Mittwoch, April 23, 2025

Wie ein Damoklesschwert schwebt der Mangel an Fach- und Führungskräften über der heimischen Wirtschaft. Während viele Unternehmen vor allem auf politische Lösungen hoffen, übernehmen andere selbst Verantwortung und starten interne Traineeprogramme, die den Nachwuchs sichern sollen.

In Österreich herrscht nach wie vor ein akuter Fachkräftemangel. Laut einer market-Studie haben sieben von zehn österreichischen Unternehmen Probleme, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. In der Industrie gilt das sogar für 90 Prozent der Betriebe. Dieser Fachkräftemangel macht mitunter erfinderisch. So setzt etwa die Strabag im kaufmännischen und technischen Bereich auf ein internes Traineeprogramm zur Sicherung des Nachschubs an Fach- und Führungskräften. Elf bis 15 Monate dauert das Praxis- und Entwicklungsprogramm, das Uni- und FH-Absolventinnen und -Absolventen den Einstieg in das Berufsleben erleichtern soll. »Damit wollen wir gut ausgebildete Hochschulabsolventinnen und -Absolventen in relativ kurzer Zeit mit dem Konzern vertraut machen und sie auf die künftigen verantwortungsvollen Positionen vorbereiten«, erklärtdie Trainee-Verantwortliche Daniela Weichsler vom Human Ressource Development der Strabag. »Unsere Erfahrungen zeigen, dass Absolventinnen und Absolventen des Traineeprogramms bei entsprechendem Engagement und Leistung in ihrer Karriereentwicklung schneller voranschreiten können.«

Breit gefächert

In den letzten fünf Jahren haben insgesamt 390 Personen bei der Strabag ein Traineeprogramm absolviert. Für 2014 ist die Aufnahme von weiteren 100 Personen ge­plant. Einer, der seit Juli 2013 dabei ist, ist Michael Prasser. Der 25-jährige Südsteirer hat Baumanagement und Ingenieurbau an der FH Joanneum Graz studiert und ist aktuell in der Zentralen Technik in Wien, Abteilung Schlüsselfertigbau, im Einsatz. »Mein Aufgabengebiet umfasst die Unterstützung der hiesigen Teams bei der Angebotserstellung für internationale Großprojekte und ihre Betreuung in der Ausführungsphase«, erklärt Prasser. Nach dieser Station geht es zur internen Revision nach Köln, zurück nach Wien zum Contract Management und schließlich zum Auslandseinsatz in den Oman. Nach Abschluss des Programms wird Prasser voraussichtlich als Techniker in Klagenfurt eingesetzt. Vom Traineeprogramm erhofft sich Prasser einen guten Überblick über die Konzernfelder und die Struktur des Konzerns. »Durch die Einarbeitung in die verschiedenen Themengebiete und die umfangreichen Weiterbildungen erhoffe ich mir eine über das Studium hinausgehende Vorbereitung auf meine spätere Tätigkeit. Die internationale Ausrichtung erlaubt mir zudem, berufliche Erfahrung in einem fremden Kulturkreis zu sammeln, in meinem Fall im arabischen Raum.«

Gute Erfahrungen

Auch Harald Unterweger hat sich im Zuge eines Traineeprogramms bei der Strabag einen Überblick über die weit verzweigten Strukturen des Konzerns geschaffen. Von April 2005 bis September 2006 war Unterweger in den verschiedensten Abteilungen tätig, darunter waren Servicebetriebe wie die Bau- Rechen- und Verwaltungszentrum GmbH BRVZ, die Baumaschinentechnik International GmbH BMTI oder der Zentralbereich TPA, die Gesellschaft zur Optimierung von Technischen Prozessen, Arbeitssicherheit und Qualität. »Das Traineeprogramm hat mir die Möglichkeit geboten, die unterschiedlichsten Bereiche im Konzern kennenzulernen,verschiedene Aufgabengebiete zu sehen und Hintergründe zu begreifen.«

Individuell angepasst

Inhaltlich wird das Traineeprogramm auf die jeweiligen Anforderungen der Nachwuchskraft abgestimmt. Die HR-Abteilung legt gemeinsam mit der operativen Einheit inhaltliche Schwerpunkte fest. Diese wesentlichen Bestandteile der Ausbildung richten sich dabei nach der späteren Zielposition des Trainees. So liegt in der technischen Ausbildung der Fokus hauptsächlich im praktischen Bereich, wie etwa in der Arbeitsvorbereitung sowie im direkten Baustelleneinsatz. Die Trainees werden aber auch in einigen kaufmännischen Bereichen wie der Kalkulation oder dem Einkauf geschult. Und auch der Themenkreis Recht findet Eingang in den Ausbildungsplan.

Unter realen Bedingungen sollen fachliche Lücken geschlossen und bestehende Fähigkeiten weiter ausgebaut werden. Daneben soll aber auch Handwerkszeug vermittelt werden, das über den eigentlichen Arbeitsbereich der späteren Fach- und Führungskraft hinausgeht. Wie viel sich die Strabag das Traineeprogramm Jahr für Jahr kosten lässt, will Daniela Weichsler nicht verraten. Nur so viel: »Neben einer marktgerechten Vergütung der Trainees investiert der Konzern in individuelle Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, die intern und extern erfolgen können.« Der jeweilige Traineeplan beinhaltet verschiedene Ausbildungsstationen, pro Station gibt es einen verantwortlichen Betreuer, welcher neben seiner Haupttätigkeit Ansprechpartner und Wissensträger für den Trainee ist. Jeder Teilnehmer am Programm bekommt während seiner gesamten Traineezeit einen Mentor zur Seite gestellt, der für die Entwicklung des Trainees mitverantwortlich ist und diesen beim Aufbau eines Netzwerks im Konzern unterstützt. »Damit wollen wir die persönlichen und fachlichen Kompetenzen durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen entwickeln. Das Traineeprogramm bietet zukünftigen Schlüsselarbeitskräften einen guten Überblick über die Dienstleistungen und die Struktur des Konzerns. Das Durchlaufen mehrerer Unternehmensbereiche ermöglicht es, Netzwerke zu bilden und fördert die innerbetriebliche Kommunikation und Zusammenarbeit«, erklärt Weichsler.

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