Dienstag, April 22, 2025

Dirk Lukaschik ist der neue Vorsitzende der Geschäftsführung bei T-Systems in Österreich. Mit dem Report sprach er über seine Ziele, über Veränderungen im Zugang zu IT-Services und den allgemeinen Strukturwandel in Unternehmen.

Report: Sie sind im April als Managing Director bei T-Systems Austria angetreten. Was hat Sie bislang mit Österreich verbunden?

Dirk Lukaschik:
Ich habe bereits mit der Mannschaft in Österreich in den letzten Jahren, in denen ich für die Region Asia Pacific bei T-Systems verantwortlich war, zusammengearbeitet. So wurden immer wieder Spezialisten und Techniker aus Österreich in Health- und Cloud-Projekten eingesetzt. Gerade bei Lösungen für den Gesundheitssektor haben unsere Organisationen in Asien und Österreich intensiv zusammengearbeitet. Ich hatte also mit Österreich bereits wesentlich mehr zu tun, als man vermuten würde, wenn man sich die Distanz am Globus anschaut.

Die Arbeit in beiden Regionen, die Art und Weise, wie wir im Markt unterwegs sind, hat viele Parallelen. T-Systems verfügt in Österreich sowohl über eine Kompetenzzentrale im Health-Bereich als auch über Kernkompetenzen im Cloud-Umfeld. Auch die weltweit größten Cloud-Umgebungen, die T-Systems für Shell oder ThyssenKrupp betreibt, sind im Kern vom Team in Österreich entwickelt worden. Unser Cybersecurity-Portfolio ist derzeit in einer ähnlichen Entwicklung: Auch hier liegt die Kernkompetenz für unser internationales Geschäft bei unserer innovativen, leistungsstarken Einheit in Österreich.

Report: Was haben Sie sich für das Geschäft in Österreich vorgenommen?

Lukaschik:
Wir wollen dieses Jahr ein Umsatzwachstum von 9 % und ein Plus von 15 % bei Auftragseingängen erreichen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll T-Systems zur Nummer eins im Wachstum unter den heimischen ICT-Providern werden. Dazu ist auch eine starke Transformation unseres digitalen Portfolios notwendig. Uns ist wichtig, Digitalisierungstechniken wie etwa Big Data, »Internet of Things« und Machine-to-Machine-Communication in das bestehende Portfolio zu integrieren – in allen Bereichen, auf allen Ebenen.

Report: Ein Wachstumsziel von 9 % klingt sehr ambitioniert. Wie kann dies funktionieren – über Kampfpreise?

Lukaschik:
Wenn wir unsere Digitalisierungsthemen betrachten, ebenso wie unsere Cloudplattform und unsere Services im Sicherheitsumfeld, dann verfügen wir über ein sehr leistungsfähiges Angebot. Gerade bei Cybersecurity bietet T-Systems das derzeit interessanteste, innovativste Portfolio am Markt. Mit diesem Angebot und den hohen Plattformsynergien, die wir erzielen, können wir natürlich auch preiseffizient agieren. Ein Faktor dabei ist auch Flexibilität. Unsere Kunden können ihre IT-Services sehr dynamisch abrufen. In einem Pay-per-use-Modell werden in Cloudumgebungen nur jene Kapazitäten abgerufen, die im Moment, beispielsweise für Produktionsspitzen, benötigt werden – mit einem Klick. Das passiert nicht in PowerPoint, das passiert bereits real.

Report: Ist dieser einfachere Zugang zu IT-Ressourcen, die Nutzerfreundlichkeit der Provisionierung mit dem Mausklick, tatsächlich auch ein Wunsch der IT-Abteilungen in den Unternehmen?

Lukaschik:
Wenn man Europa mit anderen Regionen wie Asien oder Amerika vergleicht, so sind wir bei vielen Themen noch stark mit Analysen und der Diskussion beschäftigt. Google oder Amazon haben die Phase der Planungsrunden schon lange hinter sich gelassen: Sie sprechen ihre Kunden mit einer neuen Klarheit und Treffsicherheit an. Man weiß, wo sich der Kunde aufhält, was er gerade benötigt, wie sein Kaufverhalten ist und vieles mehr. Big-Data-Konzepte sind dort längst umgesetzt, während wir in Europa noch rätseln, auf welche Weise wir Geschäftsmodelle aus der Analyse von Daten generieren können.

Diese Nähe zum Kunden ist gerade in der IT wichtig: Der einfache Einstieg in einen Service hört ja nicht im Fachbereich auf, sondern betrifft auch die IT-Mannschaft. Techniker wollen genauso leicht – sprich: auf Knopfdruck – dringend benötigte Ressourcen wie beispielsweise eine SAP-HANA-Umgebung schnell abrufen können. So etwas freut den Fachmann. Der möchte ebenso einfach arbeiten können. Solche Vorgänge durchgängig nutzerfreundlich zu etablieren, ist eine der entscheidenden Herausforderungen in der Technik.

In der Administration von IT-Infrastruktur wird vieles künftig in Verbindung mit Big-Data-Techniken automatisiert ablaufen. Dies betrifft heute manuelle Arbeit ebenso wie Logikketten in Prozessen, die anhand der Analyse von Massendaten gelöst und abgehandelt werden. Die  Zuarbeit des Menschen ist damit nicht mehr nötig. Die IT-Mannschaften können sich so anderen, wichtigeren Themen widmen: der Anwenderfreundlichkeit von Lösungen in Unternehmen, Sozialkompetenz, Kundenservices.

Report: Sie sprechen allgemeine Veränderungen in Organisationen an – der Wandel im IT-Gefüge verändert die Unternehmen selbst, auch in der Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten.

Lukaschik:
Das beginnt schon beim Managementstil. Es ist schwer, sich zu verändern, wenn die Führung in einem Unternehmen immer noch klassisch tickt. Wir arbeiten gemeinsam in internationalen Teams an Projekten, die mithilfe von Collaboration-Tools organisiert werden, über die sämtliche Kommunikation abläuft. Meiner Tochter, die knapp über 20 Jahre ist, muss ich heute nicht erzählen, sie möge die Themen, an denen sie gerade arbeitet, mit ihren Mitmenschen teilen. Das tut sie ohnehin seit Jahren. In vielen Unternehmen wird dagegen noch groß überlegt, wie die Kommunikation und die Teamarbeit verbessert werden können. Wir wissen: Die neue Generation am Arbeitsmarkt lebt diese Aufgaben bereits völlig anders. Die Form des Dialogs löst die alten Hierarchien ab, Führungsqualität bedeutet etwas ganz anderes als früher. Junge Menschen werden gar nicht mehr in klassischen Organisationen arbeiten wollen, die ihren Kommunikations- und  Innovationsbedarf nicht decken können.

Report: Was verstehen Sie unter dem Begriff Wirtschaft 4.0?

Lukaschik:
Der Begriff umschreibt ausgehend von Industrie 4.0 eine Veränderung, die tatsächlich alle Bereiche des täglichen Lebens betrifft. Was dafür nötig ist, ist eine Vernetzung aller Menschen und Dinge. Der Trend geht in diese Richtung: Heute verfügen bereits mehr Menschen über ein Smartphone als über einen Zugang zu sauberem, fließenden Wasser. Der nächste Schritt in dieser breiten Entwicklung wird dann mit dynamischen, leis­tungsfähigen und sicheren Plattformen gesetzt, die Massendaten in kürzester Zeit analysieren lassen – und daraus auch kommerzielle Modelle generieren. Es gibt bereits Beispiele in der Praxis, etwa im medizinischen Bereich, wo mithilfe von Massendatenauswertungen Diagnosen erstellt werden. Dabei greift eine Data-Mining-Lösung auf Datenmengen zu, die Menschen alleine kaum bearbeiten könnten. Hier kommen die Erfahrungen von Millionen zusammen. Ein anderes Beispiel betrifft Cybersecurity, in der wir Big-Data-Technologie einsetzen. Der alte Virenscanner, der bekannte Codemuster miteinander abgeglichen hat, hat ausgedient. Heute scannen wir Datenverkehr auf verdächtige Muster auf unterschiedlichste Weise und erkennen Arten von Schadcodes, die auch für uns neu sind.

Im letzten Schritt der Entwicklung von Wirtschaft 4.0 sind mittels Machine-to-Machine-Communication die Einheiten direkt miteinander verbunden. Der Mensch als Schnittstelle und die manuelle Aufbereitung von Daten wird nicht mehr nötig sein. Die IT wird annähernd intelligent auch Entscheidungen treffen können – egal, ob diese etwa Marketingmaßnahmen oder die Produktion betreffen. Das sind die Themen, die diesen Trend prägen: Vernetzung, Infrastruktur, Datenanalysen und die direkte Kommunikation der Maschinen.


Zur Person
Dirk Lukaschik, 50, übernahm mit 1. April 2015 den Vorsitz der Geschäftsführung von T-Systems in Österreich und ist als Managing Director für rund 600 Mitarbeiter an fünf Standorten verantwortlich. Zuletzt war er als Global Account Executive für ThyssenKrupp tätig. Davor leitete der gebürtige Deutsche die Region Asia Pacific (APAC) von 2011 bis 2014. Vor seiner Zeit bei T-Systems arbeitete Lukaschik bei HP, BASF, MIBS Consulting und der EDS Group.

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