Dienstag, April 22, 2025

Mittelständische Unternehmen haben es nicht immer leicht dieser Tage. Selbst wer die globale Finanzkrise gut überstanden hat und sich eigentlich über positive Geschäftszahlen freuen könnte, bekommt einige Begleiterscheinungen nun real zu spüren.

Ein Gastbeitrag von Udo Goetz, Vorstand der axanta AG

Die Finanzmarkt-Regulierungsrichtlinie Basel III soll Banken krisenfester machen, indem sie unter anderem höhere Eigenkapitalquoten als Hinterlegung für vergebene Kredite fordert. Die Folge: Viele Unternehmer müssen bei der Finanzierung ihres Geschäftsausbaus um jeden Cent kämpfen. Selbst bei vollen Auftragsbüchern erhalten ganze Branchen inzwischen überhaupt keine Kredite mehr – selbst wenn die Gewinne sprudeln.

Beteiligungskapital ist ein Gewinn für Anleger und Unternehmer

Dort, wo die Banken in ihrer volkswirtschaftlichen Verantwortung hinterherhinken, entsteht Raum für alternative Kapitalbeschaffungen, zum Beispiel Unternehmensbeteiligungen. Als vorteilhafte Variante für beide Vertragsparteien haben sich außerbörsliche Eigenkapitalbeteiligungen (Private-Equity-Investments) in vielen Ländern, wie zum Beispiel den USA, bereits als Standardfinanzierung etabliert. Dabei stellen private oder institutionelle Investoren Unternehmen Kapital zur Verfügung. Im Gegenzug erwerben sie eine Beteiligung am Unternehmen und werden entsprechend ihrer Anteile wiederum am Gewinn beteiligt.

Für Unternehmen stellt Beteiligungskapital eine vergleichsweise unkomplizierte Möglichkeit dar, um liquide Mittel für Investitionen zu akquirieren. Bei dieser Methode erhöht sich der Fremdkapitalanteil in der Bilanz nicht. Im Gegenteil: Die Eigenkapitalbasis wird sogar noch gestärkt. Denn die Beteiligungsgeber überlassen ihr Kapital gegen Unternehmensanteile und damit gegen eine Eigenkapitalbeteiligung. Es handelt sich hierbei nicht um eine Kreditvergabe und damit auch nicht um Fremdkapital. Die Erhöhung des Eigenkapitals wiederum steigert den Wert des gesamten Unternehmens. 

Stille und aktive Beteiligungen – der kleine aber feine Unterschied

Entscheidend, ob ein Unternehmer handlungsfähig und trotz allem unabhängig gegenüber seinem Geldgeber bleibt, ist nicht zuletzt die Art der Beteiligung. Gemeinhin unterscheidet man zwischen stiller und aktiver Beteiligung. Erstere lässt den Anleger ausschließlich am Unternehmensgewinn partizipieren. Letztere räumt ihm hingegen ein Mitspracherecht bei der Unternehmensführung ein.

Aktive Beteiligungen müssen jedoch nicht zwangsläufig von Nachteil für den Unternehmer sein. Denn auf diese Weise profitiert er neben dem Fremdkapital gegebenenfalls auch vom Branchenwissen und der Arbeitskraft des Geldgebers. Ist in absehbarer Zukunft ein Verkauf des Unternehmens geplant, stellt eine aktive Beteiligung außerdem eine hervorragende Chance dar, um einen Nachfolger zu finden und diesem Gelegenheit zur Einarbeitung zu geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Kapitalgeber um den „Nachbar von nebenan“ handelt, ist dabei groß. Denn nicht selten sind die Investoren selbst in der mittelständischen Wirtschaft verwurzelt und stammen sogar aus der eigenen Branche.

Private-Equity: Stand und Entwicklungsprognosen für Europa

Fest steht: Unternehmensbeteiligungen sind weiter auf dem Vormarsch. Alleine 2010 konnte in Europa Beteiligungskapital in Höhe von 40 Milliarden Euro vermittelt werden. Auf Deutschland entfiel davon nur eine halbe Milliarde. Dies zeigt, dass insbesondere in Deutschland durchaus noch Luft nach oben vorhanden ist. Hierbei besteht die Herausforderung vor allem darin, Bedingungen zu schaffen, unter denen Unternehmen und Kapitalgeber zusammenfinden. Neben einer Professionalisierung des Private-Equity-Marktes führt dieser Weg in erster Linie über Öffentlichkeitsarbeit – also die Aufklärung über Einsatz und Möglichkeiten dieses Finanzinstruments.


Zum Autor:

Udo Goetz ist Vorstand der axanta AG, einer unabhängigen M&A-Beratungsgesellschaft. In dieser Funktion beschäftigt er sich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Unternehmensbeteiligungen. Die axanta AG unterstützt und berät kleine und mittelständische Unternehmen bei Nachfolgeregelungen, Beteiligungen sowie Unternehmenskäufen und -verkäufen.

Meistgelesene BLOGS

Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...

REPORT | Meistgelesen

Log in or Sign up