Mittwoch, April 30, 2025

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Wenn auf einer Baustelle benötigtes Material oder die benötige Infrastruktur fehlen, steht alles still. Es bedarf umsichtiger Planung, umfassende Baustellenlogistik ist gefragt.

Unsere Wohnhausanlage wird derzeit generalsaniert. Seit Monaten wird an den drei Stiegen nun schon gedämmt und verputzt. Teile des Rasens und der Straße sind abgesperrt, Container blockieren Parkplätze und Grünraum. Hier scheint die Baustellenlogistik kläglich zu versagen bzw. wurde ihr zu wenig Bedeutung beigemessen – ein elementarer Fehler auf Baustellen.

»Die verspätete oder Nichteinbindung der Baulogistik in der Planungsphase eines Projektes sowie die unklare Verteilung der Kompetenzen ebenso wie die Nichtvereinbarung der baulogistischen Grundmerkmale in den Verträgen der ausführenden Firmen und somit die nicht vertragliche Bindung an die Logistikkonzepte sind entscheidende Fehltritte auf Baustellen«, informiert Baumeister Gernot Kunz, Geschäftsführer von BCL, Building Construction Logistics. Besonders in städtischen Gebieten und auf Großbaustellen stellt Baustellenlogistik eine Herausforderung dar. Es gilt, den Überblick über Stromversorgung, Baubeleuchtung, Personenortung, Telekommunikation, Management von Betriebsmitteln, Kennzeichnung von Bauteilen, Zutritts- und Zufahrtssysteme u.v.m zu behalten.

Baustellenlogistik beginnt mit einem guten Bauzeitplan, der ausreichend Pufferzeiten vorsieht.

Baucoach Paul Tupy findet nichts schlimmer, als auf ein Gewerk warten zu müssen. Die Kosten auf der Baustelle wie etwa Stehzeiten für Gerüste, Mieten für Kräne und Aufzüge laufen weiter. Professionelle Baustellenlogistik hat daher steigende Bedeutung. »Bauzeiten werden immer kürzer, Logistik ist zeitlich zu organisieren und muss terminlich eingetaktet werden. Heute geht es nicht mehr um den einzelnen Tag, sondern bereits um die Stunde«, ergänzt Wolfgang Breinesberger von der Habau-Tochter FTL, Fuchs Transport Logistik. »Jede am Bau beteiligte Firma kann und soll zudem ihre Belange der Baulogistik dem Baulogistiker vortragen und mit diesem und der örtlichen Bauleitung abstimmen«, fordert Baumeister Gernot Kunz.
 
Herausforderung am Bau

Baustellenlogistik teilt sich laut Paul Tupy in vier Phasenpläne. Zur Beschaffungs- und Versorgungslogistik zählen die Koordination des gesamten Baustellenverkehrs und die Anlieferung auf die festgelegten Flächen sowie der Einkauf des Materials. Die Zugangs-, Produktions- und Lagerlogistik muss alle erforderlichen Zugänge und Zufahrten gewährleisten, ebenso Zwischenlagerflächen, den internen Transport bis hin zur Einrichtung von Improvisationsflächen. Zur Infrastrukturlogistik zählen Strom- und Wasserversorgung sowie die Infrastruktur. Die Entsorgungslogistik organisiert den Abtransport der anfallenden Abfallstoffe.

Dabei unterscheiden sich die Anforderungen von Projekt zu Projekt. Je besser das Grundkonzept, desto weniger muss improvisiert werden und umso sicherer geht es auf der Baustelle zu. Baucoach Paul Tupy: »Alles fängt mit einem guten Bauzeitplan an.« Das ist ein gutes Stück Arbeit, denn laut Landesinnung Bau Wien kann die Erteilung der Genehmigung für die Benützung von öffentlichen Flächen als Lagerplatz, Aufstellung von Mulden oder Rangierbereich bis zu acht Wochen dauern. Kontrolle ist ebenso wichtig, manchmal fehlt anliefernden Firmen das Bewusstsein, dass sie sich an den Bauzeitplan halten müssen. Gebühren als Regulierungsmittel sind vorgesehen. Gernot Kunz: »Der Baulogistiker ist berechtigt, den im direkten Vertragsverhältnis mit dem Auftraggeber stehenden Unternehmen, wenn möglich unter Angabe des Verursachers, nutzungsabhängige Aufwandgebühren oder auch Strafgebühren zu berechnen. Dies soll aber der Ausnahmefall sein und gut planende Firmen sollen grundsätzlich Vorrang haben.«

Lösung für den Bau

Baustellenlogistik wird von großen Bauunternehmen vielfach intern gemanagt. Habau wickelt laut Geschäftsführer Karl Steinmayr den Großteil der Baustellenlogistik über die Tochter FTL ab. Die Strabag hat mehrere Stabstellen, die sich mit Baulogistik beschäftigen, eine davon ist Strasco. Projektleiter Gerhard Höfinger: »Für die Logistikplanung und -optimierung, d.h. die Koordination der einzelnen Materialbewegungen und Ermittlung des bereitzustellenden Transportraumes, gibt es kein umfassendes Standardsoftwareprodukt. Wir arbeiten daher mit mehreren, teils selbst programmierten Systemen aus der Mathematik, Simulationstechnik und des Operations Research.« Basierend auf Softwarelösungen funktioniert auch die Baustellenlogistik von BCL. Die baulogistischen Prozesse werden über Online-Avisierungsprogramme effizient gesteuert.

Eine gut geplante Baustellenlogistik umfasst Beschaffungs- und Versorgungslogistik, Zugangs-, Produktions- und Lagerlogistik, Infrastruktur- sowie Entsorgungslogistik.

Würth bietet mit Bauloc verschiedene mobile und stationäre Logistikelemente für die effektive Bevorratung auf der Baustelle, informiert Lagerlogistik-Leiter Josef Preyer – darunter das Orsy Regal, die Bauloc Service-Box, der Bauloc Container und die Bauloc Station. »In Kooperation mit der Habau-Group bieten wir neben unserem Schwerpunkt Transportdienstleitungen auch Projekt- und Montagekoordination, Montagepersonal, Hebegeräte, Stromaggregate, Verteilerkästen, Kabel und Begleitfahrzeuge«, so Wolfgang Breinesberger von FTL, Fuchs Transport Logistik.

Auf IT ist Schachinger Logistic spezialisiert. Das Unternehmen offeriert zahlreiche Eigenentwicklungen zur Prozesssteuerung. »i-Log Integrated Logistics konzipiert und realisiert für seine Kunden branchenübergreifende Logistiklösungen mit Beratung, Branchenlogistik und Systemintegration«, so Klaus Ahamer, Mitglied der Geschäftsleitung. IT-gestützte Logistiksysteme, modernste Informations- & Kommunikationstechnologien ermöglichen schnittstellenübergreifenden Datenaustausch mit den Kunden. Einen integralen Bestandteil bilden auch die Schachinger Warehouses mit über 200.000 Palettenstellplätzen. Intern oder extern gemanagt – mit einer gut geplanten Baustellenlogistik wird jedes Bauprojekt erfolgreich umgesetzt.

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