den Werken senken und auf die Fahrmischer umwälzen würde.

Die unter Druck stehenden Frächter werden damit zwar wenig Freude haben, ist ihr Dasein schon jetzt nicht gerade lustig. Aber was solls - insolvente Frächter gehören ebenso zum Geschäft wie Kies und Zement. Kritiker des Frächtersystems meinen, dass sich die Hersteller von Transportbeton mit dem Auslagern und Auspressen von Frächtern ins eigene Knie schießen. "Unsere Fahrer sind geschult und agieren so, als gehörten sie zum Unternehmen", entgegnet der Thomas-Chef Bertram.

Anders als die großen Konzernstrategen würden viele der ohnehin angeschlagenen kleinen Betriebe die Umstellung auf die neue Norm nicht verkraften, glaubt Steininger. Denn die Ertragslage sei so niedrig, dass es für zusätzliche Ausgaben wie die normgemäßen Umstellungen von EDV, Logistik und Güteüberwachungen keine finanziellen Mittel mehr gibt.

Wer hingegen einen großen Konzern im Rücken hat, kann es sich leisten, neue Ideen zu entwickeln. Ein weiteres Marktpotenzial und das Erreichen einer größeren Wertkette sieht der kühle Rechner Bertram, der im Jahr 2000 rund 230 Millionen Schilling umsetzte, in der Idee des Fertigkellers aus Ortbeton. "Warum liefern wir bloß Kubikmeter und nicht ganze Keller?", fragt er sich. Konkrete Pläne, hier anzusetzen, hat Bertram jedoch auch nicht parat. Platzhirsch Readymix AG weiß inzwischen auch, wie es ist, mit eng geschnalltem Gürtel zu atmen. Nach dem Minusjahr 2000 erhoffte man sich für heuer einen Aufschwung. "Das erste Quartal zeigt aber, dass unsere Erwartungen nicht eintreffen werden", erklärt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Schuster. Was nicht verwundert, denn die Zahl der Transportbetonwerke ist durch den Einstieg mehrerer Newcomer gestiegen, der Absatz dagegen mit minus neun Prozent rückläufig.

"Es wird nicht ausbleiben, Kapazität aus dem Markt zu nehmen", prophezeit Schuster. In seinem eigenen Haus sei die Reduktion von Personal zwar vorerst abgeschlossen, organisatorisch stehen in den kommenden zwei Jahren jedoch Straffungen und Fusionen an. Von den im Moment 15 Tochterfirmen sollen bis 2003 nur sieben übrig bleiben. Was den Zukauf neuer Kapazitäten betrifft, ist der Fokus auf Westösterreich gerichtet, wo der Konzern relativ wenig präsent ist.

An Angeboten fehlt es aufgrund der offensiven Expansion der Vergangenheit nicht. "Verkaufswillige melden sich bei uns", erklärt Schuster. Von Projekten, die sich nicht rechnen, lasse er jedoch die Finger. Was nicht leicht ist, denn immer wieder treten neue Mitspieler auf. Dazu zählen sehr häufig Exmitarbeiter, die mit Kampfpreisen ehemalige Kunden des Konzerns beliefern.

So auch Exwerkgruppenleiter Alfred Wimmer, der sich nach seiner unfreiwilligen Kündigung im Dezember mit drei Gesellschaftern zusammengeschlossen hat, um eine Transportbetonfirma zu betreiben. Dies nicht nur aus Liebe zum Beton: "Ich kann mich nach 18 Jahren schlecht zum Zuckerbäcker umschulen lassen", ätzt er.

Seit zwei Monaten betreibt die Kraft-Beton ein Baustellenwerk beim Gewerbepark Stadlau als Subfirma von Swietelsky. Bis Jahresende ist der Newcomer dort beschäftigt, danach werde man weiter sehen.

Familiensilber zur Bilanzpolitur.Um den widerlichen Gegeben- heiten entgegenzuwirken, wird Readymix Familiensilber zur Bilanzpolitur und auf den Markt bringen. Nicht betriebsnotwendige Grundstücke im Wert von rund 200 Millionen sollen, mit wertsteigernden Widmungen versehen, unters Bauvolk gebracht werden.

Das Projekt Grüne Lagune nahe Knittelfeld ist der Anfang. Dort werden in einer ersten Ausbaustufe rund um eine aufgelassene Betriebsstätte knapp 20 Bauparzellen geschaffen, wovon sieben bereits einen Abnehmer gefunden haben.

Gescheiterte Verdrängungsstrategien.Abgesehen von der rück- läufigen öffentlichen Bautätigkeit, haben auch die Verdrängungskämpfe der Vergangenheit zum heutigen Preisdesaster geführt. "Das waren Fehlentscheidungen von internationalen Konzernmanagern, die nicht viel von österreichischen Gegebenheiten wussten", erinnert sich Rudolf Steininger.

Mit aggressiven Strategien wollte man vor einigen Jahren kleinen Mitstreitern den Garaus machen. Doch die über 100 Kleinstbetriebe - meist Familienbetriebe - ließen sich weder durch massive Preissenkungen noch durch aktive Verdrängungstaktik bezwingen. "Wenn ein Unternehmer nicht an Readymix verkaufen wollte, stellte man ihm einfach eine moderne Anlage vor die Nase", erzählt Steininger. Doch die Konzernstrategen hätten aufgeben müssen, denn "zwischen Frühmesse und Hochamt - sprich: im Wirtshaus - machten lokal ansässige Anbieter mehr Geschäft als die externen Außendienstmitarbeiter in der ganzen Woche".

Die Folgen dieser Verdrängungskämpfe sind heute sichtbar: Die kleinen Mitbewerber konnten die Konzernriesen nicht verdrängen. Geblieben ist ein ruinöser Preiskampf, der nun den Verursachern selbst schadet.

Mindestens 500 Gebäude sollen in einer Kooperation aus Wirtschaftsministerium, Umweltministerium und BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) energetisch optimiert werden. Mittels Einsparcontracting sollte das die BIG als Eigentümerin der meisten Gebäude auch nichts kosten, so Geschäftsführer Hartwig Chromy.

Die Republik zahle lediglich weiterhin ihre Betriebskosten als Mieter, sämtliche Einsparungen seien Honorar für den Contractor. In erster Linie handle es sich um wärmetechnische Maßnahmen für die energetische Optimierung der Gebäude. Im Mittelpunkt stehen Schulen, Universitäten und ämter.

Die Ausschreibung dieses Megacontractingpools wird voraussichtlich im Herbst stattfinden. "Das Bundesvergabegesetz zwingt uns leider dazu, dass die Ausschreibung ein volles Leistungsbild enthalten muss." Daher läuft seit kurzem die Ausschreibung für die Ausschreibung. "Wir suchen nach einem Planer oder Ausschreibungsbüro, welches die Erhebungen in den betreffenden Objekten durchführt", erklärt Chromy.

In der Abteilung Haustechnik des Wirtschaftsministeriums existieren zwar Betriebskostenvergleiche, anhand deren man die 500 Gebäude auswählte. Die Vorarbeiten für die Ausschreibung würden jedoch bei weitem die Kapazität der Abteilung sprengen, sagt der für Haus- technik zuständige Amtsdirektor Wilhelm Schebesta.

Zwischen der BIG, die nun für die Verwaltung eines Großteils der Bundesgebäude zuständig ist, und der Abteilung für Haustechnik des Wirtschaftsministeriums scheint es einige Diskrepanzen zu geben. Während die BIG von 600 zu sanierenden Gebäuden spricht, "waren es bis gestern nur 500 Gebäude", korrigiert Schebesta. Alles andere sei Unsinn und koste schließlich Geld.

Der Contractingwirtschaft in österreich könnte dieser Großauftrag, der an mehrere Bieter vergeben werden soll, zum Durchbruch verhelfen. "An der knappen Ertragssituation bei solchen öffentlich ausgeschriebenen Großprojekten wird sich aber nicht viel ändern", so Werner Schatz, Geschäftsführer der Firma ökoplan.

Allein für die Vorerhebungen habe man für das laufende BIG-Contractingprojekt über 25 Bundesschulen 1,5 Millionen Schilling investiert. "Mehr als zehn Bieter haben damals in Summe so viel Geld investiert, wie die beiden späteren Auftragnehmer umsatzmäßig daran verdienen", so Schatz. Volkswirtschaftlich sei das völlig unsinnig. Für die ökoplan hat es sich dennoch ausgezahlt, da sie den Zuschlag erhielt und eine Reihe kleinerer Folgeaufträge von Gemeinden einheimsen konnte.

Das im Ausgleich befindliche Wiener Bauunternehmen Demel & Rössler wird die erste Ausgleichsquote erfüllen. "Wir rechnen damit, dass Ende Juni, Anfang Juli die Zahlungen über die Bühne gehen werden", ist der technische Leiter des Unternehmens Walter Ester zuversichtlich. Zu verdanken hat Demel & Rössler das Weiterbestehen dem Mischek-Direktor Ernst Lischka.

Er pilgerte wochenlang zwischen Ausgleichsrichter, Bauträgern und Gläubigern herum, um einen akzeptablen Weg zu finden. Das Ergebnis: "Mischek hat im Zuge des Ausgleichsverfahrens für uns bei Projekten die Bauführerschaft übernommen", erklärt Ester. So wurde es möglich, dass Demel & Rössler die meisten seiner laufenden Projekte weiterhin mit den eigenen Mitarbeitern fertig stellen kann.

Kein Freundschaftsdienst, denn für Mischek hat das Weiterbestehen der Baufirma mehrere Gründe. "Wir sind Hauptgläubiger. Allein aus den Argen entstünden Forderungsausfälle von 20 bis 22 Millionen Schilling", betont Lischka. Dazu kämen noch weitere drei Millionen, die in der gemeinsamen Beschaffungsfirma EVVG verloren gingen. Als weiteres Motiv führt Lischka den Erhalt mittelständischer Baufirmen an: "Wenn alle Kleinen gehen, sind wir nur mehr von Großen umgeben." Dass er dafür in den Bauhimmel kommen wird, glaubt der Mischek-Mann nicht. "Freilich sind die Konkurrenten nicht glücklich, schließlich wurde die Marktbereinigung hinausgezögert und verlagert."

Die betroffenen Bauträger seien hingegen dankbar, was sich "vielleicht beim Akquirieren neuer Aufträge als Nebeneffekt positiv auswirken kann", wie Lischka hofft. Eine Voraussetzung für einen dauerhaften Weiterbestand muss Demel & Rössler allerdings erst noch erfüllen. "Es wird wichtig, den Overhead an das Volumen des Marktes anzupassen", erläutert Lischka, der übernahmegelüste klar dementiert.

Herbert Furch, Vorstand der Anlagenbau Austria AG, hat als Privatier hoch gepokert - und bis jetzt nur verloren. Die Vorbereitung des Linzer Hochhauses Sky Garden Tower bis zum Einreichplan hat bislang einen zweistelligen Millionenbetrag verschlungen. Bei einer kolportierten Bausumme von 800 Millionen immerhin geschätzte 20 Millionen Schilling. "Zugegeben, wir haben die Sache unterschätzt.

Es waren mehrere Faktoren, die das Projekt ins Stocken brachten: der Standort, die relativ niedrigen Mieten in Linz und damit verbunden die Zurückhaltung potenzieller Investoren", erklärt er das Dilemma. Trotzdem ist Furch zuversichtlich, das Ruder für sich und die involvierte Architektengruppe Schremmer & Jell noch herumzureißen. Demnächst sollte das auf Eis liegende 38.000 Quadratmeter umfassende Projekt erneut promotet werden. Vom Standort Voest-Gelände soll der Turm nun ein paar Kilometer weiter in den Hafen wandern.

"Es gab für den Standort extremen Zuspruch und extreme Ablehnung", erklärt Karl Weilhartner, der als Geschäftsführer des Immobilienbüros Arev als regionaler "Beratungspartner" zum Turmteam gestoßen ist. Er beurteilt den nun ins Auge gefassten Bauplatz an der Donau ausgeglichener. Auch hat der Immobilienfachmann prinzipiell kein Problem, eine derart geballte Flächenmenge am Linzer Markt zu platzieren. "Es ist viel in Bewegung. Der Turm ist eine mögliche Variante", hält Weilhartner jedoch eine Modifikation des Baukörpers für diskussionswürdig. Für den involvierten Planer Bernhard Schremmer ist klar, dass viel Zeit vergehen wird: "Ein Jahr sicher, vielleicht zwei."

So hat Ericsson eine Zusammenarbeit mit Sony angekündigt. Noch heuer wollen beide Unternehmen eine gemeinsame Mobiltelefon-Produktion aufbauen. Die operative Führung soll bei Sony liegen.

Sony und Ericsson zusammen hatten im abgelaufenen Geschäftsjahr nach Eigenangaben 50 Millionen Mobiltelefone verkauft.

Viag Intercom und T-Mobil haben ein Memorandum of Understanding zum gemeinsamen Aufbau und Betrieb ihrer UMTS-Netze unterschrieben. Dies sei Teil einer internationalen Kooperation der Muttergesellschaften BT Wireless und T-Mobile International in Deutschland und UK. BT Wireless rechnet mit Einsparungen von zirka 20 Prozent der Gesamtausgaben.

Individualismus ist alles in der heutigen Welt der Marken und Markenprodukte. Und so gehen beispielsweise die Grazer Stadtwerke durchaus eigenständige Wege bei ihrer Multi-Utility-Strategie.

Neben Strom, Gas, Fernwärme und Wasser binden sie auch noch die Plakatwerbefirma Ankünder, die städtischen Verkehrsbetriebe und das kommunale Bestattungsunternehmen ein. Letzteres freilich nur am Rande, versichert Vorstandsdirektor Wolfgang Messner und fügt hinzu: "Schließlich wollen wir den Kunden auch ein Erlebnis bieten." Was PricewaterhouseCoopers (PwC), unter deren ägide das Konzept entstand, wohl nur bedingt so gemeint haben dürfte. Vielleicht wird allerdings ohnehin nichts aus dem Grazer Modell.

Denn zeitgleich mit der Multi-Utility-Diskussion steht in Graz die totale Umkrempelung der Stadtwerke zur Debatte. Bis Juni soll feststehen, wohin die Reise geht. Bis dahin liegen alle überlegungen hinsichtlich der Bündelung von Energie- und Infrastrukturdienstleistungen zu gewinnbringenden Produktpaketen auf Eis.

Multi-Utility: Bauchladen oder nicht, ist für Michael Strebl nicht die Frage. Für ihn sind die Vorteile eines Mehrspartenbetriebs evident. Vor allem im Privatkundenbereich und auch teilweise für das Segment der Klein- und Mittelbetriebe. Und sie stellen die Mehrzahl der salzburgischen Wirtschaftsstruktur. "Wir haben im Unternehmen mehr Infrastruktursparten und die nutzen wir", sagt der Verkaufschef des Salzburger Energieversorgers Salzburg AG. Cross Selling, Ersparnis bei Vertriebskosten und höhere Kundenbindung. Auf diesen kurzen Nenner bringt der Vertriebsprofi die Vorteile einer Multi-Utility-Strategie. "Damit können wir auch im eigenen Bereich wachsen", nennt Strebl ein entscheidendes Argument.

Angeboten werden nicht nur Strom und Gas, sondern auch Internet und Kabelfernsehen. Das Land ist nicht nur mit E-Leitungen überzogen; gleichzeitig mit dem Aufbau des Gasnetzes wurde Salzburg flächende-ckend auch mit Lichtwellenleiter versorgt. Das macht sich jetzt bezahlt. Denn die Salzburg AG rechnet im Strombereich mit einem Umsatzrückgang von 1,2 bis 1,5 Milliarden Schilling. "Wenn wir hier nichts tun, war´s das dann", schildert er dramatisch die Situation. Der geforderte Wandel ist dramatisch und verlangt ein hohes Tempo. Auf 1700 Beschäftigte außerhalb des Verkehrsbereiches kommen

145 Mitarbeiter im Vertrieb. Angestrebt wird ein Verhältnis eins zu zehn. Doch nicht der Vertrieb wird personell aufgestockt, sondern in nächster Zeit wird sich die Zahl der Mitarbeiter noch um rund 250 verringern. Die Multi-Utility-Strategie scheint jedoch aufzugehen. Nur noch rund 39 Prozent der Kunden beziehen lediglich Strom von der Salzburg AG, die restlichen 60 Prozent zahlen auch für Gas, Internet oder Kabel-TV ihre Rechnungen an den Salzburger Platzhirschen. Auch in der Organisation wird der Entwicklung Rechnung getragen. Die Abteilung ist nach Kundensegmenten in Key-Accounts, Geschäftskunden und Privatkunden aufgeteilt, neben einer Produkt- und Tarifentwicklungsabteilung und dem Kommunikationsmanagement.

Der Bereich Geschäfts- und Privatkunden ist auch noch regional aufgeteilt. Salzburg Stadt, Flach- und Tennengau, Pongau/Lungau und Pinzgau. Diese Organisation trägt den spezifischen Fragestellungen und der Margenstruktur Rechnung. Für die Betreuung der Key-Accounts hat man sich in Salzburg Dietmar Kübelböck von der Verbund geholt. "Damit nützt der Verteidiger das Know-how des Angreifers. Immerhin geht es um rund zwölf Prozent des gesamten Umsatzes in Salzburg." Die Wechselbereitschaft sei nicht so sehr das Thema als vielmehr der Preis. Dieser Haltung trägt man auch vertraglich Rechnung mit der so genannten "Last-call-Klausel": Wer ein günstigeres Angebot von dritter Seite hat, verpflichtet sich, auch dem Stromversorger eine Nachbesserungschance einzuräumen. Doch verlassen will man sich auch darauf nicht. Kübelböck rechnet mit einem Auf und Ab: "Viele werden diese Klausel herausverhandeln wollen."

Report:Wie geht es der österreichischen Gaswirtschaft?
Gerstl:Das hängt von der regionalen Kundenstruktur ab. In Oberösterreich dürfen schon im ersten Schritt der Liberalisierung über 80 Prozent der Industriekunden den Versorger frei wählen, in der Steiermark über 60 Prozent. Das nächste Mal spannend wird es mit 1. Oktober 2002, wenn die hundertprozentige Liberalisierung kommt und sich theoretisch jeder Haushaltskunde seinen Lieferanten selber suchen kann.

Wie hoch ist die Wechselbereitschaft?
Wir gehen von deutlich weniger als zehn Prozent aus. Wenn der Versorger seinen Kunden nicht verärgert hat, bleibt der Kunde bei ihm.

Warum ist die Gaswirtschaft gegen eine Regulierungsbehörde?
Es heißt, der Markt soll liberalisiert werden, und dann wird reguliert. Das ist doch widersinnig. Außerdem können Regulierungsbehörden nicht kundenfreundlich agieren, weil ihnen die Nähe zum Kunden fehlt. Seit 1968 importieren wir russisches Gas und sind ohne Regulierungsbehörde ausgekommen. Ich bezweifle, ob ein Regulator oder auch ein Independent System Operator (ISO) das genau so gut kann. Das wäre eine große Zentralbehörde, die von Brüssel aus das Netzwerk steuert.

Welche ausländischen Anbieter sind in österreich derzeit tätig?
Ich weiß nur von der Ruhrgas. Die Frage ist: Wer tut sich das an? Eine wirkliche Wechselbereitschaft gibt es ja nur bei entsprechend großen Preisvorteilen. Da kann ich höchstens mit einer Kriegskasse eine Zeit lang unter dem Einstandspreis verkaufen. Aber das ist riskant, weil die Stammkunden sagen: Warum bekomme ich keine solchen Preisnachlässe? Niemand ist gut beraten, extrem aus der Rolle zu fallen.

In Deutschland klagen neue Anbieter, dass faktisch kein verhandelter Netzzugang existiere. Ihnen würden einfach die Bedingungen vorgelegt.
In Deutschland gibt es die Verbändevereinbarung Gas 2, eine freiwillige übereinkunft. Wir dagegen müssen die Kalkulationsrichtlinien veröffentlichen. Da gibt es keine Tricks. Die Ruhrgas Austria etwa ist bei uns sehr gut bedient. Auf Granit beißt sie bei Kunden wie der Gmundner Keramik, die weit weniger als 25 Millionen Kubikmeter im Jahr verbraucht. Die kann ihren Versorger laut Gesetz halt erst ab 1. Oktober 2002 wählen.

Was bringen Ihnen die anderthalb Jahre Verzögerung?
Wenn ich einem die Durchleitung erlaube, muss ich sie allen erlauben. Und es gibt ja noch keine funktionierende Verrechnungssoftware. Die Firmen sitzen alle noch beim Entwickeln. Das wird verdammt eng. Wir sträuben uns nicht gegen so knappe Termine, weil wir gegen die Liberalisierung sind, sondern weil sie technisch nicht so schnell machbar ist. Wenn ein Softwarelieferant sagt, das Werkel rennt in zwei Jahren, dauert es vier Jahre, bis es wirklich rennt. Wir sind gesetzlich verpflichtet, den Markt zu öffnen. Nur wie das verwaltungstechnisch gehen soll, sagt uns die Politik nicht.

Gehört das nicht zum wirtschaftlichen Risiko?
Die Frage ist, wer trägt das wirtschaftliche Risiko. Ich als verantwortungsvoller Netzbetreiber muss darauf achten, dass die Gasmengen, die ich shippere, ordentlich verrechnet werden.

Schlägt sich der höhere Verwaltungsaufwand auf den Gaspreis nieder? Wir müssen ihn selber schlucken, sonst werden wir geprügelt. Aber es sind beträchtliche Investitionen nötig in Hard- und Software. Bei Kunden, die nur das Teewasser mit Gas kochen und um die 500 Kubikmeter pro Jahr brauchen, sind die Infrastrukturkosten höher als die Einnahmen aus dem Gasverkauf. Es gibt also auch kaum Spielraum für Preissenkungen.

OMV-Finanzchef Ruttenstorfer sagte, die mittlere Verteilungsebene solle beseitigt werden.
Darüber reden wir seit über einem Jahr. Ich bin überzeugt, es wird zu einem Zusammenrücken kommen, und dem werden wir uns sicher nicht verschließen.

Wie gehen Sie im freien Markt mit den Take-or-Pay-Verpflichtungen um?
Ich wäre glücklich, wenn ich die Take-or-Pay-Verpflichtung nicht in meinem Vertrag hätte. Aber die OMV übernimmt sie von den Russen und gibt es uns weiter ...

... und Sie Ihren Kunden.
So einfach ist das nicht. Der TOP-Vertrag der OMV läuft rund 25 Jahre, das übernehmen wir fast eins zu eins. Auf der Kundenseite gibt es kaum noch Verträge über mehr als drei Jahre. Wir bleiben auf der TOP-Verpflichtung sitzen. Das muss im neuen Gaswirtschaftsgesetz geregelt werden.

Wie hoch sind die österreichischen Gastarife im internationalen Vergleich?
Eindeutige Vergleiche sind schwierig, weil wir in unsere Tarife einen Lastausgleich hineinnehmen müssen, der zehn Prozent der transportierten Menge beträgt. Wir als OöFG haben sogar eine zweistündige Notversorgung drin. In Deutschland habe ich eine ganze Reihe von Durchleitungstarifen, in die die Netzdienstleistungsgebühr nicht einkalkuliert ist.

Mit rund vier Millionen Schilling ist der Jahresumsatz von gas-alive.com derzeit noch bescheiden. Aber Geschäftsführer Ulrich Schmidt ist optimistisch: "Wir haben die Unterstützung der gesamten Industrie. Der geht die Gas-marktöffnung definitiv zu langsam." Als Kunden nennt er die Papierriesen Hamburger, Neusiedler und Nettigsdorfer, die VA Stahl sowie Wienerberger. Die fasst Schmidt in einer Art Bilanzgruppe zusammen.

Hat ein Kunde zum Zeitpunkt X eine Verbrauchsspitze und der andere zum selben Zeitpunkt ein Verbrauchstal, muss für diesen Zeitpunkt insgesamt weniger Gas eingekauft werden. Außerdem fällt weniger Ausgleichsenergie an. Bis Jahresende soll ein E-Commerce-Tool stehen, das den gesamten Gaseinkauf selbsttätig abwickelt. Manche Energieexperten sind allerdings skeptisch. Gerald Maunz vom Baustoffriesen Lafarge Perlmoser: "Die Geschäftsidee ist ja vif. Aber niemand hindert ein Unternehmen, selber eine Bilanzgruppe zu bilden und den Gasverbrauch firmenintern zu optimieren."

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