Samstag, April 19, 2025
Gut geschützt

Risse an Putzfassaden sind nicht nur optisch störend. Ist die Schutzhülle des Gebäudes nicht mehr intakt, kann auch das Mauerwerk Schaden nehmen.

Die häufigsten Schäden an Putzfassaden sind Rissbildungen. Sie beeinträchtigen zunächst das optische Erscheinungsbild, weitaus schlimmer sind aber die möglichen Folgen: Durch die Risse und Löcher im Putz oder gar flächige Abplatzungen kann Niederschlagswasser in tie­fer liegende Schichten des Außenmauerwerks eindringen. Das Gebäude wird feucht und die Bausubstanz dauerhaft geschädigt.

Natürlich können Putzschäden auch altersbedingte Gründe haben. Der Putz verliert im Laufe der Jahre die Haftung, er wird porös und bröselt ab. Tritt der Schaden jedoch schon wenige Wochen oder Monate nach der Fertigstellung auf, liegt meist ein technischer Mangel vor – entweder putzbedingt oder putzgrund- bzw. konstruktionsbedingt.

Dabei wird zwischen Rissen unterschieden, die ausschließlich im Putz auftreten, sowie Rissen, die primär im Bauteil oder im Putzgrund entstehen und sich später im Putz fortsetzen. Wird ein Putzschaden nur oberflächlich überdeckt, ohne der Ursache nachzuforschen, kann er schon nach kurzer Zeit wieder auftreten. Fachleute können anhand der WTA-Richtlinien recht eindeutig die Festigkeit und Saugfähigkeit des Putzes beurteilen. Hohlstellen werden durch Abklopfen lokalisiert. Nicht immer muss bei der Sanierung der gesamte Putz entfernt werden.

Verarbeitungsfehler

Putzbedingte Risse sind das Resultat falscher Materialwahl oder mangelhafter Ausführung. Sackrisse sind kurze, überwiegend horizontal verlaufende Risse, die bei zu dickem oder zu weichem Putzauftrag auftreten oder wenn dieser schlecht haftet. Schwindrisse sind netzförmige Risse, die entstehen, wenn kein ausreichender Verbund zwischen den einzelnen Putzlagen vorhanden ist. Bei Schrumpfrissen trocknete die Putzoberfläche zu rasch aus.

Putzbedingte Schäden lassen sich mit relativ geringem Aufwand beseitigen. Bei ruhenden Rissen kommen spezielle Renovierputze zum Einsatz, die nach einer Imprägnierung des Untergrundes in zwei Schichten aufgetragen werden. Sie verdecken den Riss nicht, sondern füllen ihn mit einer mikroporösen Beschichtung auf Kunstharzbasis. Sind noch Rissbewegungen vorhanden, muss zwischen dem alten Putz und dem Putzträger eine Trennschicht angebracht werden. Ein Glasfasergewebe zur Armierung sorgt für Festigkeit und Ausgleich.

Ruhend oder dynamisch

Schwieriger gestaltet sich die Sanierung von konstruktionsbedingten Rissen, die aufgrund von Lage-, Form- oder Volumenveränderungen entstehen. Diese können in der Regel nicht durch putztechnische Maßnahmen behoben werden. Kurze Bauzeiten und unzureichende Austrocknung des Rohbaus erhöhen das Risiko von Rissen beträchtlich. Hohe Beanspruchung und unterschiedliche Eigenschaften benachbarter Putzflächen sollten deshalb schon bei der Planung berücksichtigt werden. Zusätzliche technische Maßnahmen vor dem Putzen (z.B. Bewehrung, Armierung, Bewegungsfugen) minimieren das Schadensrisiko ebenfalls.

Ein typisches Schadensmuster sind Kerbrisse, die aufgrund von Spannungen vorwiegend an den Ecken von Fenster- oder Türöffnungen auftreten und sich von dort diagonal fortsetzen. Fugenrisse zeigen dagegen ein regelmäßiges Rissbild, das den Fugenverlauf des Putzgrundes nachzeichnet. Bei Mauerwerk werden diese Risse als Stein-Putz-Risse bezeichnet.

Bei der Instandsetzung von konstruktionsbedingten Rissen ist vorab zu klären, ob die Verformungen bereits abgeschlossen sind oder in Zukunft mit weiteren Rissen zu rechnen ist. Bei wechselnder Temperatur oder Durchfeuchtung kann sich die Rissbreite zudem zyklisch verändern.

Bei geradlinig verlaufenden Rissen können Dehnfugen mit Profil oder mit Fugendichtstoff Abhilfe schaffen. Bei einer großen Anzahl von Rissen und wenn weitere Rissbildungen zu erwarten sind, empfiehlt sich eine flächige Instandsetzung. Dieses Sanierungsverfahren erfüllt auch hohe technische und optische Anforderungen.

Zur Überarbeitung von Fassaden mit Stein-Putz-Rissen hat sich die Kombination von mineralischem Armierungsputz, in den alkalibeständiges Glasfasergewebe eingebetttet wird, mit anschließendem Auftrag von wasserabweisendem mineralischen Oberputz bewährt.

Temperaturbedingte Rissbewegungen können durch eine Dämmputzlage reduziert werden. Das gelingt durch eine Entkopplungsschicht zwischen Putzgrund und Oberputz. Die Entkopplungsschicht sollte mindestens 50 mm dick sein. Bewegen sich die Rissränder noch, wird zwischen Putzträger und Untergrund eine Trennschicht aufgetragen. Darüber folgen Schichten aus Dämmputz, Armierungsputz mit vollflächiger Gewebeeinlage und wasserabweisendem Oberputz. Auch Wärmedämmverbundsysteme eignen sich für die Sanierung gerissener Fassaden – durch die Dämmstoffplatten erfolgt eine völlige Entkopplung des Oberputzes vom Putzgrund.

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