Sonntag, Mai 04, 2025
BIM-Mythen aufgedeckt
Foto: iStock

Building Information Modeling (BIM) ist derzeit eines der meistdiskutierten Themen in der Baubranche. Dennoch gibt es viele Missverständnisse, was BIM tatsächlich ist oder kann. Diese spiegeln sich in die verschiedenen Sichtweisen und Interpretationen der Thematik wider. Doch wenn es um den strategischen Einsatz von BIM geht, ist es unabdinglich, diesem ein fundiertes Verständnis von Building Information Modeling zugrunde zu legen.

Der Autor: Sven-Eric Schapke ist Director BIM/PLM bei think project! und leitet seit 2013 die Entwicklung von Cloud-Lösungen für Zusammenarbeit mit BIM. Nach dem Studium an der TU Braunschweig und dem Georgia Institute of Technology, USA war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bauinformatik der TU Dresden.  Er ist aktiv in BIM-Arbeitsgruppen von DIN und VDI  sowie Mitglied des Advisory Board von buildingSMART Deutschland.

Im Folgenden die zentralen Missverständnisse im Zusammenhang mit BIM und deren Klärung:

Mythos 1: Bei BIM geht es nur um 3D-Modellierung

Der Begriff »Building Information Modeling« wird oft gleichgesetzt mit der reinen 3D-Planung und mit 3D-Modellierungsprogrammen. Dies greift jedoch zu kurz und übersieht, dass BIM viel eher eine Methodik darstellt, mit der verschiedene Informationstypen eines Bauprojekts organisiert werden können – auch über Unternehmensgrenzen hinweg. Dieser Aspekt eines transparenten, digitalen Informationsmanagements ist der wahre Mehrwert von BIM.

Mythos 2: Für BIM braucht man nur die richtige Software

Bei BIM geht es nicht nur um den Einsatz einer bestimmten Software. Auch wenn der Einbezug von Autorensoftware bei BIM-Projekten unerlässlich ist, bildet dies nur einen Aspekt von BIM ab. Building Information Modeling geht über die reine IT-Dimension hinaus. Mit BIM zu arbeiten heißt zum einen, die dafür nötige digitale Infrastruktur zu verwenden, und zum anderen, darauf aufbauend einen Prozess zu etablieren, der eine kollaborative Projektarbeit ermöglicht. Erst mit einer geordneten Informationsstruktur, auf die jeder Beteiligte Zugriff hat, kann von einer echten BIM-Arbeitsweise gesprochen werden.

Mythos 3: BIM kann nur in der Planung eingesetzt werden

Während des gesamten Projektverlaufs spielt BIM eine bedeutende Rolle. Nicht nur bei der Projektplanung, auch zu einem späteren Zeitpunkt ist ein transparenter und sinnvoll strukturierter Informationsfluss, auf den alle Beteiligten zugreifen können, relevant.  Die einzelnen Abschnitte eines Bauprojekts sind nie gänzlich losgelöst voneinander – genauso wenig sind es die jeweils relevanten Daten des Projekts. Die Dokumentation und der erleichtere Zugang zu den Projektinformationen für jeden Projektabschnitt und über den gesamten Projektverlauf hinweg sind gerade die zentralen Vorzüge einer BIM-Arbeitsweise.

BIM ist definitiv nicht simpel, sondern weitaus komplexer, als auf den ersten Blick ersichtlich. Durchforstet man das Internet nach Building Information Modeling, findet man zahlreiche Begriffsdeutungen und Industriestandards hierzu.

Diese verschiedenen Herangehensweisen an die Begrifflichkeit und Funktion von BIM wirken auf den ersten Blick verwirrend. Greift man die zentralen Missverständnisse auf, ergeben sich essenzielle Aspekte von BIM, die die Thematik in ihrer Gänze darstellen sollen.

3D Modelle und Informationstiefe als Grundlage

Auch wenn der alleinige Fokus von BIM nicht auf Modellen liegt, sind sie doch eine wichtige Grundlage. Mit BIM soll eine verbesserte Visualisierung aller relevanten Bauinformationen geboten werden. Durch das Zuweisen von zusätzlichen Informationen zu einem 3D-Modell entsteht eine größere Informationstiefe des Projekts – und das auf den gesamten Projektlebenszyklus bezogen. Es können alle möglichen projektrelevanten Daten hinzugefügt werden, von Kosten über Materialangaben bis zu Notizen oder Aufgaben zu einzelnen Projektphasen.

Arbeitsmethode für die Projektzusammenarbeit

Im Grunde ist BIM ein Managementwerkzeug für Bauprojekte, das über Unternehmensgrenzen hinweg standardisierte Prozesse und Zusammenarbeit ermöglicht. Um eine solche Arbeitsmethode zu etablieren, benötigt es ein sogenanntes Common Data Environment (CDE). Dies ist eines der wichtigsten Bestandteile von BIM. Dort wird die Projektinformation strukturiert, gespeichert und kann einfach für alle Beteiligen zugänglich gemacht werden. Mithilfe dieses digitalen Projekt­raums werden alle Informationen zentral gesammelt und organisiert.

Darauf aufbauend können standardisierte Prozesse festgelegt und Fehler im Informationsmanagement oder Kommunikationsprobleme zwischen den Projektbeteiligten deutlich verringert werden. BIM hilft dabei, Medienbrüche und zeitraubende Mehrfacheingaben zu vermeiden, gestaltet Arbeitsabläufe effizienter und sorgt dafür, dass die Produktivität und Planungsqualität verbessert werden.

Zielsetzung: bessere Entscheidungen treffen

Grundlegendes Ziel von BIM soll sein, dass Unternehmen schnellere, bessere und frühzeitigere Entscheidungen in der Planungsphase oder während des Bauprozesses treffen können. Denn sind alle Informationen zentral für alle Beteiligten zugänglich und sinnvoll organisiert, erleichtert dies die Projektzusammenarbeit ungemein. So können mögliche Probleme rechtzeitig identifiziert und behoben sowie relevante Entscheidungen zum Bauvorhaben schon in einer frühen Planungsphase getroffen werden. Im Gesamtkontext gesehen führt eine solche BIM-Arbeitsmethodik idealerweise zu einer effektiveren Projektarbeit und reduziert unnötige Kosten.

Fazit

Aufgrund der verschiedenen Mythen, die sich derzeit noch um BIM ranken, entsteht kein kohärentes Bild dieser Methodik und dies führt ihr gegenüber nicht selten zu einer skeptischen Haltung. Wer jedoch BIM mit all seinen Facetten betrachtet, erkennt schnell das wahre Potenzial und den Marktvorteil, der sich hieraus ergibt. Betrachtet man BIM nicht nur als 3D-Planung mit zusätzlich zugewiesenen Projektdaten (4D bzw. 5D), sondern als Arbeitsmethode, ergeben sich eine Reihe von weiteren Vorteilen, die über den positiven Effekt der größeren Informationstiefe hinausgehen.

Was BIM wirklich ist

BIM bezeichnet eine kollaborative Arbeitsmethode, die bei Bauprojekten zu einer besseren Informationstransparenz für alle Projektbeteiligten führt. Dazu werden alle grafischen und nichtgrafischen Projektinformationen während des gesamten Projektzyklus strategisch und zentral organisiert und miteinander verknüpft.

Meistgelesene BLOGS

Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...

Log in or Sign up