Samstag, April 05, 2025

Das Haus im Eigentum verliert an Nachfrage, Miet- und Eigentumswohnungen boomen. Die Folge sind stark steigende Preise, denn der Neubau hinkt seit der Aufhebung der Zweckbindung der Wohnbauförderung stark hinterher.

Der österreichische Immobilienmarkt ist im Wandel. Die Endkonsumenten ändern ihre Vorlieben. Während der Österreicher liebste Immobilienart, das Haus im Eigentum, deutlich an Nachfrage verliert, erleben Mietwohnungen einen regelrechten Boom. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Marktstudie der Immobileinplattform www.immobilien.net. „Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist im vergangenen Jahr enorm in die Höhe geschnellt. Wir erwarten für 2010, dass dieser Trend anhält und der Bedarf an Wohnungen in den Städten weiter steigt. Bleibt das Angebot bei höherer Nachfrage auf demselben Niveau, werden die Preise weiter anziehen", erklärt Alexander Ertler, Geschäftsführer von immobilien.net. Und dass sich das Angebot nicht erhöhen wird, gilt aus heutiger Sicht als gesichert. Im Gegenteil, mit der Aufhebung der Zweckbindung der Wohnbauförderung wird der Wohnungsneubau sogar deutlich rückläufig sein. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen stehen einem jährlichen Bedarf von über 50.000 neuen Wohneinheiten nur noch 40.000 Einheiten im Jahr 2008 und 35.000 Einheiten 2009 gegenüber. Und ein weiteres Absinken auf 33.000 Einheiten scheint nicht ausgeschlossen. Diese Kluft zwischen Angebot und Nachfrage wird das Wohnen empfindlich teurer machen und einen Teufelskreis in Gang setzen. Weil durch höhere Wohnkosten die Anzahl der Wohnungsbeihilfeempfänger dramatisch steigen wird, bleibt noch weniger Geld für den Neubau. Denn beide Förderungen kommen aus demselben Topf, der Wohnbauförderung. 2002 haben rund 135.000 Haushalte Wohnbeihilfe bezogen, 2008 waren es 210.000 und für das Jahr 2013 prognostiziert das IIBW bis zu 300.000 Empfänger.

Die steigende Nachfrage nach Mietwohnungen geht vor allem zu Lasten des Eigentums. Zwar ist das Haus im Eigentum nach wie vor der Wohnwunsch Nr.1 der Immobiliensuchenden in Österreich, die Nachfrage ist im letzten Jahr allerdings von 41 auf 39 Prozent zurückgegangen. „Für 2010 erwarten wir weitere Einbußen bei Häusern im Eigentum,
deren Lage und Umfeld nicht optimal sind. Regionen mit schlecht ausgebauter Infrastruktur stehen also weiterhin unter Druck“, ist Ertler überzeugt. Ein stabile Nachfrage wird lediglich für Häuser in Top-Lagen erwartet.
Wer trotz der aktuellen Wirtschaftslage Besitz erwerben will, hält sich an Eigentumswohnungen. Besonders in der Bundeshauptstadt Wien haben im Jahr 2009
Eigentumswohnungen einen regelrechten Höhenflug erlebt -  die Nachfrage legte um 23 Prozent innerhalb eines Jahres zu. Zahlreiche Käufer mit genügend Eigenkapital scheinen 2009 ihr Geld in eine traditionell sichere Anlage gerettet. Damit dürfte der Zeitpunkt eines günstigen Einstiegs mittlerweile aber auch schon wieder überschritten sein.

Für 2010 müssen sich Immobiliensuchende auf ähnliche Probleme wie 2009 einstellen, vor allem in Sachen Finanzierung. Denn das Vertrauen zwischen Banken und Kreditnehmern scheint beiderseits doch etwas getrübt. 38 Prozent der im Jänner 2010 befragten Personen mit konkretem Immobilienwunsch geben an, die Finanzierung einer Immobilie sei schwieriger geworden. Dass die Krise ein Ende nehmen könnte sich auch dadurch, dass im Vergleich zu Anfang 2009 heute deutlich weniger ihre Entscheidung aufschieben. Bei der aktuellen Umfrage gaben 39 Prozent an, länger als geplant in ihrem bisherigen Heim zu bleiben, um fünf Prozent weniger als 2009. Auch wollen nur noch rund 28 Prozent warten, dass die Preise fallen. Das ist immerhin ein Viertel weniger als im Vorjahr. Und wirklich viel bringen wird die Warterei ohnehin nicht.

 

Exkurs: Wo das Wohnen richtig ins Geld geht

Im Westen Österreichs ist Wohnen deutlich teurer als im Osten. Kitzbühel ist das teuerste Pflaster Österreichs, Innsbruck ist die teuerste Landeshauptstadt. 3220 Euro pro Quadratmeter im Median muss man in Innsbruck für eine Eigentumswohnung im guten Zustand hinblättern, dahinter folgen Salzburg mit 2921 Euro und Wien mit 2688 Euro. Am günstigsten sind St. Pölten mit 1290 Euro und Eisenstadt mit 1217 Euro. Richtig teuer wird es neben den Landeshauptstädten vor allem in den Ferienregionen. Über allen thront Kitzbühel. Im Promi-Mekka kostet der Quadratmeter Eigentum stolze 4876 Euro.
Auch bei den Mietpreisen liegt Innsbruck mit 10,7 Euro je Quadratmeter an der Spitze, dahinter folgt wiederum Salzburg mit 9,5 Euro. Am günstigsten wohnt man in Klagenfurt, St. Pölten und Eisenstadt zur Miete (6,6 Euro). Am heterogensten sind die Mieten in Wien. Sie reichen von sieben Euro in den Randbezirken bis 15 Euro in Innenstadtlagen.

 

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