Montag, April 21, 2025

Mit der Elektromobilität auf Österreichs Straßen geht es voran, wenn auch in kleinen Schritten. Neue Förderungen und die technische Weiterentwicklung der Fahrzeuge sollen das Wachstum nun weiter antreiben.

Zugegeben, die Beschleunigung ist nichts für den Durchschnittsfahrer. Nur wenige Verrückte wagen sich die Streif hinunter, die härteste Abfahrtsstrecke im internationalen Skizirkus. Von null auf hundert Stundenkilometer in fünf Sekunden, das gibt es nur im Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel oder hinter dem Lenkrad eines Porsche 911. Der aber ist, gemessen an den Emissionen im Bleifuß-Modus, eine regelrechte Dreckschleuder.

Zu den Gratulanten von Hahnenkammsieger Dominik Paris im Jänner zählte Hollywood-Legende Arnold Schwarzenegger, der fast auf die Sekunde genau weiß, wie sich die Beschleunigung aus dem Starthaus anfühlt. Schwarzeneggers jüngster Offroad-Zugang ist ein von Kreisel Electric umgebauter Mercedes G 350 d. Mehrere Elektromotoren mit Reduktionsgetriebe sind direkt auf das Verteilergetriebe aufgesetzt. Das Hauptgetriebe wurde entfernt. Das Elektroauto bringt nun 360 kW, umgerechnet 490 PS auf die Straße und schafft es immerhin in 5,6 Sekunden auf 100 km/h – immerhin mehr als drei Sekunden schneller als das Original aus Stuttgart mit Diesel-Motor.

Foto: »Governator« Arnold Schwarzenegger exportiert den ersten durch Kreisel elektrifizierten Mercedes der G-Klasse nach Kalifornien. Weitere sollen folgen, hoffen die Oberösterreicher.

Der Freistädter Elektromobilitätsspezialist Kreisel hat den elektrifizierten Offroad-Klassiker erstmals in Kitzbühel präsentiert. Am Design und der Entwicklung hat Schwarzenegger persönlich mitgewirkt. Er will den Prototypen weiter in Los Angeles testen. »Für mich geht mit diesem fantastischen Auto als Elektrofahrzeug ein Traum in Erfüllung«, ist Geländewagen-Aficionado Schwarzenegger erfreut.

Für die Kreisel-Brüder hat sich der PR-Coup auf jeden Fall ausgezahlt. Seit 2014 entwickeln Philipp, Johann und Markus Kreisel Hochleistungsbatterien für elektrische betriebene Fahrzeuge aller Art. In Gewicht und Kapazitäten machen sie sogar Großen der Branche wie Tesla Konkurrenz. Um die wachsende Nachfrage weiter bedienen zu können, investieren die Österreicher nun in eine erste eigene Fabrik für die Produktion ihrer Traktionsbatterie-Pakete. Sie ist wesentlich kleiner als Teslas Gigafactory, die ab 2018 im Vollbetrieb Lithium-Ionen-Batterien für den Weltmarkt produzieren wird. Doch zeigt das Engagement der Kreisel-Gründer: Elektromobilität ist auch in Österreich angekommen und bringt im besten Fall auch  heimische Innovatoren hervor.

Stetes Wachstum

Mit derzeit knapp 14.000 zugelassenen Elektroautos befindet sich der alternative Antrieb auf der Überholspur in Österreich, wenn auch erst auf der Kurzstrecke. 2016 wurden ingesamt 5.771 E-Autos neu zugelassen. Das ist ein Zuwachs von 138 % im Vergleich zum Vorjahr, bedeutet aber inklusive Hybridfahrzeugen einen Anteil von lediglich 2,6 % an den Gesamtzulassungen.

Foto: Minister Jörg Leichtfried, bmvit, besuchte 2016 bei einer USA-Reise die Automobilfabrik von Tesla in Freemont, Kalifornien.

Die Marktentwicklung geht mit dem technischen Fortschritt einher: Die ersten Modelle rein elektrisch betriebener Serienfahrzeuge machten in den vergangenen Jahren bereits bei 120 Kilometern Reichweite schlapp – an kalten Wintertagen wurden trotz ausgeschalteter Heizung nicht einmal diese Strecken geschafft. Die jüngsten Neuvorstellungen haben durch die Bank Batteriekapazitäten für realistische 300 bis maximal 400 Kilometer Fahrt. Damit ist auch die Angst vor dem Liegenbleiben passé, eines der häufigsten Argumente in der Komfortdiskussion zum emissionsfreien Antrieb.

Umfangreiche Förderung

Für einen weiteren Durchbruch soll zudem auch eine Initiative der öffentlichen Hand sorgen. Verkehrsministerium, Umweltministerium und Automobilimporteure investieren in den heimischen Markt. Ab März gibt es Prämien beim Kauf von Elektrofahrzeugen. Der Erwerb von Autos, die ausschließlich mit Elektroantrieb oder einem Brennstoffzellenantrieb ausgestattet sind, wird mit 4.000 Euro unterstützt. Für Plug-in-Hybride gibt es 1.500 Euro. »Mit unserem Paket in Höhe von 72 Millionen Euro machen wir Österreich elektrofit. Mit eigenen Nummerntafeln werden E-Autos auf einen Blick erkennbar sein. Damit können Länder, Städte und Gemeinden einfach und schnell zusätzliche Anreize schaffen«, sagt Verkehrsminister Jörg Leichtfried. Eine Novelle der Straßenverkehrsordnung soll in Zukunft Ausnahmen vom Halte- und Parkverbot für E-Fahrzeuge während des Ladens ermöglichen.

Foto: Kreisel Electric aus Freistadt, OÖ, rüstet Autos mit Verbrennungsmotoren auf einen elektrischen Antrieb um.

Neben dem Kauf von E-Fahrzeugen wird auch in den Ausbau der flächendeckenden Ladeinfrastruktur investiert. Der Bau von öffentlich zugänglichen Schnellladestationen wird mit 10.000 Euro pro Ladestation gefördert. Für Private steht, als Bonus zum Kauf von Elektroautos, eine Förderung von 200 Euro für die Anschaffung einer Wandladestation oder eines »intelligenten« Ladekabels zur Verfügung. Einzelne Bundesländer wie etwa Oberösterreich wollen noch eins draufsetzen und bis zu 600 Euro für Wallboxen zuschießen – vorausgesetzt sie sind vom Stromnetzbetreiber bedarfsgerecht steuerbar. In den munteren Reigen der Ankündigungen gesellte sich im Herbst auch die Stadt Wien, die nach Jahren des Wartens mit der Errichtung eines öffentlichen Ladenetzes beginnen will. 1.000 Ladepunkte sollen entstehen – eine Kehrtwende der Stadtpolitik, die sich bislang voll auf die Ablöse des Individualverkehrs durch die Öffis konzentrierte. Aktuell gibt es in Österreich gut 2.500 öffentlich oder, etwa auf Kundenparkplätzen, halb öffentlich zugängliche E-Ladestellen. Bis Ende 2017 werden es bereits 4.000 sein, lauten die Prognosen. Größter Ladeinfrastruktur-Player ist derzeit Smatrics, eine Tochter von Siemens und Verbund.

Hält jedem Vergleich stand

Wie aber sieht es mit der Wirtschaftlichkeit von E-Autos generell aus? Kalkulationen von Raiffeisen-Leasing zeigen, dass ein Elektroauto über eine Betriebsdauer von fünf Jahren einen Kostenvorteil von annähernd 35.000 Euro im Vergleich zu einem Verbrennerfahrzeug bieten kann. Verglichen wurden in der Berechnung ein Tesla Model S 90D und ein BMW 530d. Trotz des um rund 20.000 Euro höheren Anschaffungspreises des Tesla ergibt sich beim Elektroauto über eine Leasingdauer von 60 Monaten und einer Laufleistung von 20.000 km jährlich eine Gesamtersparnis von rund 27.200 Euro durch geringere Tankkosten, einen deutlich reduzierten Wartungsaufwand durch den Wegfall von Ölwechsel und Getriebeservice sowie reduzierte Lohnnebenkosten durch den Wegfall des Sachbezuges. Ähnliche Rechnungen wurden für Mittelklasse-Modelle und gewerblich genutzte Kastenwagen durchgeführt, mit ähnlichen Resultaten: Elektroautos schneiden bei den Gesamtkosten wesentlich besser ab. Förderungen wurden nicht berücksichtig.

Wer zu Beginn des Jahres trotzdem noch an einer Zukunft für E-Mobilität zweifelte, wurde bei der Vienna Autoshow im Jänner eines Besseren belehrt. Ein Drittel der Aussteller war mit elektrisch betriebenen Modellen an den Start gegangen. Jetzt müssen all die Flitzer nur noch auf die Piste gebracht werden.

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