Freitag, April 18, 2025

Österreichische Familienunternehmen sind weiter auf Wachstumskurs und haben die Notwendigkeit neuer Technologien und der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse erkannt. Allerdings steigt der globale Wettbewerbsdruck stetig und auch bei der konkreten Planung ihrer Unternehmensnachfolge hinken die heimischen Betriebe im internationalen Vergleich hinterher. Das sind einige der Kernaussagen der neuen Family Business Survey 2016 von PwC Österreich.

Auch wenn sich Österreichs Familienunternehmen über die allgemeine wirtschaftspolitische Lage und Entwicklung besorgt zeigen, blicken sie dennoch optimistisch in die eigene Zukunft: Bereits in den vergangenen zwölf Monaten verzeichneten 60 % der Befragten Unternehmenswachstum und liegen damit im globalen Schnitt. Dieser Trend soll sich künftig fortsetzen und so planen 85 % mit einem mittelfristigen Wachstum in den nächsten fünf Jahren, wohingegen nur 4 % schnell und aggressiv wachsen möchten. Österreichs Familienunternehmen verfolgen hier eine konservativere Wachstumsstrategie als ihre globalen Pendants (15 %). 

Internationaler Wettbewerb macht Druck

Vor allem die umfangreichen gesetzlichen Bestimmungen und bürokratischen Anforderungen seitens der Wirtschaftspolitik, der vorherrschende Arbeitskräftemangel sowie der steigende internationale Wettbewerbsdruck werden in Österreichs Familienbetrieben als größte Wachstumsherausforderungen gesehen.

„Österreichs Familienunternehmen befinden sich nach wie vor auf einem positiven Wachstumspfad. Unter Beachtung ihrer langfristigen Ziele werden sie diesen mit einer konservativen Strategie auch weiter halten können. Trotzdem dürfen sie sich nicht auf ihrem unternehmerischen Können ausruhen, denn der internationale Wettbewerb schläft nicht und wird immer härter“, erklärt Dr. Rudolf Krickl, Partner bei PwC Österreich und Experte für Familienunternehmen. „Entscheidende Felder der nächsten Jahre sind daher die Rekrutierung von qualifiziertem Personal sowie die Entwicklung von neuen Technologien und Innovationen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Familienunternehmen als Exportkaiser

Im Sinne ihrer Wachstumsstrategie setzen viele Familienunternehmen auf das Geschäft im Ausland. So wirtschaften 84 % aller Betriebe über die österreichischen Landesgrenzen hinaus. Die Eroberung neuer Märkte durch diversifizierte Geschäftsfelder steht auch zukünftig auf der Agenda der Unternehmen: 65 % planen in den nächsten fünf Jahren in neue Geschäftsfelder zu expandieren. Damit ist Österreich Spitzenreiter im internationalen Vergleich (50 %), wenn es um den Eintritt in neue Märkte geht.

Ein entscheidender Indikator für diese Entwicklung ist auch die Exportquote. 94 % der Familienbetriebe exportieren bereits Produkte und Dienstleistungen ins Ausland und wollen ihre Exportquote in den nächsten fünf Jahren von 51 auf 58 % steigern. Damit liegen die heimischen Betriebe vor deutschen und internationalen Familienunternehmen, die lediglich zu 82 % beziehungsweise zu 70 % im Export tätig sind. Ein Hauptaugenmerk bei ihrer Internationalisierungsoffensive legen sie dabei auf die wirtschaftliche Lage und die politische Stabilität jener Märkte, die sie erschließen wollen. 

Keine konkrete Nachfolgeregelung

Mehr als die Hälfte der befragten Eigentümerfamilien beabsichtigen, das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren an die nächste Generation weiterzugeben. Nur 4 % befassen sich mit dem Gedanken, ihren Betrieb zu verkaufen. „Die Übergabe eines Familienunternehmens von einer Generation zur nächsten war schon immer eine heikle Angelegenheit. Auch wenn sie sich intensive Gedanken über den Fortbestand ihres Betriebes machen, so verfügen lediglich 8 % der österreichischen Familienunternehmen über eine konkrete und gut dokumentierte Nachfolgeregelung. Hier hinken sie im internationalen Vergleich gewaltig hinterher“, so Krickl.

Im operativen Bereich setzen immer mehr österreichische Betriebe auf familienexterne Expertise. Bereits 75 % der Unternehmen sind durch Manager geführt, die nicht aus der Eigentümerfamilie stammen und lediglich 58 % beschäftigen noch Angehörige der Nachfolgegeneration mit Leitungsfunktionen. Wenn auch der Einsatz von Managern außerhalb der eigenen Reihen hoch ist, so verhalten sich Familienbetriebe restriktiver, wenn es um den Unternehmensbesitz geht: Gerade einmal 17 % der Unternehmerfamilien in Österreich teilen ihr Firmeneigentum mit Nicht-Familienmitgliedern, im internationalen Vergleich liegt dieser Wert bei 33 %.

Österreichische Unternehmen mit Vorreiterrolle bei Digitalisierung

„Es scheint, dass Familienunternehmen international gesehen eine gewisse Schwäche bei der Erfassung mittelfristiger Trends haben. Konkret zeigt sich das bei der mangelnden Bereitschaft, sich den vielfältigen Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung proaktiv zu stellen. Erfreulicherweise sehen wir in Österreich ein anderes Bild: Fast 80 % der heimischen Betriebe erkennen die hohe Bedeutung und die Vorteile der Digitalisierung für ihre Geschäftsprozesse – der internationale Vergleichswert liegt hier bei nur 59 %“, konstatiert Experte Rudolf Krickl.

Zudem zeigt die Studie, dass bereits heute rund zwei Drittel der Befragten digitale Technologie als integralen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur sehen. Gleichzeitig ist sich die Mehrzahl der österreichischen Familienunternehmen auch der Risiken und Gefahren durch die Digitalisierung bewusst. Für gefährdet halten sich jedoch lediglich 19 %.    

 

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