Dienstag, April 22, 2025

An der TU Wien wurde der Verlauf des Hochwassers 2013 nun genau untersucht: Schuld an den verheerenden Auswirkungen war eine Überlagerung von zwei Niederschlagsspitzen. Ein gutes Zeugnis stellt die TU den Reaktionen auf das Hochwasser aus.

Das Hochwasser in Österreich ist zum Glück wieder zurückgegangen – nun lässt sich wissenschaftlich Bilanz ziehen. Vom Hochwasserexperten Günter Blöschl und seinem Team vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der TU Wien wurden die Daten nun analysiert und öffentlich zur Verfügung gestellt. Hauptverantwortlich für die außergewöhnlich heftigen Auswirkungen des Hochwassers war eine Überlagerung von zwei Niederschlagsspitzen. Auf seinem Weg donauabwärts nahm das Hochwasser diesmal weniger stark ab als im Hochwasserjahr 2002. Die Verwaltung in Österreich hat gut auf das Hochwasser reagiert, meint Blöschl: Es seien die richtigen Maßnahmen ergriffen worden.

Viel Niederschlag in kurzer Zeit
Genau wie im Hochwasserjahr 2002 wies die Niederschlagsverteilung 2013 zwei Spitzen auf. Während 2002 zwischen diesen Spitzenwerten allerdings einige Tage lagen, wurden diese beiden Spitzen 2013 sehr knapp nacheinander gemessen, was die Hochwassersituation verschärfte.

In den Alpen fiel ein beträchtlicher Anteil des Niederschlags in Form von Schnee, sonst wäre das Hochwasser wohl noch heftiger ausgefallen. Der Regen wurde im österreichischen Alpengebiet ungefähr zur Hälfte vom Boden aufgenommen, die andere Hälfte floss ab. In Bayern war die Situation anders: Die sandigeren Böden dort konnten ca. 90% des Regens aufnehmen – dennoch hatte auch Bayern mit schweren Hochwasserproblemen zu kämpfen.

Auch das zeitliche Zusammenspiel der Hochwasserstände verschiedener Flüsse hat eine große Bedeutung: „Normalerweise führt zuerst der Inn Hochwasser, erst später folgt die bayrische Donau. In diesem Jahr allerdings trafen beide Ereignisse praktisch gleichzeitig ein, dadurch gab es in Passau das schlimmste Hochwasser der letzten 500 Jahre“, erklärt Blöschl.

Mäßiger Rückgang des Hochwassers donauabwärts
Der Wasserhöchststand wandert flussabwärts, normalerweise geht das Maximum dabei stetig zurück. Dieser Rückgang war 2013 weniger ausgeprägt als 2002. Daher bekam auch Wien noch einen sehr hohen Wasserstand ab, auch wenn es dort nicht zu schweren Schäden kam.

Diese mäßige Abnahme des Wasserhöchststandes auf dem Weg donauabwärts hat verschiedene Gründe: „Einerseits lag es daran, dass die beiden Niederschlagsmaxima zeitlich so knapp aufeinanderfolgten, andererseits kam es schon flussaufwärts nur in geringerem Maß zu Ausuferungen, weil der Hochwasserschutz besser funktioniert hat als 2002. Wenn das Wasser flussaufwärts nicht über die Ufer tritt, bedeutet das natürlich flussabwärts höhere Maximalwasserstände“, sagt Günter Blöschl.

Österreich hat gut reagiert
Den EntscheidungsträgerInnen in Österreich attestiert das TU-Hochwasserteam gute Arbeit: „Ingesamt hat man sich klug verhalten“, lobt Blöschl. Einerseits wurden seit 2002 wichtige bauliche Maßnahmen gesetzt (etwa Dämme erneuert), andererseits hatte man sehr gute Prognosen zur Verfügung, mit Hilfe derer man sich rechtzeitig um mobilen Hochwasserschutz kümmern und Evakuierungen veranlassen konnte. Die TU Wien war an der Entwicklung dieser Prognose-Modelle maßgeblich beteiligt.

Ganz verhindern werden sich Hochwasserkatastrophen wohl nie lassen. „Wichtig wären große Retentionsflächen, die das Wasser aufnehmen können“, sagt Blöschl – doch in dicht besiedelten Gebieten ist es schwierig, diese Flächen zur Verfügung zu stellen. Um das Hochwasser 2013 vollständig unterzubringen wäre ein Volumen von ca. 10 Mrd m³ erforderlich. Auf einer Fläche von 100 km² würde dieses Wasservolumen einem Wasserstand von 100 m entsprechen.

Wissenschaftliche Daten:
Prof. Günter Blöschl stellt die noch nicht publizierten Daten öffentlich zur Verfügung: http://www.tuwien.ac.at/dle/pr/aktuelles/downloads/2013/jahrhunderthochwasser/

Meistgelesene BLOGS

Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...

REPORT | Meistgelesen

Log in or Sign up