Dienstag, April 08, 2025



Nach einem Rückgang im ersten Pandemiejahr hat sich die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte wieder deutlich verbessert. Das zeigt die aktuelle Erhebung des jährlichen Stimmungsbarometers der Universität Klagenfurt, WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie. Eine große Mehrheit wünscht sich den Ausbau von Photovoltaikanlagen auf Dächern, Fassaden und Freiflächen. Viele Konsumenten wollen sich auch an Energiegemeinschaften beteiligen. Das Kaufinteresse an Elektroautos stagniert hingegen.

Zum achten Mal wurde die Meinung der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema erneuerbare Energien erhoben. Über 1.000 Personen wurden im Rahmen einer repräsentativen Studie um ihre Einschätzungen gebeten. Das Ergebnis: Die Zustimmung für erneuerbare Energieprojekte steigt wieder.

Unterschiedliche Ansichten gibt es bei der Frage, welche Technologien zur Sicherung der Stromversorgung weiter ausgebaut werden sollten. Nahezu 60 % der Befragten stimmen für den weiteren Ausbau von Kleinwasserkraftwerken. Rund die Hälfte der Studienteilnehmer befürwortet den weiteren Ausbau von Windkraft und Freiflächenphotovoltaik. Mit 74 % findet der weitere Ausbau von dach- oder fassadenintegrierten Photovoltaikanlagen die höchste Zustimmung.

Hohe Akzeptanz für Photovoltaik, wenig Bewegung bei Wärmeversorgung

„Die Studie zeigt vor allem die anhaltend hohe Zustimmung für den Ausbau der Photovoltaik in Österreich“, betont Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt und WU Wien. „Ein Fünftel der Befragten gibt sogar an, dass auf dem eigenen Haus oder Wohngebäude die Installation einer oder einer weiteren Photovoltaikanlage geplant ist.“ Der Anteil jener Personen, die dieses Vorhaben innerhalb der nächsten zwei Jahre umsetzen wollen, ist um 5 Prozentpunkte gestiegen. „Der langjährige Vergleich verdeutlicht, dass die Umsetzung dieser Vorhaben immer konkreter wird und sich der Zeithorizont kontinuierlich verkürzt“, so Nina Hampl weiter.

Wenig Veränderungsbereitschaft gibt es hingegen beim Thema Wärmeversorgung: Im Vergleich zu 2017 ist unter den befragten Haushalten der Anteil an Fernwärme zur primären Wärmeversorgung lediglich um 4 Prozentpunkte gestiegen, bei Wärmepumpen stagnieren die Werte. Auch bei Öl- und Erdgasheizungen gibt es nur geringe Veränderungen. Erdgasheizungen machen noch rund ein Viertel der installierten Heizungsanlagen aus und stellen somit eine große Herausforderung bei der Wärmewende dar. „Auch die aktuelle Diskussion zu steigenden Preisen bei fossilen Brennstoffen macht deutlich: Es ist mehr Bewegung beim Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung notwendig – gerade im Wärmesektor“, fordert Nina Hampl.

Energiegemeinschaften hoch im Kurs

Finanzielle Bürgerbeteiligungen zur Nutzung erneuerbarer Energien sind seit Beginn der jährlichen Erhebung eines der zentralen Themen – und das Interesse daran flacht nicht ab. Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ist es für Verbraucher möglich, mit anderen Teilnehmern Energiegemeinschaften zu bilden. Laut Umfrage können sich zwei Drittel der Österreicher eine solche Beteiligung vorstellen, um mit anderen Personen Strom oder Wärme zu erzeugen, zu verbrauchen, zu speichern und zu verkaufen. Nahezu jeder fünfte Studienteilnehmer könnte sich sogar vorstellen, selbst eine Energiegemeinschaft zu gründen.

„Wir sind davon überzeugt: Energiegemeinschaften sind ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Mit solchen Projekten erfahren die Menschen, dass sie selbst Teil der Lösung sein können“, erklärt dazu Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. „Wir haben bereits vor fünf Jahren mit einem Pilotprojekt in Wien die Weichen für dieses neue gemeinschaftliche Modell gestellt. Mit dem daraus gewonnenen Wissen können wir nun ähnliche Energiegemeinschaften am Markt rasch umsetzen. Die Nachfrage ist groß – das belegt nicht nur die aktuelle Studie.“

Sorgenkind Elektromobilität, Hoffnungsträger Wasserstoff

Die Stimmung unter den Österreichern hinsichtlich Elektromobilität war in den letzten Jahren schon einmal besser. Während sich 2018 noch die Mehrheit (54 %) als potenzielle Elektroautokäufer gesehen hat, sank das Interesse mit der Zeit. Derzeit ziehen nur noch 43 % in Betracht, selbst ein Elektroauto anzuschaffen. Zudem befürwortet lediglich ein Drittel der Befragten ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren ab 2030. „Beim Thema Elektromobilität gibt es in Österreich definitiv Handlungsbedarf. Die Zustimmung zum Elektroauto muss viel stärker und rascher wachsen“, bestätigt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. „Es braucht mehr Anreize wie den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Lust auf die Elektromobilität zu heben. Nur so kann die Mobilitätswende gelingen und Österreich die Klimaziele bis 2040 erreichen.“

Es gibt aber auch Lichtblicke bei der Transformation der Mobilität: „Die Akzeptanz von Wasserstoff als Teil nachhaltiger Mobilität steigt“, freut sich Experte Marterbauer. „Mehr als zwei Drittel der Befragten wollen, dass sich die Automobilbranche auf diese Technologie konzentriert. Gerade im Schwerverkehr hat Wasserstoff viel Potenzial.“

Aber auch Wasserstoff wird sich nur mit Förderungen seitens der öffentlichen Hand etablieren können. Zudem muss er aus grünen Quellen stammen, um tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Eine Grundvoraussetzung für mehr Nachhaltigkeit im Verkehrssektor ist daher der weitere Ausbau erneuerbarer Energie – hier zeigt die Studie, dass sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (78 %) in diesem Bereich mehr Engagement von der Politik wünscht.

Bild: iStock

Meistgelesene BLOGS

Andreas Pfeiler
19. Dezember 2024
Unlängst mit der Frage »Was sind die Gründe für die sinkende Produktivität in der Baustoffindustrie?« konfrontiert, begab sich der Autor dieser Zeilen auf die Suche nach Antworten. Und wurde rasch fün...
AWS (Amazon Web Services)
11. Dezember 2024
Amazon hat sein europäisches Reverse-Logistics-Programm durch re:Cycle Reverse Logistics erweitert. re:Cycle Reverse Logistics betreibt Einrichtungen in Dublin, die Geräte aus AWS-Rechenzentren testen...
Firmen | News
16. Dezember 2024
Kryptowährungen und Investieren erscheinen oft exklusiv und komplex, doch innovative Technologien machen sie zunehmend einfacher und für alle zugänglich. Mit einer niedrigen Einstiegsschwelle von 50 €...
AWS (Amazon Web Services)
18. Dezember 2024
Amazon Web Services (AWS) stellt 100 Millionen Dollar für benachteiligte Schüler:innen zur Verfügung, um ihnen Kenntnisse in den Bereichen KI, Cloud Computing und Alphabetisierung zu vermitteln. In de...
Josef Muchitsch
23. Dezember 2024
Die Entscheidung, die KIM-Verordnung auslaufen zu lassen, ist ein wichtiger Erfolg für die Bauwirtschaft und alle Beschäftigten. Ursprünglich eingeführt, um den Immobilienmarkt zu regulieren, hat die ...
Alfons A. Flatscher
19. Dezember 2024
Europa steht vor drängenden Herausforderungen: Banken sind zunehmend restriktiv, alternative Formen der Finanzierung sind unterentwickelt. Die Folge? Vielversprechende Projekte und innovative Ideen sc...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
Bernd Affenzeller
18. Dezember 2024
 Das Auslaufen der KIM-Verordnung hat in der Bau- und Immobilienbranche zu einem deutlich wahrnehmbaren Aufatmen geführt. Und tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass 2025 besser laufen wird a...