Montag, April 21, 2025

Wie Unternehmen von Normen in einer vernetzten Welt profitieren: Die Plattform "Industrie 4.0 Österreich" hat einen Normungskompass für Unternehmen erstellt. Mehrere tausend Normen werden für industrielle Prozesse als relevant erachtet.

Die Plattform Industrie 4.0 Österreich hat einen Normungskompass (Link) erarbeitet, der Unternehmen einen Überblick über Normen im Bereich der digitalisierten Produktion bietet.  Patentamtspräsidentin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Vereins Industrie 4.0 Mariana Karepova: „Der digitale Wandel in der Industrie ist so umfassend und komplex, dass dadurch auch Barrieren entstehen - nicht zuletzt auch Sprachbarrieren. Wir haben uns zu dieser Plattform zusammengeschlossen, um zukünftige Entwicklungen der digitalisierten Produktion im Interesse sämtlicher Beteiligter möglichst barrierefrei und schnell voran zu bringen. Der Normungskompass soll helfen, babylonischen Verwirrungen entgegenzuwirken. Standards und Normen sind sehr wertvoll, wenn man sie mitentwickelt und gut kennt. Sie werden dann zum Problem, wenn sie nicht verstanden werden oder gar nicht bekannt sind. Der echte Nutzen des Normungskompass ist, dass er kein totes Lexikon ist, sondern dass dahinter echte Menschen stehen, die man anrufen kann.“
 
„Der Normungskompass ist wie ein Wörterbuch für Industrie 4.0, das jedem Unternehmen zur Verfügung steht“, so Roland Sommer, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0 Österreich. „Ziel ist es, österreichischen Unternehmen und Interessierten einen Überblick über relevante Normen im Bereich Industrie 4.0 zu geben.“

Normen und Standards spielen bei der Umsetzung von Industrie 4.0 eine Schlüsselrolle. Sie sind ein maßgeblicher Treiber, um Vernetzung in der industriellen Produktion sicherzustellen. „Ohne Normen wird Industrie 4.0 nicht gelingen. Bei Smart Manufacturing müssen Systeme unterschiedlicher Hersteller, zunehmend entlang der Wertschöpfungskette, verlässlich und effizient miteinander kommunizieren können. Jeder kennt seine persönliche Erfahrung, wie schwierig es sein kann, Geräte im persönlichen Lebensbereich miteinander zu vernetzen. Für Unternehmen ist dies aber überlebenswichtig“, macht Sommer deutlich. „Mit internationaler Normung werden Innovation und Wachstum gefördert, weil sie neu entwickelten Prozessen, Produkten oder Services den Markteintritt erleichtern.“ Zudem unterstützen Normen bei der Produktentwicklung, sowie bei Investitionen in Anlagen, da bei Einhaltung spezifischer Normen das Risiko der Investition reduziert wird. Zudem schaffen Normen eine Vertrauensbasis unter den Akteuren.

Für jede Norm wird ein konkreter Ansprechpartner in der entsprechenden österreichischen Organisation genannt, um den Zugang zur Welt der Normung zu erleichtern. In der Online-Version des Normungskompasses stehen auch Informationen über den aktuellen Status der Norm, Ursprung der Norm sowie – wo verfügbar – einen Link zum Onlineshop der Standardisierungsorganisation.

Mariana Karepova: „Industrie 4.0 entwickelt sich rasant vor unseren Augen. Da ist viel Futuristisches dabei: Was passiert, wenn selbstlernende Maschinen Innovationen hervorbringen und wem gehören diese Erfindungen dann? 3-D-Drucker können Formen im Nu nachmachen. Wie schützen sich Unternehmen dann gegen Produktpiraterie? Die Plattform greift all diese Fragen auf. Der Normungskompass hilft unseren Unternehmerinnen und Unternehmern am Ball zu bleiben und gewappnet zu sein.“

 „Die eine Industrie-4.0-Norm wird es allein aufgrund der Vielfältigkeit des Themas nicht geben. Und Technologien entwickeln sich rasend schnell weiter. Aus diesem Grund wird auch der Kompass laufend aktualisiert“, so Sommer.

Bei Industrie 4.0 wachsen die großen Technikbereiche IT, Maschinenbau, Robotik und Automatisierung zusammen, wodurch nun auch Normungsthemen für Big Data, Cloud Computing, Machine-2-Machine oder Security berücksichtigt werden müssen.

In Zukunft werden noch weitere Technologieanwendungen wie Fog-Computing oder 5G als Basis für Echtzeitinformation Berücksichtigung finden. Statt die Riesenmengen von Daten im Internet of Things zur und von der Cloud zu transferieren, sollen beim Fog-Computing die Daten von Gerät zu Gerät übertragen werden und somit Probleme bei der Bandbreite umgehen. 5G ist die kommende Mobilfunktechnologie, die Übertragungsraten von zehn Gigabit pro Sekunde ermöglichen und Ausfallsicherheit garantieren soll.

„Vor allem die Felder Interoperabilität, Echtzeitkommunikation und Kooperation von Mensch und Roboter erhalten durch Industrie 4.0 eine neue Dimension“, so Sommer. Bestehende Felder erfahren durch die Digitalisierung ebenfalls eine stärkere Bedeutung. Ein Beispiel ist die Fernwartung, deren Bedeutung mit Industrie 4.0 stark zunehmen wird.

Konkrete Anwendungsfelder
Daraus abgeleitet konzentriert sich der „Normungskompass“ auf 13 Anwendungsfelder, die konkret mit Industrie 4.0 zu tun haben, von Mensch-Maschine-Schnittstellen bis Security Management. Im Online-Katalog führt der Normungskompass in Summe rund 300 Normen innerhalb der 13 Anwendungsfelder detailliert an.

Neu sind die Modelle, z.B. in Form eines Referenzarchitekturmodells für Industrie 4.0, wie sie in Deutschland als RAMI 4.0 entwickelt wurde, die die Beschreibung und Realisierung von Industrie-4.0-Konzepten erleichtern soll. Hier laufen bereits zwischen International Organization for Standardization (ISO) und International Electrotechnical Commission (IEC) die ersten Aktivitäten zu einem gemeinsamen internationalen Standard an.

80 Prozent der Normen sind global
Industrieunternehmen, die auf Basis von neuen, digitalisierten Geschäftsmodellen reüssieren wollen, sehen sich mit einer Vielzahl von Normen und Standards konfrontiert. Allein in der industriellen Produktion sind mehrere tausend Normen definiert. Die Anzahl der genutzten Standards wird durch Industrie 4.0 noch deutlich steigen.

Insgesamt umfasst der Katalog des Europäischen Komitees für elektrotechnische Standards (CENELEC) derzeit rund 6.900 Standards, von der IEC rund 6.200. Pro Jahr kommen mehr als 400 Normen dazu. Auch die International Organization for Standardization (ISO) listet rund 700 Industrie-4.0-relevante Normen auf, von in Summe 21.000 Standarddokumente. Rund 80 Prozent sind global gültige Normen, 20 Prozent sind nur für den europäischen Markt relevant. Nur ein Bruchteil sind rein nationale Normen.



Hintergrund, die Mitglieder der Plattform Industrie 4.0 Österreich
(Stand April 2017, in alphabetischer Reihenfolge)

1. A1 Telekom Austria AG
2. Austrian Institute of Technology (AIT)
3. AVL List GmbH
4. BHDT GmbH
5. Bundesarbeitskammer (BAK)
6. Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit)
7. Fachhochschule Kufstein Tirol Bildungs GmbH
8. Fachhochschule Oberösterreich Forschungs und Entwicklungs GmbH
9. Fachhochschule Technikum Wien
10. Fachverband Bergwerke und Stahl
11. Fachverband für Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI)
12. Fachverband der Maschinen-, Metallwaren und Gießereiindustrie (FMTI)
13. Fronius International GmbH
14. Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA djp)
15. IBM Österreich GmbH
16. IMC Fachhochschule Krems
17. Industriellenvereinigung (IV)
18. Infineon Technologies Austria AG
19. Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH
20. JKU Johannes Kepler Universität Linz
21. Kapsch BusinessCom AG
22. Know-Center GmbH
23. Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG
24. Microsoft Österreich GmbH
25. Montanuniversität Leoben
26. Österreichische Post AG
27. Produktionsgewerkschaft (PRO-GE)
28. REXEL Austria GmbH
29. Rosenbauer International AG
30. Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH
31. SFL Technologies GmbH
32. Siemens AG Österreich
33. Technische Universität Graz
34. Technische Universität Wien
35. Tieto Austria GmbH
36. T-Systems Austria GmbH
37. Upper Austrian Research GmbH
38. voestalpine AG
39. VRVis Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung Forschungs GmbH
40. Wirtschaftsagentur Wien
41. Zumtobel Group AG

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