Sonntag, April 20, 2025

Nicht morgen, nicht übermorgen – das Internet of Things, IoT, muss heute Fuß in Unternehmen fassen, in Profit- ebenso wie in Non Profit-Betrieben. Das war die Kernbotschaft am IoT World Forum in London.

IoT ändert die Industrie – und die Industrie erkennt das«, fasste Scot Gardner, Chief Executive von Cisco Großbritannien und Irland, die IoT-Landschaft zusammen. Wieso sein Heimatland als Austragungsort des 4. IoT World Forums gewählt wurde? »London ist ein Vorreiter in Sachen IoT«, so Gardner und verwies unter anderem auf den City Airport. Hier gehört die stationäre Abfertigung von Flugzeugen bald der Vergangenheit an. Ab dem Jahr 2019 gibt es keinen klassischen
Tower mehr, die Fluglotsen arbeiten in einem virtuellen Kontrollraum im 112 km entfernten Hampshire. Das Gelände um den City Airport wird mithilfe von zahllosen Kameras und Mikrofonen überwacht. Der Flughafen verspricht sich von der digitalen Technik eine deutlich verbesserte Sicherheitslage. Interesse gibt es bereits von Flughafenbetreibern aus Australien, Schweden, Island und Norwegen.

Pro IoT

Das Internet der Dinge weitet das Netz auf intelligente Objekte und Maschinen aus, die selbständig Informationen untereinander austauschen und mit Menschen und anderen Maschinen interagieren. Intelligent sind heute bereits zahlreiche Objekte, von Autos, Konsumgütern und Kleidungsstücken bis zu Stromzählern. Möglich machen das kleinste, miteinander über Funk kommunizierende und mit Sensoren ausgestattete Mikroprozessoren, die in die Gegenstände häufig nicht sichtbar integriert sind. Sie nehmen ihre unmittelbare Umgebung wahr, verarbeiten gewonnene Informationen, verbinden sich mit Netzwerken und veranlassen Aktionen. Für diese neue Technik braucht es FachmitarbeiterInnen, woran es derzeit noch krankt.

Bild oben: Das IoT braucht dingend Fachkräfte

Eine Lösung von Cisco: die Networking Academy. Dazu Jeanne Beliveau-Dunn, Chief Knowledge Officer: »Wir stellen Lernmaterialien für die Vermittlung von Kenntnissen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien zur Verfügung und arbeiten dabei mit öffentlichen Bildungseinrichtungen und Non-Profit-Initiativen zusammen.« Fehlendes Fachpersonal gaben 24 % der KongressbesucherInnen bei einer Vor-Ort-Umfrage in London als Herausforderung rund um IoT an. 20 % nannten die Komplexität des Themas, 17 % Budgetprobleme und 16 % den Bereich Sicherheit. Zu letzerem Punkt wurde in London auf die IBM Watson IoT Platform verwiesen, die die sichere Wertschöpfung aus IoT-Geräten verbessert.

Mehrfach wurde auch die aktuelle Cisco-Security-Studie erwähnt, die wieder klassische Angriffsvektoren wie Adwareund Spam-Mails aufzeigt. Das weltweite Spam-Niveau ist so hoch wie noch nie und wird, angetrieben durch große Botnetze, weiter steigen. Aber auch herkömmliche Adware ist weiterhin erfolgreich. Software, die ohne Nutzererlaubnis Werbung herunterlädt, hat 75 % der befragten Unternehmen infiziert. Achim Kaspar, General Manager von Cisco Österreich: »Für heimische Führungskräfte ist die Bedeutung von IT-Sicherheit für den Wirtschaftserfolg unbestritten. Man darf nie vergessen: Cyberattacken erfolgen immer am schwächsten Glied der Kette. Da immer mehr Objekte zusammengeschalten werden, gibt es auch kleine Elemente, die nicht in Security eingebunden sind.« Cisco reagiert auf das Sicherheitsbedürfnis mit einer Architektur, die Lösungen wie TrustSec, Stealthwatch, Umbrella, Advanced Malware Protection und Firepower NGFW integriert. Mit Talos hat Cisco eine Tochtergesellschaft, die sich für den Schutz vor, während und nach Cybersecurity-Attacken einsetzt.

Durchbruch für IoT

»Heute kratzen wir erst an der Oberfläche von IoT«, zeigt Chuck Robbins, CEO von Cisco auf und nennt imposante Zahlen. Momentan sind 6,4 Milliarden Objekte über das Internet miteinander vernetzt. Bis 2020 soll diese Zahl auf bis zu 50 Milliarden steigen, wobei auch Alltagsprodukte wie Schuheinlagen, Zahnpastatuben und Kugelschreiber Zielobjekte sind. Allerdings ist IoT nicht nur ein Thema für Konsumgüter. »Im DACH-Raum ist IoT ein heißes Thema«, sieht Michael Ganser, Senior Vice President für Zentraleuropa von Cisco. Die Wirtschaft erwarte eine Effizienzsteigerung in Unternehmensprozessen und eine Reduktion der Kosten, etwa in der Warenlogistik oder im Service. Ermöglicht werden sollen auch eine verbesserte Kundenbindung und -ansprache sowie neue Geschäftsmodelle. Unternehmen werden sich künftig vermehrt fragen, was Kunden benötigen und wie man diesem Bedürfnis gerecht wird.

Autobauer könnten sich vom reinen Fahrzeuglieferanten zum Serviceanbieter entwickeln und mittels Sensoren den gesamten Lifecycle der Fahrzeuge begleiten, kontrollieren und Maßnahmen vor Eintritt eines Schadens bei Motor, Scheinwerfer oder Reifendruck setzen. Intelligente RFID-Deckenlesegeräte in Geschäften erkennen Warenbewegungen der Kleidungsstücke, stark frequentierte Zonen, Artikelverweildauer und leiten daraus verbessertes Kundenservice ab. Versicherungsunternehmen spielen eine aktivere Rolle beim Senken von Risiken, etwa durch den Einbau von Sensoren im Gebäude, auf dessen Alarmmeldungen sie reagieren.

Bild oben: IoT wird durch kleinste, kommunizierende und mit Sensoren ausgestattete Prozessoren möglich.

Dafür erforderlich ist ein radikales Umdenken im Unternehmen. »Neue Kompetenzen müssen implementiert und mit bestehenden integriert werden«, betont Chuck Robbins. Eine erfolgreiche IoT-Strategie zieht sich durch alle Geschäftsbereiche und erfordert eine intensive Zusammenarbeit von Produktentwicklung, -organisation und IT, d.h. eine Kooperation von Operation Technology und IT. »Die bestehende Wand muss aufgebrochen werden«, betont auch Österreich-Chef Achim Kaspar. Einen besonderen Vorteil haben hier Klein- und Mittelunternehmen. KMU sind agiler als große Unternehmen, die sich vielfach selbst blockieren. Kaspar: »Ich muss mit Pilotprojekten anfangen, Dinge ausprobieren, darauf kann ich dann aufsetzen, muss schnell und flexibel sein.« Außerdem erfordert IoT immer Zusammenarbeit. IoT braucht offene Plattformen, Kunden sind ebenso einzubinden wie Mitarbeiter.

IoT for You

IoT ist ein Lösungsansatz für die Steigerung der Effizienz, bei Energie ebenso wie z.B. im Verkehrsbereich. Am Weg zur Smart City befindet sich Linz u.a. mit der Einführung einer intelligenten Steuerung der Straßenbeleuchtung sowie dem Einsatz von Umweltsensoren zur Erfassung und Analyse von Umweltdaten. In Graz nimmt das Smart City Tech Lab Fahrt auf. Der Masterplan für die grüne, digitale Stadt der Zukunft sieht Systeme der Straßenbeleuchtung vor, die den Zustand der Fahrbahn, des Verkehrsaufkommens, der Feinstaubbelastung und der Parkplatzsituation feststellen. Sensoren liefern Informationen zu Mülltonnenfüllständen und messen den Pegelstand von Flüssen.

Bei der Asfinag werden durch die Vernetzung von Sensoren und Videokameras immer mehr Objekte in ein Kommunikationsnetz eingebunden, wodurch ein möglichst reibungsloser Verkehrsablauf auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen erreicht werden soll. IoT kann auch den klassischen Handel beleben. Über Mobilfunkanbindung können Kunden beim Betreten des Geschäfts identifiziert und via Indoor-Navigation zu Produkten geleitet werden, für die sie sich bereits im Vorfeld online interessiert haben. Beispiel eines Schuhhändlers in Amerika: Für jede Sekunde, die der Kunde für den Sprint in den Laden des Rabattgebers braucht, reduziert sich der Nachlass um einen Prozentpunkt. Intelligente automatisierte Regale können künftig gezieltes Nachbestellen ermöglichen. Predictive Analytics vermeidet Regallücken.


Blockchain

Im Jahr 2020 werden bis zu 50 Milliarden Geräte onlinefähig sein. IDC spricht von 82 Milliarden im Jahr 2025. Das Computernetzwerk Blockchain schafft Sicherheit, denn es versteht sich als Journal, in dem Transaktionen weltweit gespeichert sind. Blockchain sorgt dafür, dass einmal gespeicherte Verträge nicht mehr geändert werden können. Damit ist man nicht nur betrugsfrei, sondern auch ungemein sicher gegenüber Angriffen von Hackern.

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