Dienstag, Mai 20, 2025
Größtes Abwärmeprojekt Österreichs geht an den Start 
Bei der Eröffnung der Wärmepumpen in der Klinik Floridsdorf zu Gast (v.l.n.r.): Stefan Gara (Energiesprecher NEOS Wien), Martin Madlo (Managin Director Digital Realty Österreich), Peter Hanke (Finanzstadtrat), Evelyn Kölldorfer-Leitgeb (Generaldirektorin Wiener Gesundheitsverbund), Leonore Gewessler (Klimaschutzministerin), Peter Hacker (Gesundheitsstadtrat), Peter Weinelt (Generaldirektor Wiener Stadtwerke), Michael Strebl (Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung) und Herwig Wetzlinger (Generaldirektorin-Stellvertreter Wiener Gesundheitsverbund) (Fotocredit: Wien Energie/Christian Hofer)

Ab sofort sind die Wiener Klinik Floridsdorf und das benachbarte Rechenzentrum von Digital Realty offiziell miteinander verbunden: Über Rohre, Wasser und Pumpen werden umweltfreundlich Wärme und Kälte ausgetauscht – das ist sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich ein Gewinn.  

Tief unten, im Keller der Floridsdorfer Klinik, arbeitet die neue Grätzl-Heizung bald auf Hochtouren: In einem der größten Projekte seiner Art wandeln hier drei neue Wärmepumpen Abwärme aus dem Rechenzentrum in Wärmeenergie um - die dann wiederum Patient*innenzimmer, Kantine und Operationsräume beheizt. Schon jetzt erreicht die Anlage eine Leistung von rund 6 MW, nach voller Inbetriebnahme soll sie rund 50-70 Prozent der benötigten Heizenergie der Klinik (12 - 13 MW) liefern. Die Klinik wird so unabhängiger von anderen Fernwärmequellen - und spart neben Kosten pro Jahr rund 4.000 Tonnen CO2-Emissionen ein.

Investition in ein Zukunftskonzept 

Errichtet wurde die Anlage von Wien Energie, gekostet hat der eineinhalb Jahre dauernde Bau rund 3,5 Millionen Euro. Für Michael Strebl, Vorsitzenden der Geschäftsführung, eine kluge Investition in eine »Win-Win-Win-Situation«: »Wir wollen raus aus Gas. Das Projekt ist eine ideale Gelegenheit, die Serverabwärme zu nutzen. Wir »recyclen« die Energie, die im Rechenzentrum in jedem Fall anfällt, und versorgen damit die Klinik Floridsdorf.« Die zusätzlich noch benötigte Fernwärmeenergie liefert Wien Energie zwar noch aus konventionellen Quellen. Für den Energieversorger ist das Projekt dennoch ein wichtiger Schritt - die Nutzung von Abwärmequellen soll neben Tiefengeothermie und Großwärmepumpen (Report (+) PLUS berichtete) nämlich einen der grundlegenden Eckpfeiler der klimaneutralen Fernwärmeversorgung bilden.

Die drei neuen Wärmepumpen mit einer Leistung von je einem Megawatt versorgen das Krankenhaus ab dieser Heizsaison mit »recycelter« Wärmeenergie aus dem Rechenzentrum. (Foto: Wien Energie/Christian Hofer)


Möglich wurde das Projekt durch die gute Zusammenarbeit von Stadt, Bund, Stadtwerken und Privatwirtschaft, betont Peter Weinelt, Generaldirektor Wiener Stadtwerke, bei der Eröffnung. »Wir gehen in Wien auch außergewöhnliche Wege, um die Energiewende zu meistern«, meint auch Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Ebenso begeistert zeigt sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: »Genau mit solchen Projekten kommen wir beim Schutz des Klimas voran. Dieses Modell wird in unserem ganzen Land Schule machen.« Sowohl die Stadt Wien als auch das Bundesministerium für Klimaschutz (im Rahmen der Umweltförderung) haben das Projekt darum finanziell unterstützt. 

Synergien schaffen 

Die eigentliche Idee dazu aber stammte vom Wärme-Lieferanten: »Wir haben lange nach einem Partner gesucht, mit dem sich die Idee, die Wärme unseres Rechenzentrums nachhaltig zu nutzen, auch wirtschaftlich umsetzen lässt«, erklärt Martin Madlo, Managing Director von Digital Realty Österreich (ehem. InterXion). Digital Realty betreibt in Floridsdorf das größte Rechenzentrum Österreichs, das rund um die Uhr Wärme 'produziert' - und genau dafür einen Abnehmer suchte. Durch den neuen Fernwärmekreislauf mit der Klinik Floridsdorf spart Digital Realty nun außerdem rund 10 Prozent Kühlenergie ein. 

Die Wärmepumpen bilden das Herzstück des Kreislaufs: Hier wird die Energie aus der Abwärme des Rechenzentrums genutzt, um Fernwärme für die Klinik zu erzeugen. Zur selben Zeit entzieht die Anlage dem Wasser aus dem Rechenzentrum rund 10 Grad Celsius - das dann zurückgeleitet und zur Kühlung genutzt werden kann. (Grafik: Wien Energie)


Auch international steht Nachhaltigkeit bei Digital Realty oben auf der Agenda – ein Versuch, Rechenzentren trotz ihres hohen Energieverbrauchs umweltfreundlicher zu betreiben. Allein in Wien investiert Digital Realty dafür zweistellige Millionenbeträge. Denn: Auch von Kundenseite werde mittlerweile mehr Nachhaltigkeit gefordert, so Madlo. Grund dafür sei beispielsweise die neue EU-Taxonomie, die auch bei IT-Dienstleistungen nachhaltigere Beschaffungsketten verlangt. Nach der erfolgreichen Kooperation sind nun bereits weitere Projekte mit Wien Energie geplant.

Meistgelesene BLOGS

AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...

Log in or Sign up