Montag, März 17, 2025

Wir haben drei der wichtigsten Managerinnen und Manager der heimischen Energiebranche zu brennenden Themen befragt: Erwartungen für 2015 und Herausforderungen auf europäischer Ebene.

Welche Erwartungen haben Sie für 2015? Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihr Unternehmen beziehungsweise die gesamte E-Wirtschaft in Österreich?
 
Susanna Zapreva, Geschäftsführerin Wien Energie:
Die größten Herausforderungen für dieses Jahr sehe ich nach wie vor in der Energiewende. Unter Energiewende verstehe ich einerseits die Wendung des Trends des Energieverbrauchszuwachses zu Energieverbrauchsreduktion andererseits den zunehmenden Einsatz der erneuerbaren Energien statt Atomkraft und fossilen Ressourcen.
Dafür die richtigen Rahmenbedingungen – wie zum Beispiel ein funktionierendes Marktdesign oder ein zielführendes Energieeffizienzgesetz – zu schaffen, wird von zentraler Bedeutung für die Energie-branche. Daran knüpft auch meine Erwartung für das Jahr 2015. Ich hoffe, dass es uns gelingt, die Energiewirtschaftsbranche wieder zu stabilisieren, sodass die Wunden, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, verheilen können.

Wolfgang Anzengruber, Vorsitzender des Vorstands Verbund AG: Die Stromgroßhandelspreise sind in den letzten Jahren um rund die Hälfte gesunken. Grund dafür sind Überkapazitäten an Strom, die aufgrund hoher Förderungen und der schwachen Stromnachfrage entstanden sind. Wir gehen davon aus, dass sich der Großhandelsstrompreis die nächsten Jahre in etwa auf diesem Niveau einpendeln wird. In unseren Hauptmärkten Österreich und Deutschland positionieren wir uns weiterhin als profitabler Grünstromanbieter und Partner für Energieeffizienzlösungen und energienahe Angebote. Sicher, leistbar und nachhaltig – das werden weiterhin die Forderungen an die Stromversorgung sein, auch wenn sich die Energiebranche radikal verändert.

August Hirschbichler, Vorstandssprecher Salzburg AG: Die erste große Herausforderung ist der mit der Energiewende verbundene Umbau des Energiesystems. Dafür sind notwendige Anpassungen für unser Unternehmen rasch und konsequent umzusetzen, um den Erfolgskurs halten zu können. Zudem stehen wir vor der Herausforderung, die überaus ambitionierten energiepolitischen Ziele der Salzburger Landesregierung, aber auch der Bundesregierung, mit eigenen Projekten zu unterstützen.

Wie sollte Ihrer Meinung nach eine gemeinsame europäische Strategie in Energiefragen aussehen? Welche Themenstellungen sollten rasch gelöst werden?

Zapreva: Die Politik darf sich keinesfalls auf das Thema elektrische Energie beschränken. Österreich ist schon heute bei Ökostrom EU-Spitze. 80 Prozent des erzeugten Stroms kommen aus erneuerbaren Energien. Mehr als zwei Drittel des Energiesektors betreffen europaweit aber die Bereiche Wärme und Verkehr. Hier liegt ein enormes Energieeffizienz-Potenzial. Was den Strombereich betrifft, muss auf EU-Ebene vorrangiges Ziel sein, die Förderlandschaft zu reformieren. Derzeit werden fast alle Strom-erzeugungstechnologien, von Atom über Kohle bis hin zu erneuerbaren Energien, unterschiedlich gefördert. Es müssen für alle Technologien unter dem Prinzip der Kos-
tenwahrheit die gleichen Rahmen- und Marktbedingungen geschaffen werden. Darüber hinaus braucht Europa einen funktionierenden CO2-Markt und ein Marktdesign, das Wettbewerb, Versorgungssicherheit und Klimaschutz garantiert.

Anzengruber: Die europäische Energielandschaft wird kleinteiliger und dezentraler, der Ausbau der neuen erneuerbaren Energien nimmt zu, immer mehr Verbraucher speisen den selbst erzeugten Strom ins Netz ein. Für diese neue Energiewelt braucht es stabile und intelligente Netze sowie Lösungen, um Strom in großen Mengen speichern zu können. Langfristig brauchen wir flexible Erzeugungskapazitäten, die wir erhalten beziehungsweise ausbauen müssen. Wir sprechen uns für eine rasche europäische Marktintegration und den Abbau noch bestehender Markthemmnisse aus.

Hirschbichler: Europa braucht eine Harmonisierung, eine Vereinheitlichung der regulatorischen Rahmenbedingungen. Die Mitgliedsstaaten brauchen ein gemeinsames Zielbild, um abgestimmt unsere Zukunftsthemen, wie etwa Smart Grids, Smart Metering, den Ausbau der erneuerbaren Energien oder Tarifstrukturen, im Sinne einer sicheren und leistbaren Energieversorgung sicherstellen zu können.

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