Samstag, April 19, 2025
Gegen die Pleitewelle rüsten

Umsatzeinbrüche, inkulante Vermieter, unzureichende Förderungen – die Liquiditätssorgen von Österreichs Unternehmen werden immer größer. „Niemand sollte sich zu sehr auf den Staat oder die Kulanz der Banken verlassen“, rät Finanzexperte Peter Androsch, Geschäftsführender Gesellschafter der Austrian Credit Insurance Counsil (A.C.I.C.).

„Ich rate derzeit nicht nur angeschlagenen, sondern auch soliden Betrieben zum Aufbau von Liquidität. Denn bei der unausweichlichen Konsolidierungswelle wird es gute Gelegenheiten zu Akquisitionen geben.“ Vor allem in Lieferforderungen und Verbindlichkeiten schlummere oft ungeahntes Cash-Potenzial.

Bei KMU entfallen im Schnitt mehr als 20 % der Bilanzsumme auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Damit sind diese die größte Einzelposition auf der Aktivseite der Bilanz. Alle Unternehmen, die ihren Kunden laufend Zahlungsziele einräumen, tragen daher ein besonders hohes Risiko für Zahlungsausfälle, das unbedingt abgesichert werden sollte. Umgekehrt ist derzeit in einigen Branchen schon einiges an Geschick notwendig, um von den Kreditversicherern noch neue Deckungszusagen zu bekommen.

Wer eine Kreditversicherung abgeschlossen hat, kann im zweiten Schritt seine Forderungen laufend oder einmalig an Factoring-Banken übertragen und bekommt dafür sofort Geld. Sollte der Kunde die Forderungen nicht begleichen können, springt die Versicherung ein“, erklärt Androsch. Die durch den Forderungsverkauf generierte Liquidität kann in weiterer Folge unter anderem zur Begleichung eigener Verbindlichkeiten genützt werden. Das verkürzt die Bilanz, erhöht die Eigenkapitalquote und verbessert die Bonität.

Ein ähnliches Prinzip zur Liquiditätsgenerierung kann auch beim Einkauf von Waren genutzt werden. „Die Unternehmen bezahlen dabei ihre Waren wie gewohnt erst rund 60 Tage nach der Lieferung. Trotzdem können sie alle im aktuellen Niedrigzinsumfeld besonders attraktiven Skonti und Sofortzahlungsrabatte nutzen, weil eine Factoring-Bank das Geld vorstreckt und die Lieferanten sofort bezahlt. Eine Win-Win-Situation für alle Seiten“, rechnet der Experte vor. Bei Unternehmen mit hohen Lagerbeständen sollte zudem auch eine Lagerfinanzierung geprüft werden, weil dadurch weiteres Umlaufvermögen in Liquidität verwandelt werden kann.

„Cash ist King. Wer jetzt möglichst viel davon aufbaut, der wird bei der sich anbahnenden Konsolidierungswelle nicht nur viele Übernahme-Gelegenheiten vorfinden, sondern diese auch tatsächlich nützen können, denn damit werden Finanzierungslinien frei für langfristige Engagements“, zeigt sich Androsch pragmatisch.

 

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