Montag, April 21, 2025

''Bei der Erarbeitung neuer Normen müssen Bauexperten miteinbezogen werden'' meint Andreas Pfeiler zu der Einführung der Umweltdeklaration von Bauprodukten. Ein Gastkommentar von Andreas Pfeiler.

Seit Jahren wird über die Umweltproduktdeklaration von Bauprodukten diskutiert. Die Einführung dieses Nachhaltigkeitssystems ist nachvollziehbar und sinnvoll. Allerdings droht die Gefahr der Etablierung praxisferner Methoden mit enormen Zusatzkosten.

Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit von Bauprodukten ist seit Jahren das Thema EPDs in Diskussion. Eine EPD (Environmental Product Declaration), auf Deutsch »Umweltproduktdeklaration von Bauprodukten«, stellt quantifizierte umweltbezogene Informationen aus dem Lebensweg eines Bauproduktes zur Verfügung. Sie beruht auf überprüften Daten aus Ökobilanzen.

EPDs werden z.B. in Zusammenhang mit Ökokauf-Richtlinien oder Gebäudebewertungssystemen eingesetzt. Dabei dienen sie unter anderem als Datengrundlage für die Berechnung der Ökobilanz und/oder des Energieverbrauchs eines Gebäudes. Somit können verschiedene Varianten des gleichen Gebäudes bereits in der Planungsphase bzgl. der ökologischen Qualität verglichen werden.

Während in Deutschland bereits seit Jahren ein gut funktionierendes System vom Institut Bauen und Umwelt (IBU) aufgebaut wurde, steht man aufgrund der nun stärker werdenden Nachfrage in Österreich am Umsetzungsbeginn.

Manchen geht die Entwicklung in Österreich aber zu langsam. Um Zeit zu gewinnen, liegen mehrere Initiativen vor, die uns rasch in eine andere Liga befördern sollen:

1. Eine EPD-Plattform unter der Führung des Instituts für Baubiologie und Ökologie (IBO) hat auf freiwilliger Basis die Arbeit an Grundlagendokumenten begonnen; ein umfassendes Zertifizierungssystem mit Fremdüberprüfung soll aufgebaut werden.
2. Eine generische Bauproduktendatenbank soll dazu die Datenbasis liefern.
3. Ein neuer Normenausschuss, »ONK-Nachhaltigkeit« soll all diese Grundlagen auf eine normative Basis stellen, damit es zu einer raschen, verpflichtenden Einführung kommt.
Umzusetzen wäre das neue System von Planern, Baustofferzeugern und Bauausführenden. Eine Einbindung der genannten Interessenskreise bei der Definition von Nachhaltigkeitsindikatoren und der Einführung eines entsprechenden Nachhaltigkeitssystems ist dabei unerlässlich.

Der Fachverband Steine-Keramik und sechs weitere WKÖ-Verbände bekennen sich zu einer nachhaltigen Entwicklung, sehen jedoch bei der Einführung eines Nachhaltigkeitssystems über ein eigenes Normungsgremium fernab der bisher zuständigen Bau-Fachgremien die Gefahr der Etablierung praxisferner Methoden mit enormen Zusatzkosten. Bei allen drei zuvor genannten Themen darf durch entsprechende Experten aus der Baupraxis nicht der Kontakt zum Machbaren und Leistbaren verloren werden. Die Normung der Nachhaltigkeit von Gebäuden sollte daher genau dort stattfinden, wo sie heute angesiedelt ist: in den zuständigen Bau-Ausschüssen des Normungsinstituts. Gemeinsam mit Bauexperten sollen beste Grundlagen entwickelt werden, die sich in der Praxis bewähren und auch wirtschaftlich vertretbar sind.

Dr. Andreas Pfeiler ist Geschäftsführer des Fachverbandes Steine-Keramik

Meistgelesene BLOGS

Josef Muchitsch
23. Dezember 2024
Die Entscheidung, die KIM-Verordnung auslaufen zu lassen, ist ein wichtiger Erfolg für die Bauwirtschaft und alle Beschäftigten. Ursprünglich eingeführt, um den Immobilienmarkt zu regulieren, hat die ...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...

Log in or Sign up