Dienstag, Mai 06, 2025
Sorgenkind Kunststoff
Foto: Thinkstock

Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) blickt auf ein positives Geschäftsjahr zurück. 2019 verzeichnete der österreichische Marktführer der Sammel- und Verwertungssysteme mit rund 1,09 Millionen Tonnen gesammelten Verpackungen und Altpapier erneut ein Rekordergebnis. Der Ausblick ist allerdings angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Krise getrübt.

ARA-Vorstand Christoph Scharff sieht die gesamte Recyclingbranche und damit die Erreichung der EU-Kreislaufwirtschaftsziele in Gefahr: „Die Auswirkungen des Konjunktureinbruchs auf die Sammelsysteme und die Nachfrage nach Recyclingrohstoffen sind unübersehbar und gefährden das österreichische Recyclingsystem.“ Bis 2029 sollen mindestens 90 % aller Getränkeflaschen getrennt gesammelt werden. Bereits 2025 müssen die Hälfte aller Kunststoffverpackungen und 55 % Haushaltsmülls recycelt werden. Krisenbedingt stehen jedoch 75 % der Anlagen derzeit still.

Während Österreich die Zielvorgaben bei Papier, Glas und Metall bereits erfüllt, liegt man bei Kunststoffverpackungen noch weit unter der geforderten Quote. „Kunststoff bleibt die große Herausforderung“, bestätigt ARA-Vorstand Werner Knausz. Aktuell werden 75.000 Tonnen Kunststoff gesammelt und wiederverwertet, innerhalb der kommenden vier Jahre müsste diese Menge auf 150.000 Tonnen verdoppelt werden.

„Der durch die Krise bedingte Rohölpreisverfall, der enorme Kostendruck auf Unternehmen sowie der Stillstand ganzer Industrien führen aktuell zu einem Einbruch der Nachfrage von Recyclingrohstoffen. Es drohen der Verlust von Arbeitsplätzen, Insolvenzen sowie große Einbußen entlang der Wertschöpfungsketten“, erklärt Knausz. Zur „strukturellen Unterstützung der Branche“ hat die ARA ein „Resilienzpaket“ geschnürt.

Beim Runden Tisch von ExpertInnen und InteressensvertreterInnen am 2. Juni im Bundesministerium für Klimaschutz stand neben der Optimierung der Sortier- und Sammelsysteme auch die Einhebung eines Pfands auf Kunststoff-Flaschen zur Diskussion.

In zehn EU-Staaten gibt es bereits ein Pfandsystem, mindestens sechs weitere werden in den nächsten zwei Jahren folgen. Laut einer nun vorgelegten Studie kann eine Erhöhung der Sammelquote nur durch Pfandeinhebung oder zusätzliches Aussortieren der Flaschen aus dem Restmüll erreicht werden. Geschäfte unter 200 m² Verkaufsfläche wären von der Rücknahme der Flaschen ausgenommen. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass rund 90 % der Pfandgebinde ohnehin über Automaten zurückgegeben werden.

In Deutschland und Norwegen werden die EU-Anforderungen dank etablierter Pfandsysteme mit über 95 % Recyclingquote längst übererfüllt. Österreich schafft mit Gelbem Sack und Tonne nur 70 %. Allerdings mit regionalen Unterschieden: In Tirol, Vorarlberg und im Burgenland kommen 90 % der Einwegflaschen zurück – ganz ohne Quote. Eine Pfandlösung könne jedoch nur einen geringen Teil des Problems abdecken, so Scharff: „Wir sind auf der Suche nach 90.000 Tonnen Kunststoffverpackungen, um die EU-Ziele zu erreichen. PET-Flaschen bringen 9 % davon.“

 

Meistgelesene BLOGS

Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...

REPORT | Meistgelesen

Log in or Sign up