Dienstag, April 22, 2025

Österreich befindet sich aktuell in einer leisen Abwärtsspirale, das bescheinigt der jüngste europaweite Konjunkturbarometer von Marketagent.com, der zweimal jährlich mit knapp 8.000 Online-Interviews in 16 Ländern der DACH- und CEE-Region eine Momentaufnahme der Stimmungslage liefert.

Anders als die Deutschen und Schweizer wollen die Österreicher von einer Wirtschaftsbelebung derzeit noch nichts spüren. Der Jobmarkt und steigende Lebenshaltungskosten drücken Herrn und Frau Österreicher heute stärker aufs Gemüt als noch vor zwei Jahren. Was die Lebensbedingungen im eigenen Land betrifft, verliert Österreich aus Sicht seiner Bürger zunehmend den Anschluss zur europäischen Spitze. Trotzdem zeichnet die Trendstudie insgesamt ein rosiges Bild von Österreich - verglichen mit dem restlichen Europa.

Österreich war Anfang 2012 noch Spitzenreiter in Europa und in einem Atemzug mit der Schweiz zu nennen, wenn es um Lebensqualität ging. „Keine Frage, Österreich mischt nach wie vor mit den europäischen Vorzeigenationen mit und zählt zu den lebenswertesten Ländern Europas“, erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.com. „Die jüngsten Ergebnisse zeigen jedoch, dass das europäische Stimmungstief auch unser Land einholt.“ Zwar hat die Alpenrepublik europaweit derzeit die zweithöchste Lebenszufriedenheit (81,9%) und empfundene Lebensqualität (77,5%) und liegt hier beispielsweise weit vor Deutschland (71,8% bzw. 64,5%). Wie die aktuellen Umfrage-Ergebnisse jedoch zeigen, fällt Österreich in Punkto Lebensqualität zunehmend hinter der Schweiz (86,7%) ab und verliert damit augenscheinlich den Anschluss zur europäischen Spitze. Eine schleichende Entwicklung in Richtung restliches Europa könnte bevorstehen.

Lebensqualität - die fetten Jahre sind vorbei
So musste Österreich bereits Anfang 2012 den ersten Platz im Lebensqualitäts-Ranking an die Schweiz abtreten. Schätzten damals noch fast 9 von 10 Österreichern (88,6%) die Lebensqualität hierzulande sehr oder eher hoch ein, so sind es aktuell nur noch etwas mehr als drei Viertel (77,5%). Damit ist die empfundene Lebensqualität hierzulande in so kurzer Zeit überdurchschnittlich stark gesunken (minus 11,1 Prozentpunkte). Vereinfacht könnte man sagen, mehr als jeder zehnte Österreicher bewertet die Lebensbedingungen hierzulande aktuell schlechter als noch vor knapp 2 Jahren. Dennoch liegt diese auch noch zum jetzigen Zeitpunkt mit einem Plus von 53,4 Prozentpunkten weit über dem europäischen Schnitt (24,1%).

Jobmarkt belastet Österreicher
Insbesondere der Arbeitsmarkt und die heimische Wirtschaft belasten die Österreicher heute stärker als noch vor knapp 2 Jahren, so das Ergebnis der Europa-Trendstudie von Marketagent.com. In beiden Kategorien haben sich die Werte binnen kurzer Zeit auffällig verschlechtert. Hielt Anfang 2012 noch jeder vierte Österreicher (22,7%) die Jobsuche für einfach, ist es aktuell nur noch jeder sechste (15,9%). Zum Vergleich: In Deutschland sind 24 Prozent optimistisch, in der Schweiz 22 Prozent. Im Gegensatz zum restlichen Europa herrscht in der DACH-Region aber immer noch Optimismus vor. Quer über alle Länder sind nur 6 Prozent zuversichtlich, was die Jobsituation betrifft.

Vertrauenskrise gegenüber wirtschaftlichem Aufschwung
Während das Vertrauen in den Finanzsektor europaweit weiterhin im Sinken begriffen ist („eher geringes/überhaupt kein Vertrauen“ Jan. 2012: 42,3%; Sept. 2013: 48,2%), kommt die europäische Wirtschaft nach Eindruck der Europäer langsam wieder in Fahrt („sehr/eher gut“ Jan. 2012: 14,5%; Sept. 2013: 23,4%). Vor allem in den deutschsprachigen Nachbarländern steigt der Optimismus wieder an. Zwar wird die heimische Wirtschaft deutlich positiver als in der CEE-Region erlebt, anders als die Deutschen und Schweizer (Jan. 2012: DE 55,0%, CH 54,0%; Sept. 2013: DE 60,1%; CH 63,1%) wollen die Österreicher von einer  Wirtschaftsbelebung derzeit aber noch nichts spüren. Ganz im Gegenteil, das Vertrauen in die heimische Wirtschaft ist seit Anfang 2012 hierzulande sogar leicht gesunken (Jan. 2012: 44,3%; Sept. 2013: 39,1%).
   
84 Prozent leben teurer als vor 1 Jahr
84 Prozent der Österreicher müssen heute gefühlsmäßig tiefer für ihren Lebensunterhalt in die Tasche greifen als noch vor 1 Jahr. Nach Meinung knapp jedes Dritten (30,8%) sind die Lebenserhaltungskosten hierzulande sogar deutlich gegenüber 2012 gestiegen. Damit ist man hierzulande, verglichen mit dem restlichen Europa, verhältnismäßig am unzufriedensten mit der Entwicklung der wahrgenommenen Lebenshaltungskosten. Dennoch: Trübsal blasen die Österreicher derzeit noch nicht. 37 Prozent der Österreicher geben heute gefühlt mehr für privaten Konsum aus als noch vor 1 Jahr. Hier kann die Konsumlaune der Österreicher auf jeden Fall mit jener der Deutschen (34,2%) und Schweizer (25,9%) mithalten.

Mehrheit wünscht sich Veränderung im Land
Das Vertrauen der Europäer in die Politik scheint noch für länger unwiederbringlich verloren. Derzeit haben nur 6 Prozent der Europäer Vertrauen in die heimischen Volksvertreter. Auch hierzulande ist die Unzufriedenheit groß. Angesichts des ausgeprägten Reformwunsches der Österreicher wird es die neue Regierung nicht leicht haben. 7 von 10 Österreichern wünschen sich aktuell Veränderungen im eigenen Land (70,8%). Größer ist der Ruf nach politischem Umbruch derzeit lediglich in Bulgarien (84,1%), Tschechien (81,7%), Italien (79,6%) und Kroatien (72,8%).

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