Dienstag, Mai 06, 2025
Die große Umfrage: Home Office
Foto: Thinkstock

Corona hat die Arbeitswelt neu definiert. Im April 2020 arbeiteten 42 % der österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Homeoffice. Dieser Anteil ist inzwischen wieder geschrumpft – dennoch deutet viel darauf hin, dass flexiblere Arbeitsstrukturen auf Dauer ihren Platz finden: Die nötige IT-Infrastruktur ist nun vorhanden, teilweise werden bereits Büroflächen reduziert. Report(+)PLUS hat in drei Unternehmen nachgefragt, ob sie Homeoffice auch in Zukunft als gute Option sehen. 

1. Wie hat sich Homeoffice in Ihrem Unternehmen bewährt?

Kristina Knezevic, Country Managerin Österreich XING

Als digitales Unternehmen war Homeoffice für uns immer schon gelebte Praxis und daher keine Konsequenz der Krise. Es macht aber einen großen Unterschied, ob man immer wieder von zu Hause arbeitet oder permanent. Für uns war daher die Frage viel wichtiger, wie wir unsere Unternehmenskultur auch digital mit Leben füllen können, wenn plötzlich alles remote abläuft. Also – wie schafft man gemeinsame, digitale Erlebnisse, wo findet Begegnung statt, wo hat auch der informelle persönliche Austausch Platz, usw.

Markus Neumayr, Geschäftsführer Ramsauer & Stürmer Software OG

Das Arbeiten im Homeoffice hat sich bei Ramsauer & Stürmer in den letzten Monaten verhältnismäßig gut bewährt, wenngleich wir am Anfang natürlich auch einige Dinge lernen mussten. Es macht einen Unterschied, ob einzelne MitarbeiterInnen tageweise oder plötzlich die ganze Mannschaft auf Dauer von zu Hause arbeitet. Mittlerweile hat es sich aber, mit allen Vor- und Nachteilen, gut eingespielt. Für MitarbeiterInnen, die lieber im Büro arbeiten, haben wir dadurch auch genügend freie Räumlichkeiten, um gut Abstand halten zu können.

Denise Smetana, Geschäftsführerin Haring Group Bauträger GmbH

Wir waren eigentlich positiv überrascht, dass wir den Betrieb so rasch auf Homeoffice umstellen konnten. Wir waren dafür schon gut gerüstet und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten ihre Aufgaben auch von zu Hause aus gut erledigen. Je nach Abteilung gab es jedoch Unterschiede. Marketing, Rechnungswesen und teilweise auch die Architektur ließen sich ohne Probleme in die eigenen vier Wänden verlegen. Beim Vertrieb, der Vermietung, dem Projektmanagement und der Bauleitung konnten wir die Zeit zwar gut überbrücken, aber langfristig ist für diese Bereiche Home-
office keine Lösung.


2. Wo sehen Sie Nachteile?

Kristina Knezevic

Wenn man ausschließlich remote arbeitet und sich nur in Videokonferenzen sieht, muss man darauf achten, dass die Nähe zu Kollegen und Mitarbeitern nicht verloren geht. Ich bin aber absolut überzeugt, dass mehr Flexibilität und Selbstbestimmtheit unseren Arbeitsalltag kreativer und leistungsfähiger machen (solange dies auf Freiwilligkeit beruht). Und ja, viele Führungskräfte werden ihr Führungsverständnis überdenken müssen – aber auch das ist alles andere als ein Nachteil. Umfragen unter unseren Mitgliedern auf XING zeigen übrigens auch, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich diese Freiheit und Flexibilität nicht mehr nehmen lassen wollen.

Markus Neumayr

Ein Nachteil von überwiegendem Homeoffice liegt mit Sicherheit darin, dass zwischenmenschliche Kontakte verloren gehen, die sich mit Web-Konferenzen einfach nicht ersetzen lassen. Das betrifft Kunden wie MitarbeiterInnen. Im direkten Austausch ist es wesentlich einfacher, die eigenen Emotionen zu transportieren und die Stimmung des Gegenübers zu erfassen, als über den Bildschirm. Auch der Zusammenhalt im Team leidet, wenn man sich kaum persönlich sieht, Abstimmungswege verlängern sich und besonders neue KollegInnen können sich schwerer in ihr Team und ins Unternehmen einleben.

Denise Smetana

Ganz klar fehlt uns im Team der soziale Kontakt und das Miteinander. Das sind schon wichtige Werte im Unternehmen. Auch die Kommunikation ist im Büro oft schneller und direkter, im Homeoffice muss man länger auf Antworten warten. Arbeitsprozesse ziehen sich teilweise in die Länge und sind aufwendiger, einfach weil der Koordinationsaufwand größer ist.


3. Werden Sie auch nach der Pandemie an flexiblen Arbeitsmodellen festhalten?

Kristina Knezevic

Wir werden künftig weiterhin eine Mischform aus Remote Work und Präsenzarbeit haben, also ein hybrides Modell – ganz nach dem Motto: »Das Büro ist, wo du bist«. Wie schon gesagt, wir sind überzeugt, dass es diese Flexibilität braucht. Wir sind aber ebenso davon überzeugt, dass das Büro als Begegnungsstätte sehr wertvoll ist. Es ist daher wichtig, attraktive Büros zur Verfügung zu stellen, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch einen Sinn und Nutzen gegenüber dem Homeoffice bieten.

Markus Neumayr

In gewissen Bereichen hatten unsere MitarbeiterInnen bereits vor der Pandemie die Möglichkeit, tageweise von zu Hause aus zu arbeiten. In den letzten Monaten hat sich jedoch gezeigt, dass das ortsungebundene Arbeiten in allen Abteilungen von R&S relativ gut funktioniert. Wir werden ein gewisses Homeoffice-Kontingent daher auch nach der Pandemie für alle beibehalten und haben dafür auch schon entsprechende Maßnahmen gesetzt. Was die zeitliche Komponente angeht, haben unsere MitarbeiterInnen seit jeher einen relativ großen Spielraum und das soll auch so bleiben.

Denise Smetana

Dauerhaftes Homeoffice werden wir wohl eher nicht einführen. Wir freuen uns schon wieder darauf, wenn alle im Büro sind! Wir schätzen den persönlichen Kontakt zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr und vor allem auch die leichtere Kommunikation, davon profitieren wir alle. Außerdem haben wir einen besonderen Teamgeist im Unternehmen, die Motivation im Büro ist also auch eine ganz andere. Das ist nicht zu ersetzen.

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