Samstag, Mai 03, 2025

Das Unternehmen ecoduna hat in Bruck an der Leitha ein Verfahren für die Produktion von Mikroalgen im industriellen Maßstab erfunden und zur Reife geführt.

Ist Österreich als Standort für erfolgreiche Algenzucht für den Weltmarkt geeignet? Die »Algenpioniere« von ecoduna sind davon restlos überzeugt. Nach einigen Jahren Aufbauarbeit ist das Unternehmen aus Bruck an der Leitha heute weltweiter Technologie- und Innovationsführer in der industriellen Algenzucht. »Als Patrioten haben wir uns einfach gedacht: Das muss doch auch in Österreich funktionieren«, erzählt ecoduna-AG-CEO Johann Mörwald.

Trotz lukrativer Übernahmeangebote hatten sich die beiden Unternehmensgründer Franz Emminger und Martin Mohr für den Standort Bruck entschieden. 2013 stieß der ehemalige Hofer-Österreich-Geschäftsführer Mörwald als Managing Partner hinzu. Eine EU-Förderung finanzierte 2012 die erste Demonstrations- und Forschungsanlage, parallel dazu wurden Projekte in Deutschland für Vattenfall und in Dänemark für die Industriegruppe Symbiosis Kalundborg realisiert.

Mit weiteren Investoren – mehr als 400 Aktionären sind heute an Bord – wurden im Laufe der Jahre 20 Millionen Euro für die weitere Entwicklung der industriellen Prozesse aufgebracht. Fünf Millionen Euro davon, zuzüglich weiteren zehn Millionen Fremdkapital, steckt ecoduna in eine neue Algenproduktionsanlage, für die der Spatenstich im Dezember 2016 erfolgte. Die Produktionsstätte der Unternehmenstochter eparella GmbH soll im Vollbetrieb 100 Tonnen Biomasse jährlich auswerfen, bei einem Umsatz von neun Millionen und einem EBITDA von 4,4 Millionen Euro.

»Das erste Obligo wird die Rückzahlung des Bankkredits sein, danach werden wir die Anlage ausbauen. Zur Finanzierung der weiteren Liquidität bereiten wir im Herbst eine weitere Aktienemission vor, weitere Details werden wir in wenigen Wochen präsentieren können«, vertraut der CEO auf den Rückhalt seiner Aktionäre und hofft auf weitere Interessenten. Insgesamt 780.000 Liter Volumen wird der hocheffiziente Bioreaktor umfassen. Die Algen werden in sechs Meter hohen Glasröhren produziert.
 
Strategiewechsel für Mix
War die ursprüngliche Idee der beiden Erfinder, rein mit der Konstruktion und dem Bau von Produktionsanlagen zu reüssieren, entschied man sich bald nach dem Bau des Prototyps, auch selbst in die Produktion einzusteigen. Der Markt für Mikroalgen ist lukrativ, insbesondere die Herstellung von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, auf die sich die Niederösterreicher nun spezialisieren. »Algen irgendwie wachsen zu lassen – das können viele. Unsere patentierten Photo-Bioreaktoren sind das ganze Jahr rund um die Uhr in Betrieb und erzeugen bei Tageslicht laufend Biomasse – sogar bei trübem Wetter und Nebel.« Während Mitbewerber ihre Anlagen ab Oktober in den Winterschlaf schicken, kultivieren die Österreicher zur kalten Jahreszeit eine Mikroalge, die im Waldviertel entdeckt wurde. Ihren Namen möchte der Geschäftsführer aus Wettbewerbsgründen nicht verraten. Mit ihrem hohen Ölgehalt ist sie eine regelrechte »Winter-Fettbombe«. Ihr Einsatz ist bis ins Frühjahr optimal, ab Mai wird sie durch eine andere Alge ersetzt, die auch mit einer Temperatur von 40 Grad im Glashaus zurechtkommt.

Der Clou bei ecoduna: Produktivität und Qualität werden über die jeweils geeignete Algen-Art gesteuert, nicht wie allerorts üblich über die Regelung von Licht und Wärme. Auch in den Anlagenprozessen, in der vertikalen Anordnung der Röhren und der dezentralen Begasung mit CO2 an unterschiedlichen Stellen unterscheidet sich ecoduna vom Rest der Welt.



Foto: Ecoduna-CEO Johann Mörwald weist auf ein breites Anwendungsspektrum in der Algenzucht hin, in der Pharma-, Chemie-, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie sowie in der Energie- und Umwelttechnologie.


Die Stammsammlung beträgt bei ecoduna 150 verschiedene Algentypen, von denen ein Duzend weltweit kommerziell verwertet werden können. Die Industrie steht hier noch am Anfang, Kenntnisse werden nach und nach etabliert, Märkte dazu Schritt für Schritt entwickelt. Der Weltmarkt für Omega 3 wird auf 36 Milliarden Dollar geschätzt, Tendenz steigend. »Die Versorgung der Weltbevölkerung über Fischfarmen ist weder nachhaltig noch attraktiv. Diese werden oft mit Soja gefüttert und haben damit selbst nicht mehr ausreichend Omega 3 im Körper – dieses bekommen Fische nur über die natürliche Nahrungskette«, argumentiert Mörwald.

Mit der neuen Produktionsanlage will ecoduna bis Ende 2017 auf 30 Mitarbeiter wachsen.

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