Samstag, April 19, 2025
Hartes Business
Das Verteilzentrum Wien-Liesing ist einer von vier Logistikstandorten, die Amazon in Österreich betreibt. Rund 120 Mitarbeiter*innen bereiten die Sendungen für die Zustellung vor. (Bild: Amazon Österreich)

Rund 2.500 österreichische Klein- und Mittelbetriebe verkaufen ihre Produkte über Amazon Marketplace und profitieren von der großen Reichweite des Konzerns. Ein Selbstläufer ist E-Commerce aber nicht.


Die Zahlen sind beeindruckend: Im Vorjahr verkauften rund 2.500 KMU in Österreich ihre Waren über Amazon Marketplace und erwirtschafteten damit Exportumsätze in Höhe von 610 Millionen Euro. Mehr als 2,5 Milliarden Besucher*innen verzeichnet die Plattform pro Monat. Verführerische Werte – doch der Wettbewerb unter den Anbietern ist nicht zu unterschätzen. Ein Listing oder Brand Shop ist zwar schnell eingerichtet, aber um in der Masse aufzufallen, braucht es zusätzliche Aktivitäten und ein gewisses Startkapital.

»Fulfillment by Amazon« (FBA) ist ein Service des E-Commerce-Riesen, das Onlinehändler*innen die Nutzung des Amazon Logistiknetzwerks ermöglicht. Sie können ihre Produkte über die Plattform verkaufen, in den Amazon-Zentren lagern sowie Amazon den gesamten Kundenservice von Verpackung über Versand bis zur Retourenabwicklung überlassen. Eine effektive Methode, das Onlinegeschäft rasch auszuweiten und gleichzeitig den Aufwand möglichst gering zu halten, von der gerade KMU mit beschränkten personellen Ressourcen profitieren. »Viele Seller sind sehr fokussiert auf ihren Heimatmarkt. Durch das europäische Expansionsprogramm von Amazon ist es mit einer automatisierten Lösung, die Listings übersetzt, leichter möglich, andere Märkte zu erschließen«, erklärt Adnan Dzanovic, Marketplace Consultant bei Amazon.

Gratis sind die FBA -Dienstleistungen natürlich nicht. Nicht nur für den Verkäufer-Account fallen monatlich Kosten an, sondern auch für Lager, Versand und Rückerstattung – abhängig von Menge, Größe und Gewicht der Produkte. Zusätzliche Werbemaßnahmen sind ebenfalls kostenpflichtig. Für Verkauf bzw. Vermittlung werden 15 Prozent des Verkaufspreises eingehoben. Um die FBA-Gebühren abzudecken, brauchen Händler*innen somit eine Spanne von gut 40 Prozent. Über das Amazon-Vertriebsnetzwerk sind die Versandkosten trotzdem vergleichsweise günstig – zumal damit zusätzliche Leistungen wie eine optimale Verpackung verknüpft sind.

Lukrativer Höhenflug
Das in Hollabrunn ansässige Unternehmen Yosana, Anbieter nachhaltiger Yoga-, Sport- und Lifestyle-Produkte, ist einer jener Betriebe, die den Service optimal nutzen konnten. Im April 2021, mitten in der Pandemie, von Angelique und Christoph Sturmlechner gegründet, erlebte das KMU einen Höhenflug, der mit ihrem Shopify-Webshop wohl nicht möglich gewesen wäre. Seit der Registrierung auf Amazon Marketplace im September 2022 konnte Yosana den Umsatz jährlich verdoppeln und auch Kund*innen in Deutschland, Italien und Frankreich erreichen. Ein heuer neu gelaunchtes Produkt, dessen Chancen zuvor mittels Analyse-Tool ausgelotet wurden, stieg auf Anhieb zum Amazon Bestseller Nr. 1 auf.
In die Eintragung als EU-Marke und professionelle Produktfotos und Videos zu investieren, machte sich umgehend bezahlt, meint der Firmengründer: »Die höheren Kosten rechnen sich durch die bessere Conversion Rate recht schnell. Bereits im zweiten Monat erwirtschaften wir 10.000 Euro Umsatz.« Neue Marken und Produkte, die bei Amazon gelistet werden, genießen bei Konsument*innen erfahrungsgemäß höheres Vertrauen als eigene Webshops.

Ohne aktives Engagement verkauft sich jedoch auch am virtuellen Marktplatz nichts von selbst. Mit weiteren Produkteinführungen will Sturmlechner 2025 die Markenpräsenz ausbauen. Er rät Newcomern, die Kosten für den Aufbau des Onlinegeschäfts nicht zu unterschätzen: »Warenhandel ist sehr kapitalintensiv. Das komplette Business muss bei Import aus Asien, wie in unserem Fall, bis zu acht Monate vorfinanziert werden.« 

Meistgelesene BLOGS

Josef Muchitsch
23. Dezember 2024
Die Entscheidung, die KIM-Verordnung auslaufen zu lassen, ist ein wichtiger Erfolg für die Bauwirtschaft und alle Beschäftigten. Ursprünglich eingeführt, um den Immobilienmarkt zu regulieren, hat die ...
Nicole Mayer
16. Jänner 2025
Gründe für das neue Excellence Framework EuropeDas aktuelle gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Umfeld in Europa stellt Organisationen vor immer größere Herausforderungen. Exzellente Organisat...
AWS (Amazon Web Services)
07. Jänner 2025
Jedes Jahr fordert Krebs weltweit etwa 10 Millionen Menschenleben, und die WHO geht davon aus, dass die weltweiten Krebserkrankungen bis 2040 um 60 Prozent steigen werden. Während die Welt immer noch ...
AWS (Amazon Web Services)
23. Jänner 2025
Von Maureen Lonergan, VP, Amazon Web Services (AWS) Training and Certification Unternehmen haben bereits viel über generative KI gesprochen und versucht, die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu...
Firmen | News
27. Jänner 2025
Internationale Geschäftsreisen sind ein essenzieller Bestandteil vieler Unternehmen und erfordern eine präzise Planung, um Zeit- und Ressourcenkosten zu minimieren. Gerade im europäischen Markt, wo di...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und Quality Austria suchen wieder die besten Organisationen in Österreich. Bis 15. März haben Organisationen noch die Möglichkeit, sich online au...
Nicole Mayer
29. Jänner 2025
Wie wird sich der Trainingsbereich weiterentwickeln und welche Trends sind nun wirklich gekommen, um zu bleiben? Was erwartet uns 2025 im Bereich der Aus- und Weiterbildungsangebote, um den anderen im...
Alfons A. Flatscher
30. Jänner 2025
Der mündige Wähler hat Konsequenzen gezogen – und er wird es wieder tun.Die Welt befindet sich im Umbruch. Eine konservative Welle rollt: Donald Trump in den USA, Giorgia Meloni in Italien, Javier Mil...

REPORT | Meistgelesen

Log in or Sign up