Dienstag, April 22, 2025
Zwischen Salzburg und Shenzhen
Foto: istock

Vorteile und Stolperfallen beim Aufbau von ERP-Architekturen über mehrere Länder und Bereiche hinweg.

Vertriebsbüros und Produktionsstandorte benötigen Daten aus der Unternehmenszentrale. Im Gegenzug müssen sie Informationen zurückliefern. Idealerweise geschieht dieser Austausch direkt über ein System für Enterprise-Resource-Planning (ERP). Zur Vernetzung existieren in der Praxis zwei Optionen: Einmal besteht die Möglichkeit einer zentral angelegten Architektur. Dabei greifen die Mandanten aller Standorte auf eine Datenbank zu. Das andere Modell ist dagegen dezentral organisiert. Hier versorgen mehrere, verteilte Datenbanken jeweils eine Gruppe regionaler Gesellschaften mit Informationen. Die Entscheidung »lokal vs. zentral« hat weitreichende Konsequenzen. Unternehmen müssen daher Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken abwägen. Der ERP-Hersteller proAlpha hat dazu wesentliche Argumente zusammengetragen:

An einem Strang ziehen

Eine zentrale Datenbank bietet einen einheitlichen Daten- und Prozesskern für alle Gesellschaften. Vorteil dieser Architektur: Sie ermöglicht einen optimalen, direkten Informationsaustausch. Denn Daten müssen nur an einer Stelle aktualisiert und vorgehalten werden. Für das Ein-Datenbank-Modell sprechen ferner die im Vergleich geringen Kosten für Anschaffung und Betrieb der Hardware. Ein weiteres dickes Plus: Allen Landesgesellschaften steht der ganze Lizenz-, Anpassungs- und Funktionsumfang unmittelbar zur Verfügung.

Zentral ist nicht immer ideal

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Dies zeigt sich bei einer zentralen Systemarchitektur insbesondere im laufenden Betrieb. Gerade bei Unternehmen, die in sehr unterschiedlichen Zeitzonen arbeiten, schmelzen nämlich die Zeitfenster für mögliche Wartungen auf ein Minimum. Selbst einfache Routineadministration wird da zur Herausforderung. Von ungeplanten, dringenden Eingriffen gar nicht zu reden. Auch auf der Kostenseite schwächelt eine zentralistische Struktur. Denn sie stellt den Landesgesellschaften möglicherweise Funktionalitäten zur Verfügung, die sie gar nicht benötigen. Ein Vertriebsbüro ohne Fertigung beispielsweise nutzt kein Modul für die Produktionsplanung. Darüber hinaus werden Lizenzkosten für neue Module auf die Gesamtuserzahl bezogen; im Falle eines »concurrent user«-Lizenzmodells lässt sich dieser Effekt zumindest abfedern, wenn bedingt durch verschiedene Zeitzonen immer nur ein Teil der Nutzer gleichzeitig im ERP-System aktiv ist. Zusätzlich zu einem erhöhten Abstimmungs- und Testbedarf im Falle von Change Requests gestalten sich auch die Releasewechsel oft besonders komplex, weil stets alle Gesellschaften gemeinsam das neue Release in Betrieb nehmen müssen.

Risiken genau abwägen

Wenn in einer zentral organisierten Architektur etwas schief geht, geht es richtig schief. Technische Probleme betreffen dann sofort alle Gesellschaften. Auch bei einem Datenleck ist der Schaden tendenziell größer als bei verteilten Systemen. Natürlich lässt sich dies auch anders betrachten: Ein Problem in einer zentralen Infrastruktur muss auch nur einmal behoben werden. Alles also eine Frage der Abwägung. Gegen einen zentralen Ansatz spricht: Zugriffsgeschwindigkeit und System-Performance hängen entscheidend von der weltweit verfügbaren Bandbreite und Latenz der Internetverbindungen ab. Last but not least können politische beziehungsweise lokale gesetzliche Änderungen Unternehmen zu einer Dezentralisierung zwingen. So zum Beispiel im Fall China: Dort müssen seit 2017 sensible und personenbezogene Daten lokal gehostet werden und dürfen das Land nicht verlassen. Sind so bewertete Daten betroffen, ist ein Ein-Datenbank-Modell de facto unmöglich. ERP-Governance und Datensicherheit dürfen heute nicht mehr auf die leichte Schulter genommen werden.

Chancen optimal nutzen

Gleichzeitig bietet ein zentrales ERP aber auch viele Chancen: Werden neue Gesellschaften Schritt für Schritt angebunden, bietet der hohe Funktionsumfang von Anfang an ein Maximum an Flexibilität. Außerdem können bereits erprobte Prozesse direkt übernommen werden. Die neue Gesellschaft ist so viel schneller operativ und produktiv. Und auch wenn es dem ein oder anderen Country Manager nicht angenehm ist: Ein einheitliches Prozessgerüst zwingt zu einem standardisierten Vorgehen. Nur mit einem solchen Korsett lässt sich eine gewisse Vergleichbarkeit erzielen.

Meistgelesene BLOGS

Josef Muchitsch
23. Dezember 2024
Die Entscheidung, die KIM-Verordnung auslaufen zu lassen, ist ein wichtiger Erfolg für die Bauwirtschaft und alle Beschäftigten. Ursprünglich eingeführt, um den Immobilienmarkt zu regulieren, hat die ...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...

Log in or Sign up