Sonntag, April 20, 2025
Papierverarbeitende Industrie unter Druck
Marko Bill Schuster (stellvertr. Obmann), Fachverbandsobmann Georg Dieter Fischer und Geschäftsführer Martin Widermann (v.li.) präsentierten die Jahresbilanz des Fachverbands der industriellen Hersteller von Papier- und Kartonprodukten (Propak).

Die Papier- und Kartonindustrie verzeichnete im Vorjahr ein historisch schlechtes Ergebnis. Für 2024 zeigt sich der Fachverband Propak „vorsichtig optimistisch“ – durch innovative und nachhaltige Produkte sei man resilient aufgestellt.


2023 war kein gutes Jahr für die meisten der 87 Produktionsbetriebe der papier- und kartonverarbeitenden Industrie. Die abgesetzte Menge fiel um 9,1 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen, die Exporte gingen sogar noch stärker zurück. Die Gründe sind vielfältig: Große Lagerbestände, aber auch hohe Kosten, vor allem bei Personal und Rohstoffen, bremsen die Unternehmen, wie Verbandsobmann Georg Dieter Fischer bei der Bilanzpräsentation betonte: „Die Propak-Industrie hat kein strukturelles Problem. Sie hat ein Problem mit den Märkten und den Rahmenbedingungen.“

Die im europäischen Vergleich hohe Inflation in Österreich habe zu überdurchschnittlich hohen KV-Abschlüssen geführt. In den letzten Jahren seien die Arbeitskosten um 20 Prozent gestiegen, in Deutschland hingegen nur um zwölf Prozent. Rund ein Viertel der Aufwendungen entfallen bereits auf Arbeitskosten, rechnete der stellvertretende Propak-Obmann Marko Bill Schuster vor. Dadurch habe sich Österreichs Wettbewerbsposition verschlechtert.

Neue gesetzliche Regelungen wie das Lieferkettengesetz, oder die geplante Verpackungsverordnung PPWR belasten die Branche zusätzlich. Der derzeit in Begutachtung befindliche Entwurf berücksichtigt durch das gemeinsame Engagement von Propak und den europäischen Verbänden nunmehr die besondere Kreislauffunktion von Papier- und Kartonverpackungen – eine wesentliche Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Fassung, wie Propak-Geschäftsführer Martin Widermann erklärt: „Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings die Gefahr eines deutlich erhöhten bürokratischen Aufwands. Es bleibt abzuwarten, wie die nationale Umsetzung aussehen wird.“

Grüne DNA
Zwei Drittel der produzierten Mengen gehen in den Export, mehr als die Hälfte davon nach Deutschland. Durch die schwächelnde Konjunktur falle das Nachbarland als „Lokomotive“ zusehends aus, dennoch erwartete Fischer für das laufende Geschäftsjahr bei den Absatzmengen ein kleines Wachstum von ein bis zwei Prozent: „Es ist den Unternehmen gelungen, einigermaßen die Preise zu halten.“ Ein Drittel der Mitgliedsbetriebe überlegt laut einer Umfrage, Teile der Produktion an andere Standorte auszulagern. Im Vorjahr wurden in der Branche zwei Prozent der Arbeitsplätze abgebaut.

Die Abkehr von Kunststoffverpackungen könnte indessen der Branche zugute kommen. In puncto Nachhaltigkeit seien Papier und Karton Vorzeigeprodukte und im Alltag unverzichtbar, so Fischer: „Unsere DNA ist grün.“ Derzeit liegt die Recyclingquote von Altpapier bei durchschnittlich 75 Prozent, in manchen Branchen über 90 Prozent. Papierfasern bleiben mindestens 25mal im Umlauf.

Meistgelesene BLOGS

Josef Muchitsch
23. Dezember 2024
Die Entscheidung, die KIM-Verordnung auslaufen zu lassen, ist ein wichtiger Erfolg für die Bauwirtschaft und alle Beschäftigten. Ursprünglich eingeführt, um den Immobilienmarkt zu regulieren, hat die ...
Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...

REPORT | Meistgelesen

Log in or Sign up