Montag, April 21, 2025
Ein Campus für die Gebäudezukunft
Foto: Siemens

Siemens Building Technologies hat im schweizerischen Zug einen neuen Campus eröffnet. Der zeigt, was ­hinsichtlich Energieeffizienz und Ressourcenschonung bereits heute möglich ist.

Zug in der Schweiz ist seit 1998 die Heimat von Siemens BT, der Gebäudetechniksparte von Siemens – seit der Übernahme der industriellen Aktivitäten der Elektrowatt AG. Deren Portfolio bildete die Basis für eine Erfolgsgeschichte in der Gebäudetechnik. Die Konzernsparte erwirtschaftete weltweit im abgelaufenen Fiskaljahr, das am 30. September 2018 endete, mit mehr als 20.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 400 Nie­derlassungen, 16 Standorten für Forschung und Entwicklung und neun Produktionsstandorten einen Umsatz von 6,6 Mrd. Euro und einen Gewinn von 755 Millionen Euro. Der Umsatz konnte gegenüber dem Vorjahr um 6 % gesteigert werden.

»Mit unseren Investitionen in Forschung und Entwicklung nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung, um uns fortlaufend in eine Smart-Building-Company weiterzuentwickeln«, erklärt Matthias Rebellius, CEO von Siemens Building Technologies, anlässlich der Eröffnung des neuen Campus in Zug Anfang Dezember. »Wir bieten eine breite Palette und zahlreiche Eigenentwicklungen von Systemlösungen und Bautechnologien für die Bereiche Gebäudeautomation, Energieeffizienz Brandmeldung, Sicherheit bis hin zur Zutrittskontrolle zur Optimierung der Nachhaltigkeit, der User Experience an zukunftsorientierten Arbeitsplätzen und zur Senkung der Total Cost of Ownership smarter Gebäude.«

In den neuen Campus, der auf einer Bürofläche von rund 32.000 Quadratmetern Platz für ca. 1.000 Mitarbeiter bietet – derzeit beschäftigt Siemens vor Ort rund 650 Personen –, wurden rund 250 Millionen Schweizer Franken investiert. Berücksichtigt wurden alle Elemente der Smart-Building-Philosophie von Siemens. Zug soll als Blueprint für Siemens-Gebäude weltweit dienen.

Intelligente Gebäude basieren auf der umfassenden Analyse und Nutzung digitaler Gebäudedaten. »Ein intelligentes Gebäude ist flexibel, lernt aus früheren Interaktionen und passt sich ständig den Bedürfnissen an und trägt so aktiv zum Erfolg der Nutzer bei«, definiert Rebellius. Smarte Technologien sollen Menschen, Gebäude und Systeme miteinander verbinden und so zu einer Arbeitsplatzumgebung beitragen, bei der der Mensch im Mittelpunkt des Gebäudes steht.

Mensch im Mittelpunkt

Bild oben: Matthias Rebellius, CEO Siemens Building Technologies: »Ein intelligentes Gebäude ist flexibel und trägt aktiv zum Erfolg seiner Nutzer bei.«

Eine neue softwaregestützte Lösung wurde auf dem Campus mit existierenden Gebäudeautomationssystemen, IT-Netzwerken und IoT-Systemen verknüpft. Sie ermöglicht über eine intuitiv bedienbare App sowohl die personalisierte Regelung als auch die intelligente Automation.

Mit der App können die Nutzer Temperatur und Beleuchtung in Sekundenschnelle ändern, Besprechungsräume buchen sowie Feedback übermitteln. Dazu gibt es im Bürogebäude mehr als 6.500 und im Produktionsgebäude 5.500 Sensoren. Diese steuern die Raumkonditionierung mittels hybrider Kühl- und Heizpaneele an den Decken, die auch für regulierbare LED-Beleuchtung sorgen. Der Sonnen­­schutz erfolgt via Außenjalousien vollautomatisch.

Die Büroflächen sind mit inselförmig angelegten Arbeitsplätzen, Ruhezonen, Kantinenbereichen und zahlreichen Räumen für Besprechungen oder zum ungestörten Telefonieren offen, hell und freundlich gestaltet. Jeder Mitarbeiter hat seine persönlichen Gegenstände in einer Box, mit der er sich dann einen angenehmen Platz sucht. Zum Auffinden von Teammitgliedern oder Freunden gibt es ein persönliches Trackingsystem, dem jedoch zugestimmt werden muss.

Noch im Aufbau befindet sich eine Augmented-Reality-Lösung, die sämtliche installierte Technik in Boden, Wand und Decke farblich differenziert auf einem Tablet anzeigt. So kann man Systeme ein- oder ausblenden, sich zum Beispiel auf eine schadhafte Wärmeleitung konzentrieren und die fehlerhafte Stelle finden, ohne Deckenplatten abheben zu müssen.

Wachstum

Auf dem Weg zur »Smart Building Company« hat BT heuer einige Unter- nehmen, die in dem Bereich Innovation vorantreiben, übernommen, darunter Building Robotics mit dem Hauptprodukt Comfy.

Die Software-as-a-Service-Lösung liefert individuell anpassbare Arbeitsplatzumgebungen und Analysen für den effizienten Gebäudebetrieb. Comfy bildet eine signifikante Erweiterung des Cloud-Portfolios von Siemens BT. Das im kalifornischen Oakland ansässige Start-up wird als hundertprozentige Tochtergesellschaft von Siemens Industry geführt und weiter als herstellerneutraler Plattform­anbieter operieren. Die beiden Gründer, CEO Andrew Krioukov und CTO Stephen Dawson-Haggerty, verbleiben in ihrer aktuellen Funktion im Managementteam.

Der Neubau des Campus Zug wurde bereits 2011 gestartet, die Bauphase für das Bürogebäude und die Fertigung dauerte von Mai 2016 bis Juli 2018.  Ein bereits bestehendes drittes Gebäude wird 2021 modernisiert und umgebaut. Es soll dann alle 450 Mitarbeit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung beheimaten.
Der Campus von Siemens Zug ist eines der ersten Neubauprojekte, bei denen BIM (Building Information Modeling) für Planung, Durchführung und Implementierung der gesamten Gebäudetechnik zum Einsatz kam. BIM schafft einen digitalen Zwilling des physischen Gebäudes und begleitet es während seiner gesamten Lebensdauer – von der Planung über Bau und Betrieb bis hin zum Abriss und Recycling. In BIM ist hinterlegt, wo welche Materialen verbaut wurden und worauf beim Abriss und Wiederverwertung zu achten ist, etwa hinsichtlich wertvoller Metalle oder risikobehafteter Stoffe. Siemens hat zum Beispiel sämtliche Fenster in Holz ausführen lassen, nur die Verkleidung ist aus Aluminium. Das spart Rohstoffe und Kosten und die Fenster lassen sich zu 100 %
wiederverwerten.

Die Fertigung elektronischer Bauteile findet in einem Gebäude von 125 x 50 Metern Grundfläche auf zwei Etagen statt und läuft im Drei-Schicht-Betrieb. So verlassen pro Jahr rund 2,4 Millionen Brandmelder – alle sechs Sekunden einer – und hunderttausende Schaltelemente der Gebäudetechnik wie etwa Sensoren zur Steuerung von Licht und Wärme die beinahe vollautomatisierten Produktionsstraßen.

Das Bürogebäude erfüllt die höchsten Anforderungen der LEED-Norm und erhält damit eine Platin-Zertifizierung; die Produktionsgebäude erfüllen die Kriterien für die LEED Gold-Zertifizierung. Ein integriertes Gebäudeautomationssystem mit Energieoptimierung auf Basis der Gebäudemanagement-Plattform Desigo CC steuert den Energieverbrauch und alle Systeme in den Gebäuden. Energieeffiziente Wärmepumpen nutzen Wasser aus dem See Zug als Wärmequelle und zur direkten Kühlung. Die Campusgebäude benötigen keine fossilen Rohstoffe oder Kraftstoffe zur Energieerzeugung. Die Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungssysteme sind mit Wärme- und Kälterückgewinnungssystemen ausgestattet.

Auch die Druckluftsysteme in den Produktionsbereichen verfügen über ein Energierückgewinnungssystem zur Warmwasserbereitung. Die Gebäude haben begrünte Dächer und nutzen zusätzlich rund 1.500 Kubikmeter Regenwasser. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Produktionsgebäudes wird im Frühjahr 2019 in Betrieb genommen.

Siemens ist mit mehr als 6.000 Mit- arbeitern einer der größten Arbeitgeber der Schweiz. Die Gebäudetechnik mit Sitz in Zug soll von der Digitalisierung mehr profitieren als alle anderen Branchen. Im nächsten Jahr wird die Gebäudetechnik ein Kernelement der neuen Betreibergesellschaft Smart Infrastruktur (SI) werden, deren globaler Hauptsitz dann ebenfalls in Zug sein wird.

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