Mittwoch, April 23, 2025

Die internationale Konferenz ökosan dient als Wissensdrehscheibe für das Thema hochwertige, ökologische Sanierung. Heuer war Graz Veranstaltungsort. Fachleute aus acht Nationen folgten der Einladung von AEE Intec, dem Institut für Nachhaltige Technologien.

Von Karin Legat

216 Planer, Architekten, Wissenschafter, 52 Fachvorträge und 26 Fachposter: Die ökosan, Wissensdrehscheibe rund um hochwertige, ökologische Sanierung sowie Netzwerkknoten für Wissenschafter, Forscher, Ökonomen und Bauherren war in ihrer sechsten Auflage wieder ein großer Erfolg für den Veranstalter AEE Intec. Die Fachvorträge behandelten Themen wie Energieraumplanung, städtische Verdichtung, Passivhaussanierung und vorgefertigte Bausysteme in Holzbauweise. Heuer lag ein Fokus auch auf Raumplanungsthemen. »Hier besteht das größte Potenzial, um nachhaltig zu sein«, betont Heimo Staller, wissenschaftlicher Leiter der ökosan‘15.
 
Raumordnung

Christof Schremmer, Österreichisches Institut für Raumplanung (ÖIR), präsentierte zu diesem Punkt das Projekt Sume. »Forscher aus acht europäischen Staaten haben drei Jahre zusammengearbeitet, um Städte nachhaltiger zu gestalten.« Im Mittelpunkt standen Energieeffizienz, Landverbrauch, Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur sowie eine damit abgestimmte Raumplanung und Stadtgestaltung. Als Projektbeispiel nennt er Wien: »Bei einem Bevölkerungswachstum um 35 Prozent auf 2,4 Millionen EinwohnerInnen im Jahr 2050 entsteht massiver Bedarf an Neubau und Flächenentwicklung.« Der auf bisherigen Bauweisen in den Randlagen basierende Flächenzuwachs würde ein Anwachsen der verstädterten Zone um 55 Prozent ergeben. Durch die im Projekt Sume vorgeschlagene Bebauung in bestehenden Stadtregionen würde der Flächenzuwachs dagegen auf 14 Prozent reduziert. Kritiker der aktuellen Raumordnung wurden von Stadtplaner Reinhard Seiß gleich zu Beginn der ökosan mit einer beeindruckenden Fotoshow unter dem Motto »Land der Zersiedler« konfrontiert. Dass es auch anders geht, daran ließ Seiß keinen Zweifel – die Lösung lautet u.a. Nachverdichtung, vertikal wie horizontal. Angesichts der Prognosen, dass 2050 nahezu 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben, wird Nachverdichtung Pflicht. Aufstockungen mit Holz sind dabei klar zu bevorzugen. Sie sind in der Bauweise günstiger, zusätzliche Infrastruktur ist nicht nötig, hochwertiger neuer Wohn- und Büroraum wird geschaffen und die Aufstockung finanziert die Sanierungsprojekte selbst.

Sanieren & ...

Leider haben das noch nicht viele Genossenschaften und Bauherren erkannt. »Es gibt wenige Projekte bundesweit, bei denen mit Holzbauelementen saniert und mit vorgefertigter Holzbauweise nachverdichtet wird«, informiert Staller. Als Auftakt der ökosan war die Besichtigung eines solchen Objektes geplant. »Leider ist es uns nicht gelungen, ein passendes im Raum Graz zu finden«, bedauert er. Das besichtigte Objekt des gemeinnützigen Wohnbauträgers Giwog (siehe Bild) kam den Anforderungen aber sehr nah. Beim Mehrgeschoßwohnbau in Graz wurde auf ein System von GAP-solution zurückgegriffen. Die neue Gebäudehülle besteht nun aus dem hocheffizienten Fassadensystem GAP:skin, dessen Kernelement eine spezielle Zellulosewabe ist. Sie wandelt Sonnenlicht in Wärme um und sorgt für eine natürliche Temperierung des Gebäudes. Eingebaut sind 3-Scheiben-Verbundfenster, Raffstores sowie dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung. Die PV-Paneele versorgen den bestehenden Warmwasserboiler über einen elektrischen Heizstab mit Gleichstrom. »Der gesamte Energieverbrauch konnte um etwa 86 Prozent reduziert werden«, erläutert Johann Aschauer, Geschäftsführer von GAP-solution, diese Innovation. Neuer Lebensraum wird geschaffen, indem die alten Balkone zu Wintergärten umfunktioniert wurden.

... & Nachverdichten

»In der Steiermark sind Zersiedelung, der Verbrauch von Grund und Boden sowie die hohen Infrastruktur- und Mobilitätskosten ein flächendeckendes Problem«, so Theresia Heigl-Tötschl von Heigl Consulting. Durch unrealistische Grenzwerte in der steiermärkischen Bebauungsdichteverordnung seien für gestaltungswillige, energiebewusste Gemeinden und Planer enorme Hürden errichtet worden. Zeitgleich findet eine willkürliche Nachverdichtung statt. Hier fordert Heigl-Tötschl eine Änderung der Bebauungsdichteverordnung sowie des Wohnbauförderungsgesetzes. Methoden der Nachverdichtung gibt es genug: punktuell wie ein Dachbodenausbau oder eine Aufstockung, linear wie Abbruch und Wiederaufbau von Straßenzügen und flächig wie die Revitalisierung abgewohnter Stadtteile oder die Assanierung.

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