Mittwoch, Mai 21, 2025
Die Wachstumsbremse 
Freie Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen, ist für viele Betriebe zu einer Herausforderung geworden. (Fotocredit: iStock)

Der Fachkräftemangel bleibt das vordringlichste Problem der heimischen Unternehmen. Knapp die Hälfte der Betriebe verzeichnet deshalb bereits Umsatzeinbußen.

Der Wirtschaft fehlt es branchenübergreifend an qualifiziertem Personal. 82 Prozent der rund 600 Unternehmen, die für die aktuelle EY-Studie zum Thema Beschäftigung befragt wurden, klagen über Schwierigkeiten, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter*innen zu finden. Nur rund jedem fünften mittelständischen Betrieb (18 Prozent) fällt es nach eigenen Angaben derzeit eher oder sehr leicht Fachpersonal zu finden. Damit hat sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr etwas entspannt: Nur 13 Prozent haben 2023 leicht Personal gefunden. Zwei Drittel der österreichischen Unternehmer*innen sehen den Fachkräftemangel darüber hinaus auch als enormes Risiko für die Zukunft des Betriebs – noch vor hohen Rohstoffpreisen, möglicher Rezession und Inflation. Besonders angespannt ist die Personalsituation in den Branchen Gesundheit, Tourismus und Industrie.

Der Fachkräftemangel wirkt sich inzwischen bereits auf die Wirtschaftsleistung des Landes aus. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen verzeichnen wegen fehlenden Personals Umsatzeinbußen. Bei fast einem Fünftel sanken die Umsätze um mehr als fünf Prozent. Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich, sieht ein komplexes Problem, das eine vielschichtige und nachhaltige Strategie erfordert: »Der Fachkräftemangel wird zum größten Risiko für die heimische Wirtschaft und ist für viele Unternehmen existenzbedrohend.«

Das Vollzeitproblem

Nur mehr jeder fünfte Betrieb in Österreich will in den kommenden Monaten zusätzliche Beschäftigte einstellen. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die Stellen streichen möchten, gegenüber Jänner 2023 von 15 auf 18 Prozent gestiegen. So hoch war dieser Prozentsatz seit 2009, dem Höhepunkt der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise, nicht mehr. Damals wollten sogar 27 Prozent der Unternehmen Stellen streichen. Unterm Strich ergibt sich ein Beschäftigungsplus von drei Prozent. EY-Experte Lehner erwartet nur mehr leichte Impulse: »Eine ähnlich geringe Beschäftigungsdynamik gab es zuletzt 2013 mit vier Prozent, selbst im Corona-Krisenjahr 2021 lag der Saldo mit neun Prozent noch höher als aktuell.« 

Erich Lehner, Managing Partner Market EY Österreich: »Der Fachkräftemangel wird zum größten Risiko für die heimische Wirtschaft.« (Foto: EY Österreich)


Die Unternehmen wünschen sich von der Regierung verstärkte Maßnahmen, etwa Förderungen für Ausbildung und Weiterbildung sowie eine gezielte Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften. Denn zwei grundlegende Probleme werden durch die Studie bestätigt: die mangelhafte Ausbildung der Bewerber*innen und die fehlende Bereitschaft zu Vollzeitarbeit. »Teilzeitarbeit ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und wird zunehmend auch von jungen Menschen, unabhängig von Kinderbetreuungspflichten eingefordert«, sagt Lehner. An flexiblen Arbeitszeitmodellen führe kein Weg vorbei – neun von zehn Unternehmen diesbezüglich bereits Maßnahmen gesetzt. Auch mit attraktiven Zusatzleistungen und Benefits versuchen Betriebe, Arbeitskräfte zu überzeugen. Höhere Löhne sind jedoch nur für ein Prozent der Befragten Teil der Strategie. 

Meistgelesene BLOGS

AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...

REPORT | Meistgelesen

Log in or Sign up